Mit 41 Siegen hat Max Verstappen in Montreal mit dem legendären Brasilianer Ayrton Senna gleichgezogen.
Nach seinem sechsten Saisonsieg beim Großen Preis von Kanada, der gleichzeitig der 100. Erfolg von Red Bull in der automobilen Königsklasse bedeutete, zog Max Emilian Verstappen (25) aus den Niederlande mit dem vermeintlich Größten aller Zeiten gleich. 41 Siege wie der legendäre Ayrton Senna hat er jetzt auf dem Konto. Es ist ein willkommener Anlass für Fans und Insider der Szene sich mal wieder die Frage zu stellen: „Wer ist der beste Pilot aller Zeiten? Und wo ist Verstappen jetzt schon einzuordnen?“
Fest steht: Quervergleiche sind aktuell genauso populär wie unvermeidlich.
Allein: Um sich der Lösung des eigentlich nicht zu lösenden Rätsels wenigstens einigermaßen zu nähern, sollten nicht nur Zahlen als Zeugen gelten. Denn da wären Lewis Hamilton und Michael Schumacher mit jeweils sieben WM-Titeln einsam an der Spitze des imaginären Rankings, gefolgt von Juan-Manuel Fangio mit fünf und Alain Prost und Sebastian Vettel mit vier.
Senna kam auf drei und steht damit auf einer Stufe mit einem Niki Lauda, Jackie Stewart, Jack Brabham oder Nelson Piquet. Verstappen ist jetzt schon der erfolgreichste 25-Jährige der Formel-1-Geschichte, kommt bisher auf zwei Titel. Auf dem Weg zum Dritten ist er kaum noch aufzuhalten.
Ex-Schumacher-Teamchef Eddie Jordan gibt aber zu bedenken: „Man muss auch auf die Fahrer selbst hören: Acht von zehn Piloten aus der Generation von Ayrton und auch danach würden Senna als Besten aller Zeiten nennen. Er ist der Unvollendete, den sein Unfalltod in Imola 1994 unsterblich machte. Er hätte sicher noch drei oder vier weitere Titel gewonnen, hätte das tragischen Rennen ihn uns nicht genommen.“
Auf Fahrer hören: Dieser Rat Jordans wird bestätigt, wenn es um Sennas Image und Aura geht. Lewis Hamilton macht kein Geheimnis draus, „den magischen Senna“ als Vorbild zu haben. Dass er zu Beginn seiner Karriere mit gelbem Helm fuhr, war eine Hommage an den Brasilianer. Noch extremer reagierte Michael Schumacher. Schon 1994 nach seinem ersten WM-Titel gab er im vertrauten Vier-Augen-Gespräch zu: „Ich widme den Titel Ayrton. Denn ich mache mir nichts vor: Wenn Damon Hill mit dem gleichen Auto wie Ayrton bis zum letzten Rennen das Titelrennen offen halten konnte, so ist klar: Ayrton wäre Kreise damit um mich gefahren.“
Noch deutlicher kam seine Verehrung für den Brasilianer in Monza 2000 zum Vorschein. Schumacher stand unter enormem Druck, hatte kurz vorher von einem Herzinfarkt eines engen Freundes erfahren und davon, dass ein Streckenposten im Rennen von herumfliegenden Teilen tödlich getroffen wurde. Als er nach seinem Sieg beim Heimrennen von Ferrari in der Pressekonferenz erinnert wurde, dass er gerade mit Senna gleichgezogen war, brachen aller Schutzmauern, die er sich bewusst in den Jahren zuvor aufgebaut hatte, um in der Öffentlichkeit keine Emotionen zeigen zu wollen.
Schumacher später dazu: „Die Nachricht, dass ich Ayrtons Anzahl an Siegen egalisiert hatte, brachte das Fass zum Überlaufen. Für mich war er immer der Beste. Ich habe mich nie auf eine Stufe mit ihm gestellt. Und auf einmal war da dieser Beleg.“
Verstappen brach beim selben Hinweis am Sonntagabend in Montreal zwar nicht in Tränen aus, zeigte aber trotzdem für seine Verhältnisse große Emotionen: „Ich hasse es, verschiedene Generationen zu vergleichen, aber natürlich ist es etwas Unglaubliches, mit Ayrton gleichzuziehen. Darauf bin ich stolz.“
Ein wichtiger Zeuge bei der nicht objektiv bewertbaren Frage nach dem besten Fahrer aller Zeiten ist Österreichs Formel-1-Legende Gerhard Berger. Der Tiroler war Teamkollege von Ayrton Senna bei McLaren und erlebte als Aktiver auch die Anfänge von Michael Schumacher. Berger zu F1-Insider: „Ich kam zu McLaren und dachte mit vollem Selbstverständnis: Ich bin der Schnellste von allen. Doch dann kam Ayrton. Schnell merkte ich: Gegen den ist kein Kraut gewachsen. Er hatte nicht nur einen irren Grundspeed, sondern auch die totale Bereitschaft alles für den Erfolg zu tun. Irgendwann habe ich mich damit abgefunden, ihn nicht mehr als Gegner zu sehen.“
Berger weiter: „Du merkst sofort, wenn da jemand Besonderes vor Dir steht. Als Michael Schumacher aus dem Nichts plötzlich in der Formel auftauchte, erinnere ich mich an einen Blick von Ayrton, der nichts anderes sagte als: ,Dieser Typ ist speziell, auf den müssen wir achten, der kann uns gefährlich werden.‘ Das wurde ja auch bestätigt. Michael Schumacher und Lewis Hamilton haben zumindest die Vergleiche verdient. Über Max kann ich jetzt aber sagen: Sportlich steht er auf einer Stufe mit Ayrton.“
Auch Ex-Formel-Pilot Marc Surer kann auch eine Geschichte zum Mythos Senna beisteuern. Surer: „1990 ermöglichte mir die ,Auto Zeitung‘, bei einem offiziellen Formel-1-Test in Hockenheim teilzunehmen. Ich konnte den aktuellen Arrows fahren und war von den Zeiten her auch gar nicht schlecht dabei, obwohl ich vier Jahre lang kein Formel-1-Auto mehr fahren konnte. Meine prägnanteste Erinnerung daran aber ist heute noch: Plötzlich tauchte auf einer der langen Geraden der gelbe Helm von Senna hinter mir auf. Mein Puls schlug sofort höher und ich konzentrierte mich darauf, Ayrton nicht zu behindern, geschweige denn, eine Kollision mit ihm zu haben. Das zeigt doch, welche Ausstrahlung Senna und sein gelber Helm auch auf Kollegen hatte.“
Ex-Formel-1-Chef Bernie Ecclestone erklärt die besondere Senna-Aura so: „Senna war der Muhammad Ali der Formel 1. Er steht für jemanden, der den Unterschied machen konnte und auch von seiner Persönlichkeit her deshalb weit über allen stand. Diese besondere Magie hatte in den Fünfzigern ein Juan-Manuel Fangio, in den Sechzigern ein Jim Clark und auch ein Jochen Rindt. Später ein Michael Schumacher. Ich will auch einen Alain Prost nicht vergessen, der die optimale Mischung aus Speed und Rennintelligenz hatte. Ich denke, wir sollten jetzt alle froh sein, mit Max Verstappen gerade jemand beobachten zu können, der in eine eigene Epoche für die Ewigkeit prägt.“
Das Schlusswort gehört Verstappen-Mentor und Förderer Helmut Marko. Der Red-Bull-Chefberater gab dem „Mozart aus Holland“ schon 2015 ein Formel-1-Cockpit beim Red-Bull-Juniorteam Toro Rosso. Er bezeichnete ihn damals als „neuen Ayrton Senna“ und musste für den kühnen Vergleich heftige Kritik ertragen. Marko: „Senna hatte die besonderen Momente, die Max jetzt auch zeigt. Aber ich weiß, dass nur Max die Vergleiche mit Senna auch wirklich verdient hat.“
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Das ist F1-Insider.com
1. Max Verstappen (Niederlande) – Red Bull 1:33:58,348 Std.
2. Fernando Alonso (Spanien) – Aston Martin +9,570 Sek.
3. Lewis Hamilton (Großbritannien) – Mercedes +14,168
4. Charles Leclerc (Monaco) – Ferrari +18,648
5. Carlos Sainz Jr. (Spanien) – Ferrari +21,540
6. Sergio Perez (Mexiko) – Red Bull +51,028
7. Alexander Albon (Thailand) – Williams +1:00,813 Min.
8. Esteban Ocon (Frankreich) – Alpine +1:01,692
9. Lance Stroll (Kanada) – Aston Martin +1:04,402
10. Valtteri Bottas (Finnland) – Alfa Romeo +1:04,432
1. Max Verstappen (Niederlande) – Red Bull 195 Pkt.
2. Sergio Perez (Mexiko) – Red Bull 126
3. Fernando Alonso (Spanien) – Aston Martin 117
4. Lewis Hamilton (Großbritannien) – Mercedes 102
5. Carlos Sainz Jr. (Spanien) – Ferrari 68
6. George Russell (Großbritannien) – Mercedes 65
7. Charles Leclerc (Monaco) – Ferrari 54
8. Lance Stroll (Kanada) – Aston Martin 37
9. Esteban Ocon (Frankreich) – Alpine 29
10. Pierre Gasly (Frankreich) – Alpine 15
1. Red Bull 321 Pkt.
2. Mercedes 167
3. Aston Martin 154
4. Ferrari 122
5. Alpine 44
6. McLaren 17
7. Alfa Romeo 9
8. Haas 8
9. Williams 7
10. Alpha Tauri 2