Max Verstappen im Streit mit dem Automobilweltverband: Der Champion droht sogar mit Rücktritt.
Wer es als niederländischer Formel-1-Weltmeister bis in die Schlagzeilen der ARD-Hörfunknachrichten schafft, der ist auch in Deutschland eine Person des öffentlichen Interesses. Auf Max Verstappen (26) trifft das mittlerweile zu. „Verstappen will zurücktreten“, lautete die Überschrift der Meldung nach dem GP von Singapur.
Hintergrund ist der Streit um vermeintliche verbale Entgleisungen. Verstappen hatte sein Auto in der Pressekonferenz mit dem F-Wort beschrieben und dafür Sozialstunden aufgebrummt bekommen. Er sei ein schlechtes Vorbild für die Jugend, hieß es in der Erklärung der Rennkommissare.
Verstappen, erwiesenes Fahrgenie aber auch Gerechtigkeitsfanatiker, ließ das nicht auf sich sitzen: Nach Platz zwei im Qualifying sagte er aus Protest zunächst so gut wie gar nichts. Dafür redete er danach in einer eigenen PK Klartext. Verstappen: „Das, was ich gesagt habe, war nicht so schlimm. Für mich ist es einfach nur lächerlich, dafür eine Strafe zu bekommen. Es war ja nicht gegen irgendjemanden gerichtet. Wenn man jemanden beleidigt, dann ist das etwas anderes.“
Am Sonntag legte er nach Platz zwei im Rennen nach, sprach sogar von Rücktritt: „Solche Dinge entscheiden auch drüber, was ich in Zukunft machen werde. Wenn du nicht mehr du selbst sein kannst und dich mit solchen Unsinnigkeiten herumschlagen musst… Ich bin jetzt in einer Phase meiner Karriere, da will ich mich mit sowas nicht mehr auseinandersetzen. Weil es ermüdend ist.“
Verstappen weiter: „Es ist toll, Erfolg zu haben und Rennen zu gewinnen. Aber wenn du Rennen gewonnen hast und Weltmeister bist, geht es auch darum, die Zeit zu genießen. Jeder gibt sein Bestes, wirklich jeder, auch die ganz hinten. Aber wenn du dich mit solchen Unsinnigkeiten auseinandersetzen musst, dann spricht das für mich nicht dafür, in diesem Sport weiterzumachen. Das ist klar. Diese Dinge entscheiden mit über meine Zukunft. Ich bin jetzt in einer Phase meiner Karriere, in der ich mich nicht ständig mit solchen Albernheiten beschäftigen möchte. Für mich wird irgendwann gelten: Genug ist genug.“
Sogar seine härtesten Widersacher auf der Rennstrecke stützen den Niederländer im Kampf gegen den selbstgerechten Automobilverband. Rekordweltmeister Lewis Hamilton ruft sogar zum Widerstand auf: „Um ehrlich zu sein, wirkt das alles wie ein Witz. Ich würde ganz sicher keinen gemeinnützigen Dienst leisten und ich hoffe, Max tut das auch nicht.“
Auch Fahrersprecher Alexander Wurz springt Verstappen zur Seite. Der ehemalige GP-Pilot aus Österreich findet den Weltverband doppelmoralisch. Grund: Ex-Hass-Teamchef Günther Steiner wurde deshalb bei der Formel-1-Doku von Netflix ein Superstar, weil er ständig rumfluchte. Seine Beliebtheit bei den Fans brachte ihm nicht nur einen Expertenvertrag bei RTL ein – schlimmer noch: Er darf die offiziellen Siegerinterviews führen wie beim Rennen in Baku.
Wurz dazu: „Wie viele lebenslange Community-Services müsste Günther Steiner angehen, weil er das F-Wort benutzt hat? Er wurde glorifiziert für das F-Wort! Aber dann auf einmal so umzuschwenken?“
Allein: Bei Red Bull nimmt man die Drohungen ihres besten Pferdes ernst. F1-Insider erfuhr: Motorsportchef Helmut Marko will seinen Superstar besänftigen. Ganz wohl ist ihm aber dabei nicht in seiner Haut. Marko zu F1-Insider: „Max steht zu seinen Werten. Er kann es nicht einfach ausblenden, wenn er sich ungerecht behandelt fühlt und äußert das auch. Das könnte man auch umgekehrt als positiven Einfluss auf die Jugend interpretieren. Steht immer zu Euren Werten, könnte dabei die Nachricht sein.“
Die FIA dagegen will hart bleiben. Aus Kreisen des Automobilverbandes sickerte durch: Sollte Verstappen seine Strafe nicht verbüßen, würde es zu einer noch größeren Eskalation kommen.
Es ist nicht das erste Mal, dass die FIA Fahrer erziehen und einbremsen will. 1989 disqualifizierte der Weltverband den brasilianischen Superstar Ayrton Senna nach dem Rennen in Suzuka, weil er nach einer Kollision mit McLaren-Teamkollege Alain Prost auf dem Weg zurück auf die Strecke eine Schikane abgekürzt hatte. Senna vermutete nicht als einziger Opfer einer Verschwörung zu sein.
Fakt ist: Der damalige FIA-Präsident Jean-Marie Balestre wies die Rennkommissare an, Senna zu bestrafen – daraufhin stand sein Landsmann und Freund Prost als Weltmeister fest. Senna zog sich drei Monate in seine Heimat Brasilien zurück und McLaren-Boss Ron Dennis musste mit Engelszungen auf ihn einreden, damit er seine Karriere fortsetzt.
Er wurde daraufhin noch zweimal Weltmeister und wurde schon vor seinem Unfalltod in Imola 1994 zur Legende, weil er sich nicht unterdrücken ließ und es ihm wichtiger war, zu seinen Werten zu stehen als Siege einzufahren.
Fest steht: Die Gefahr, dass der Kampf Verstappens gegen das autoritäre Regime der FIA eskaliert, ist groß. Denn in Sachen Charakter ist Verstappen dem legendären Brasilianer Senna sehr ähnlich.
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