Der deutsche McLaren-Teamchef Andreas Seidl im Gespräch mit F1-Insider.com: So formt er McLaren zum Top-Team.
McLaren-Mercedes liegt vorm Großen Preis von Belgien in Spa auf Platz fünf der WM-Tabelle, kämpft gegen Alpine um die Position hinter den großen drei. Wir haben mit dem deutschen Teamchef Andreas Seidl über die Entwicklung des Teams, Rückschritte auf dem Weg nach oben und den Vergleich mit seinem Lieblings-Fußballclub, dem FC Bayern, gesprochen.
Herr Seidl, seit Sie bei McLaren sind, ging es stetig nach oben. Höhepunkt des sportlichen Comebacks des Traditionsrennstalls war der Sieg von Daniel Ricciardo im vergangenen Jahr in Monza. In diesem Jahr stagniert Ihr Team ein wenig. Sie befinden sich gerade im harten Kampf mit Alpine um Platz vier. Haben Sie das so erwartet?
Andreas Seidl (46): Ja. Denn grundsätzlich war und ist immer noch Platz vier am Ende dieser Saison die Zielvorgabe. Wenn wir das schaffen, war es eine erfolgreiche Saison, weil wir damit das Zwischenziel auf dem Weg zurück nach ganz oben erfüllt hätten. Im Moment fehlt uns im Vergleich zu den Topteams, aber auch zu Alpine, noch etwas in der Infrastruktur. Wir wissen also, wo wir uns verbessern müssen, aber das geht nicht von heute auf morgen, sondern wie geplant Schritt für Schritt. Was diese Saison betrifft: Unser Auto ist noch nicht konstant genug. Wichtig ist: Wir haben unseren Plan, ein tolles Team, mit dem wir am Ende des Jahres wieder auf Platz vier sein müssten. Aber ich muss zugeben, mit der ersten Saisonhälfte, war ich nicht ganz zufrieden.
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Warum?
Der Anfang der Saison verlief schwierig, deshalb fehlte uns die Konstanz. In der Formel 1 musst du aber immer zwei Schritte mehr machen, selbst um kleinere Defizite aufzuholen. Was ich meine: Wir hatten unerwartete Bremsprobleme beim ersten Rennen, die wir erst lösen mussten. Und dass Daniel (Ricciardo, die Red.) Covid-bedingt einen Test quasi nicht fahren konnte, hat auch nicht geholfen. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Denn positiv ist, welche super Reaktion wir daraufhin als Team gezeigt haben. Da wurden die Köpfe nicht hängen gelassen, sondern in die Hände gespuckt. Das Ergebnis war ein Podium schon im vierten Rennen in Imola. Auch in Monaco waren wir extrem stark. Da waren wir im Qualifying sogar auf Mercedes-Niveau.
Einfach gefragt: Warum ist es so schwierig, ein Auto zu bauen, das auf allen Strecken gleich funktioniert?
Der Plan ist das immer, ein Auto zu bauen, das in Monaco genauso schnell ist wie in Silverstone oder wo auch immer. Aber das ist der Punkt, der uns noch, ich betone NOCH, von den Topteams unterscheidet. Red Bull und Ferrari haben Autos, die überall vorne sind. Genau deshalb sind wir ja noch hinten ihnen. Aber ich versuche alles positiv zu sehen und alle Erfahrungen, positive und negative, für die Zukunft effizient zu nutzen. Auch kleine Rückschläge können positiv sein.
Ein Beispiel bitte…
Der kleine Rückschritt dieses Jahr zum Beispiel. Die Sonne schien drei Jahre lang, dann zogen plötzlich Wolken auf. Ich sehe es auch als Test an, die letzten drei Jahre konstruktiv zu hinterfragen. Wie weit sind wir mit den ganzen Neuerungen in der Teamorganisation eigentlich gekommen? Das ist die Kernfrage. Und da muss ich sagen, bin ich extrem happy mit der Antwort, happy mit meiner Führungsmannschaft, happy mit der ganzen Kultur, die im Team herrscht. Wie das Team gerade mit der Herausforderung umgeht, dass die Erfolgskurve etwas stagnierte, zeigt: Wir haben den richtigen Weg eingeschlagen und gehen ihn jetzt konsequent weiter. Wir müssen trotz allem Ehrgeiz und Siegeswillen jetzt einfach die Geduld haben, die nächsten Stellschrauben weiter zu bearbeiten, um am Ende das Topteam zu werden, das wir uns als Ziel gesetzt haben.
Wie kann man das Formel-1-Alltagsinteressierten erklären?
Einfach erklärt: Wir haben vor drei Jahren das Team quasi auf den Kopf gestellt. Die kleinen Rückschritte müssen wir nun als kleine Hürden akzeptieren, die wir auf dem Weg nach oben überwinden müssen. Ich denke, der Glaube an sein System ist nicht nur in der Formel 1 wichtig, sondern überall, wo es um Management und Menschenführung geht. Es geht um Erkenntnisse, um die richtige Kommunikation usw. Die Formel 1 ist ein sehr komplexer Sport. Wir reden hier davon, siebenhundert Mitarbeiter zu einer Einheit zu formen. Das dauert eben.
Wie sehr helfen Ihnen persönlich Ihre Erfahrungen bei BMW und später Porsche?
Extrem. Ich habe das Glück, bei BMW und Porsche mit großartigen Menschen zu tun gehabt zu haben. Da habe ich eine Menge gelernt. Ich hatte zum Glück immer Vorgesetzte, die mich unterstützt und mir viele Freiheiten gegeben haben. Bei BMW war es zum Beispiel Mario Theissen, der mir sofort vertraute und mich einfach hat machen lassen. Diesen Führungsstil habe ich jetzt übernommen, weil ich so gute Erfahrungen damit gemacht habe. Ich hatte damals deswegen richtigen Spaß bei der Arbeit und brachte so auch die maximale Leistung. Warum soll das mit meinen Leuten jetzt anders sein? Obwohl die Formel 1 so extrem technisch ist und so unglaublich viel Geld involviert ist, machen die Menschen, die dort arbeiten am Ende den Unterschied. Das gilt übrigens für mich im Fußball genauso. Nur wenn alle im Team, nicht nur Fahrer oder im Fußball die Spieler, sondern alle morgens motiviert und glücklich aufwachen und ihren eigenen Beitrag als sehr wichtig ansehen, kann aus einer normalen Mannschaft ein Topteam werden.
Könnte man vereinfacht sagen: Du kannst den besten Kader der Welt haben. Der nutzt aber nichts, wenn die Harmonie nicht stimmt?
Ja, da sehe ich Parallelen zur Formel 1. Jeder einzelne im Team oder im Verein ist wichtig für den Erfolg. Je glücklicher und motivierter sie sind, desto besser.
Ähnlich wie bei einem Topverein wie Ihrem Lieblingsverein, dem FC Bayern, ist das Medieninteresse in der Formel 1 gewaltig. Haben Sie damit gerechnet, dass es auch um Ihr Team ständig neue Gerüchte gibt und jedes noch kleine Ereignis in den Medien, besonders in England, groß bewertet und kommentiert wird?
Das war mir schon klar, die Formel 1 ist eines der größten Sportevents weltweit, da ist extrem großes Interesse schon programmiert. Das ist ja auch das, was wir wollen. Es war für mich keine Überraschung. Dazu kommt, dass sich die Medienwelt die letzten 15 Jahre extrem geändert – hauptsächlich durch die immer größere Präsenz der Sozialen Medien. Es gibt wie bei allem dabei positive und negative Seiten. Wichtig für ein Team ist, transparent und offen zu sein. Das versuchen wir bei McLaren, so gut es geht. Unser Glück ist, dass wir mit Lando Norris und Daniel Ricciardo zwei Fahrer haben, die nahezu perfekt sind in diesem Bereich. Beide sorgen dafür, dass unser ganzes Team extrem sympathisch rüberkommt. Das ist wiederum gut für die Moral der Truppe.
Eine persönliche Frage: Denken Sie manchmal schon an den nächsten Karriereschritt?
Nein, ich bin genau glücklich da wo ich gerade bin und will zusammen mit meinem Team McLaren zurück an die Spitze führen. Das ist mein Antrieb, das ist mein berufliches Glück.
Wir haben jetzt gelernt, dass ihre Gegenwart auch gleichzeitig Ihre Zukunft sein soll. Deshalb ein Blick in den Rückspiegel: In Österreich haben Sie vor den Demorunden freudestrahlend am BMW von 2003 gearbeitet, den Ralf Schumacher gefahren ist.
Das war ein sehr schöner und emotionaler Moment für mich. Es war mein erstes Auto, mit dem ich in der Formel 1 gearbeitet habe. Ich durfte das Auto sogar selbst starten wie früher. Es war ein sehr schöner Moment. Vor allen Dingen, weil ich auch viele Kollegen von früher getroffen habe. Ich habe nur sehr schöne Erinnerungen an diese Zeit und die kamen da wieder hoch.
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1. Max Verstappen (Niederlande) – Red Bull 1:39:35,912 Std.
2. Lewis Hamilton (Großbritannien) – Mercedes +7,834 Sek.
3. George Russell (Großbritannien) – Mercedes +12,337
4. Carlos Sainz Jr. (Spanien) – Ferrari +14,579
5. Sergio Perez (Mexiko) – Red Bull +15,688
6. Charles Leclerc (Monaco) – Ferrari +16,047
7. Lando Norris (Großbritannien) – McLaren +1:18,300 Min.
8. Fernando Alonso (Spanien) – Alpine + 1 Rd.
9. Esteban Ocon (Frankreich) – Alpine + 1 Rd.
10. Sebastian Vettel (Heppenheim) – Aston Martin + 1 Rd.
11. Lance Stroll (Kanada) – Aston Martin + 1 Rd.
12. Pierre Gasly (Frankreich) – Alpha Tauri + 1 Rd.
13. Zhou Guanyu (China) – Alfa Romeo + 1 Rd.
14. Mick Schumacher (Gland/Schweiz) – Haas + 1 Rd.
15. Daniel Ricciardo (Australien) – McLaren + 1 Rd.
16. Kevin Magnussen (Dänemark) – Haas + 1 Rd.
17. Alexander Albon (Thailand) – Williams + 1 Rd.
18. Nicholas Latifi (Kanada) – Williams + 1 Rd.
19. Yuki Tsunoda (Japan) – Alpha Tauri + 2 Rd.
20. Valtteri Bottas (Finnland) – Alfa Romeo + 5 Rd.
1. Max Verstappen (Niederlande) – Red Bull 258 Pkt.
2. Charles Leclerc (Monaco) – Ferrari 178
3. Sergio Perez (Mexiko) – Red Bull 173
4. George Russell (Großbritannien) – Mercedes 158
5. Carlos Sainz Jr. (Spanien) – Ferrari 156
6. Lewis Hamilton (Großbritannien) – Mercedes 146
7. Lando Norris (Großbritannien) – McLaren 76
8. Esteban Ocon (Frankreich) – Alpine 58
9. Valtteri Bottas (Finnland) – Alfa Romeo 46
10. Fernando Alonso (Spanien) – Alpine 41
11. Kevin Magnussen (Dänemark) – Haas 22
12. Daniel Ricciardo (Australien) – McLaren 19
13. Pierre Gasly (Frankreich) – Alpha Tauri 16
14. Sebastian Vettel (Heppenheim) – Aston Martin 16
15. Mick Schumacher (Gland/Schweiz) – Haas 12
16. Yuki Tsunoda (Japan) – Alpha Tauri 11
17. Zhou Guanyu (China) – Alfa Romeo 5
18. Lance Stroll (Kanada) – Aston Martin 4
19. Alexander Albon (Thailand) – Williams 3
1. Red Bull 431 Pkt.
2. Ferrari 334
3. Mercedes 304
4. Alpine 99
5. McLaren 95
6. Alfa Romeo 51
7. Haas 34
8. Alpha Tauri 27
9. Aston Martin 20
10. Williams 3