Lando Norris verliert im Duell mit seinem McLaren-Teamkollegen Oscar Piastri wichtige Punkte in der WM. Ändert Teamchef Stella seine Herangehensweise?
Macht sich McLaren den WM-Kampf unnötig schwer? In der ersten Saisonhälfte verzichtete das britische Traditionsteam bewusst auf eine Stallorder. Sowohl in Ungarn als auch zuletzt in Monza verpasste Lando Norris dadurch die für ihn maximal mögliche Punktezahl. Dabei ist der Brite erster und einziger Verfolger von Champion Max Verstappen im WM-Kampf, liegt derzeit 62 Zähler hinter dem Red Bull-Star, der in seinem Team die klare Nummer eins ist.
McLaren dagegen hat die Papaya-Regeln ausgerufen. Die nach der Farbe des Autos benannten Spielregeln legen fest: Beide Piloten können frei fahren, solange sie sich nicht gegenseitig von der Bahn bugsieren. Teamchef Andrea Stella will damit den Teamfrieden erhalten und in der Konstrukteurs-WM von der positiven Atmosphäre innerhalb des Teams profitieren. Mit Erfolg: Der Rückstand auf Red Bull ist auf acht Zähler geschmolzen.
Das Problem: Parallel verpasst McLaren die Chance, auch Norris im Duell gegen Verstappen bestmöglich in Position zu bringen. In Ungarn verlor der Brite so sieben Zähler, zuletzt in Monza mindestens drei. Mehr noch: Der hart geführte Zweikampf zwischen den beiden Papaya-Rennern verhalf Ferrari-Star Charles Leclerc zum Sieg.
Das scheint auch bei Teamchef Stella die Alarmglocken schrillen zu lassen. Überdenkt der Italiener, der bei Ferrari einst Michael Schumacher als klare Nummer eins erlebt hat, jetzt seine Strategie?
„Wir müssen erkennen, dass nicht nur die Konstrukteurs-WM in Reichweite ist, sondern mit der aktuellen Performance auch die Fahrer-WM“, räumt er ein. „Wenn wir beides erreichen wollen, müssen wir das Team und Lando in die Lage versetzen, um beides zu kämpfen.“
Heißt auch: Piastri müsste zurückstecken. „Rechnerisch haben beide Fahrer noch Chancen, aber Lando ist in der besseren Position“, rechnet Stella vor. „Wenn wir also einen Fahrer unterstützen müssen, wird es der sein, der die besten Karten hat.“ Klar: Mit 44 Punkten Vorsprung auf seinen Teamkollegen ist Norris der logische Kandidat.
Der junge Engländer wird das nach zwei leidvollen Rennen in Budapest und Monza gerne hören, auch wenn er öffentlich keinen Druck macht: „Das (eine Stallorder; d. Red.) wäre hilfreich, aber niemand von uns Fahrern will das wirklich“, betont er. „Es ist nicht meine Entscheidung. Wir funktionieren gut als Team.“ Und Oscar Piastri? Er schweigt.
Brisant: Manager des Australiers ist ausgerechnet Mark Webber. Der ehemalige Red Bull-Star erlebte an der Seite von Sebastian Vettel, wie schmerzvoll es sein kann, wenn sich ein Team für bzw. gegen einen Fahrer entscheidet – oder wenn ein Pilot sich eigenmächtig gegen eine Teamansage wehrt.
Zur Erinnerung: In Malaysia 2013 hielt sich Vettel nicht an die berühmt-berücksichtigte Ansage Multi 21, laut der er hinter Webber ins Ziel hätte fahren sollen. Das zeichnete den Australier für den Rest seiner Karriere. Auch Sky-Experte Ralf Schumacher gibt zu bedenken: „Man zerstört einen Fahrer auch ein Stück weit, wenn man ihm sagt, dass er zurückstecken muss.“
Fest steht: Eine leichte Entscheidung wird das nicht für Andrea Stella. Doch wie heißt es so schön in der automobilen Königsklasse? Das Team kommt vor dem Fahrer. Auch wenn es um die WM geht.
FOLGT UNS AUF YOUTUBE!
Das ist F1-Insider.com
1. Charles Leclerc (Monaco) – Ferrari 1:14:40,727 Std.
2. Oscar Piastri (Australien) – McLaren +2,664 Sek.
3. Lando Norris (Großbritannien) – McLaren +6,153
4. Carlos Sainz Jr. (Spanien) – Ferrari +15,621
5. Lewis Hamilton (Großbritannien) – Mercedes +22,820
6. Max Verstappen (Niederlande) – Red Bull +37,932
7. George Russell (Großbritannien) – Mercedes +39,715
8. Sergio Perez (Mexiko) – Red Bull +54,148
9. Alexander Albon (Thailand) – Williams +1:07,456 Min.
10. Kevin Magnussen (Dänemark) – Haas +1:08,302
1. Max Verstappen (Niederlande) – Red Bull 303 Pkt.
2. Lando Norris (Großbritannien) – McLaren 241
3. Charles Leclerc (Monaco) – Ferrari 217
4. Oscar Piastri (Australien) – McLaren 197
5. Carlos Sainz Jr. (Spanien) – Ferrari 184
6. Lewis Hamilton (Großbritannien) – Mercedes 164
7. Sergio Perez (Mexiko) – Red Bull 143
8. George Russell (Großbritannien) – Mercedes 128
9. Fernando Alonso (Spanien) – Aston Martin 50
10. Lance Stroll (Kanada) – Aston Martin 24
1. Red Bull 446 Pkt.
2. McLaren 438
3. Ferrari 407
4. Mercedes 292
5. Aston Martin 74
6. Racing Bulls 34
7. Haas 28
8. Alpine 13
9. Williams 6
10. Sauber 0