Formel 1: Red Bull

Red Bull sieht sich 2025 mit starker Konkurrenz konfrontiert, doch Helmut Marko setzt voll auf Verstappens Extraklasse.
Die Formel-1-Saison 2025 steht vor der Tür, und bei Red Bull läuft nicht alles rund. Die Tests in Bahrain ließen Zweifel aufkommen: Ist McLaren schneller? Wie groß ist der Rückstand auf die Konkurrenz? Motorsportberater Helmut Marko bleibt dennoch optimistisch – und setzt voll auf die Klasse von Max Verstappen.
Herr Marko, Max Verstappen glaubt nach den Testfahrten in Bahrain an einen größeren Rückstand auf McLaren. Deshalb befürchtet er, dass es eng werden könnte mit seinem fünften WM-Titel in Folge. Sie sprechen von einem geringeren Rückstand. Wie sind die Kräfteverhältnisse denn jetzt wirklich?
Helmut Marko (81, schmunzelt): Die Verstappens sind eher pessimistisch, ich bin eher ein Optimist. Bei ihnen ist das Glas im Moment halb leer, bei mir halb voll. Grundsätzlich war McLaren in den Tests überlegen. Wäre Bahrain der Saisonauftakt gewesen, hätten sie sicher einen Doppelsieg gelandet. Aber, Vorsicht: Es war kälter als üblich und deshalb muss man Zeiten noch etwas mit Vorsicht genießen. Bei uns ist noch Luft nach oben. Donnerstag ist gut gelaufen, dann war alles nur noch suboptimal. Manche neuen Teile haben funktioniert, manche nicht so. Aber was gut ist: Das Auto reagiert auf Veränderungen am Set-up. Das heißt, im Gegensatz zu letzter Saison sollte es uns jetzt möglich sein, das Auto immer in ein gutes Arbeitsfenster zu bringen. Das war die große Schwäche 2024 und trotzdem ist Max Weltmeister geworden.
Das heißt?
Wenn wir nach unseren Verbesserungen nur noch vielleicht zwei, maximal drei Zehntel hinten liegen, kommt der Max-Verstappen-Faktor ins Spiel. Max ist fähig, im Rennen im Durchschnitt drei Zehntel pro Runde schneller zu fahren als der Rest. Deshalb sind wir glaube ich durchaus nicht chancenlos.
Und wenn das nicht klappt? Kann man Verstappen dann noch halten? Aston Martin kennt den Max-Faktor ja auch…
Jeder würde Max gerne im Team haben. Unsere Aufgabe ist es, ihm ein Auto zur Verfügung zu stellen, mit dem er Rennen und Titel gewinnen kann. Wenn das so ist und davon gehe ich aus, mache ich mir über einen Wechsel keine Sorgen.
Mit das größte Thema in der Formel 1 ist der spektakuläre Wechsel von Lewis Hamilton von Mercedes zu Ferrari. Wie denken Sie darüber?
Als ich vom Wechsel das erste Mal hörte, dachte ich, es ist ein Aprilscherz. Da es aber im Februar passierte, musste ich es glauben. Ich war aber nicht der einzige, der überrascht wurde. Fragen Sie mal Toto Wolff! Man muss Lewis Hamilton aber verstehen. Ferrari ist eine ikonische Marke, bei Mercedes hat er alles erreicht. Zum Abschluss seiner Karriere will er sich noch einmal dieser großen Herausforderung stellen. Es wird nicht einfach für ihn, aber man darf ihn nicht unterschätzen. Er ist ein extrem schwieriger Gegner, wenn er das richtige Umfeld hat und die richtigen Rahmenbedingungen vorfindet. Sprich: Wenn er Vertrauen in die ganze Sache hat.
Lewis hat mit Charles Leclerc als Teamkollegen einen der besten Qualifyer im Formel-1-Fahrerfeld. Wenn Lewis überhaupt eine Schwäche hat, dann im Qualifying. Gegen George Russell hat er in den vergangenen Jahren sehr oft den Kürzeren gezogen, aber auch Bottas war in den Jahren zuvor das ein oder andere Mal schon schneller. Im Rennen ist er immer noch eine Macht. Also wird seine Qualifying-Leistung über seinen Erfolg bei Ferrari entscheiden.
Sie als „Mutter“ aller Talententdecker: Wie lautet Ihre Einschätzung der fünf Rookies, die in dieser Saison ihr Formel-1-Debüt geben werden? Bei „Servus TV “ haben Sie sich dazu schon mal geäußert. Hat sich daran was geändert.
Fangen wir mit Kimi Antonelli an: Er ist ein Fahrer, der es vom Talent her packen kann. Er ist extrem gut vorbereitet, hat 10.000 Testkilometer mit verschiedenen Formel-1-Autos hinter sich, dabei aber schon zwei Autos geschrottet. Er ist mit 18 Jahren eben noch sehr jung. Bei Mercedes lastet auf ihm als Nachfolger von Lewis Hamilton ein enormer Druck. Aber nicht nur auf ihm. Auch auf Toto Wolff, der den Mut gehabt hat, ihm die Chance zu geben. Kimi ist sein Quoten-Max, er will natürlich gerne die Verstappen-Erfolgsstory wiederholen. Also: Das Potential hat Antonelli, entscheidend wird sein, wie er mit dem Druck umgeht.
Sauber-Pilot Gabriel Bortoleto wird ja schon als zweiter Senna gehandelt.
Da habe ich meine Zweifel. Er ist gut, er hat beide Nachwuchsserien auf Anhieb gewonnen. Das ist erst mal ein gutes Zeichen. Aber er hat relativ wenig Siege bei seinen Titeln errungen. Er kann Rennen nach Hause fahren, geht gut mit den Reifen um. Aber vom reinen Speed her fehlt ihm was, um ein großer Champion zu werden.
Jack Doohan bei Alpine?
Er soll seine Zeit in der Formel 1 genießen. Denn die ist begrenzt. Sein Chef Flavio Briatore macht keine Gefangenen, wenn es darum geht, das Alpine-Team zu verbessern. Und wenn er denkt, dass einer der Piloten eine Schwachstelle ist, wird er das Problem lösen. Das hat er in der Vergangenheit oft getan. Es ist ja kein Zufall, dass er Franco Colapinto von Williams zu Alpine gelotst hat. Der scharrt schon mit den Hufen. Es würde mich sehr wundern, wenn Doohan die Saison beendet. Er kann sich nur retten, wenn er extrem gute Leistungen bringt und mit seinem Teamkollegen Pierre Gasly mithalten kann. Allein: Da fehlt mir der Glaube. Sein Auftaktrennen letztes Jahr in Abu Dhabi war dafür nicht gut genug.
Kommen wir zu Oliver Bearman. Der Brite hat für Ferrari schon ein Rennen absolviert, fuhr sogar in die Punkte. Jetzt fährt er die erste volle Saison bei Haas.
Er ist sehr schnell, fährt sehr risikoreich, hatte deshalb auch schon ein paar Unfälle. Entscheidend ist aber, dass er ein Auto am Limit fahren kann. Deshalb traue ich ihm eine große Zukunft zu. Er wird vielleicht ein wenig länger brauchen als Antonelli.
Last but not least: Ihr Pilot Isack Hadjar. Die Frage erübrigt sich, ob Sie ihm eine große Zukunft zutrauen, sonst hätten Sie ihn ja kaum für das Juniorteam Racing Bulls verpflichtet.
Genau. Er hat die Meisterschaft mit nur 22,5 Punkten Rückstand verloren, hat dabei 80 Punkte unverschuldet nicht geholt. Im Gegensatz zu Bortoleto hat er aber vier Rennen gewonnen, also doppelt so viele. Das heißt, dass er sehr schnell ist. Wenn seine Entwicklung weiter in die richtige Richtung geht und er seine Heißblütigkeit in den Griff bekommt, traue ich ihm eine große Zukunft zu.
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