Platz fünf im Qualifying von Baku für Lewis Hamilton täuscht über eine schwierige Session für Mercedes hinweg: George Russell schon in Q2 raus.
Kleiner Befreiungsschlag für Lewis Hamilton: Im vierten Qualifying des Jahres gelingt dem siebenfachen Weltmeister endlich der erste Sieg im internen Quali-Duell mit George Russell. Dabei kommt es in Q2 tatsächlich zum ganz direkten Duell der beiden Mercedes-Piloten ums Weiterkommen: Gerade einmal vier Tausendstel ist Hamilton bei Ablauf der Uhr schneller als Russell und zieht als Zehnter hauchdünn ins Top-10-Shootout ein, während Russell auf Position elf vorzeitig Feierabend hat.
Kurios: Ausgerechnet Hamilton ist es beim letzten Run, der McLaren-Pilot Oscar Piastri in seinem Windschatten über die lange Start-Ziel-Gerade mitzieht und dem Australier damit zu einer starken Rundenzeit verhilft, die ihn nicht nur vor beide Mercedes befördert, sondern auch dafür sorgt, dass Russell vorzeitig rausfliegt. Purer Zufall oder doch ein kleiner Kniff vom Rekordchamp, um sich elegant seinen teaminternen Widersachers zu entledigen?
„Ich bezweifle, dass das Absicht war“, erklärt Rennfahrerin Naomi Schiff, die als Expertin für Sky England arbeitet, fügt allerdings hinzu: „Das Timing, wann man hier wo hier auf den Vordermann aufläuft, ist auf dieser Strecke natürlich schon sehr entscheidend.“ Auch Russell fasst sich mit Blick auf sein frühes Aus lieber an die eigene Nase: „Ich habe alles gegeben, aber auf der letzten Runde hatte ich einen kleinen Fehler drin, deshalb hat es knapp nicht gereicht. Natürlich kein idealer Freitag“, sagt der Brite.
Hamilton selbst pustet nach der knappen Entscheidung in Q2 erstmal durch: „Da habe ich keine wirklich saubere Runde zusammengebracht. In Q3 war das dann zum Glück anders.“ Im letzten Versuch erwischt der 38-Jährige eine starke Runde, die ihn bis auf Platz fünf und sogar vor Aston-Martin-Star Fernando Alonso nach vorne spült.
Für Mercedes-Teamchef Toto Wolff der einzige kleine Lichtblick, an einem ansonsten eher grauen Tag für die Silberpfeile. „Lewis‘ Runde am Ende war echt gut, mit der bin ich sehr zufrieden“, sagt der Österreicher, zieht abseits davon aber ein bitteres Fazit: „Wir nehmen nichts Positives aus dem heutigen Tag mit: Neun Zehntel hinter der Pole, eine halbe Sekunde hinter den Top-3: Das ist nicht, wo wir sein wollen.“
Dabei tut sich Mercedes offensichtlich schwer, die genaue Quelle der eigenen Schwierigkeiten auszumachen: „Man kann nicht mal richtig sagen, woran es liegt: Eigentlich verlieren wir die Zeit nur in drei Kurven, denn im ersten und letzten Teil der Strecke können wir mit Leclerc und Verstappen ganz gut mithalten. Im Mittelsektor ist aber vor allem der Ferrari herausragend. Das macht mir auch ein bisschen Sorgen mit Blick auf Monaco“, sagt der Teamchef.
Doch woran mangelt es dem schwarzen Silberpfeil? „Eigentlich haben wir das Auto hier in einem gutem Fenster, aber insgesamt ist es nicht so stabil für die Fahrer“, rätselt Wolff. Besserung ist erst Mitte Mai in Sicht: „Wir haben hier keine Updates am Auto, die kommen dann in Imola. Bis dahin müssen wir einfach das Beste aus dem Paket machen, das wir haben.“
Was damit in Baku drin ist, kann auch Hamilton nicht prognostizieren: „Wir wussten nicht wirklich, was wir hier zu erwarten haben – nur, dass Red Bull sehr schnell sein wird“, sagt Hamilton und seufzt: „Jetzt wissen wir, dass wir auf den Geraden zu langsam sind, aber auch im kurvigen Mittelsektor. Wir haben also viel Arbeit vor uns, um das geradezurücken. Man muss zugeben, dass das einfach der Speed ist, den unser Auto aktuell hat. Es ist nicht so einfach zu fahren, deshalb bin ich auch ganz happy, dass ich in der dritten Reihe stehe.“
1. Charles Leclerc (Monaco) – Ferrari 1:40,203 Min.
2. Max Verstappen (Niederlande) – Red Bull +0,188 Sek.
3. Sergio Perez (Mexiko) – Red Bull +0,292
4. Carlos Sainz Jr. (Spanien) – Ferrari +0,813
5. Lewis Hamilton (Großbritannien) – Mercedes +0,974
6. Fernando Alonso (Spanien) – Aston Martin +1,050
7. Lando Norris (Großbritannien) – McLaren +1,078
8. Yuki Tsunoda (Japan) – Alpha Tauri +1,378
9. Lance Stroll (Kanada) – Aston Martin +1,408
10. Oscar Piastri (Australien) – McLaren +1,408
11. George Russell (Großbritannien) – Mercedes 1:41,654
12. Esteban Ocon (Frankreich) – Alpine 1:41,798
13. Alexander Albon (Thailand) – Williams 1:41,818
14. Valtteri Bottas (Finnland) – Alfa Romeo 1:42,259
15. Logan Sargeant (USA) – Williams 1:42,395
16. Zhou Guanyu (China) – Alfa Romeo 1:42,642
17. Nico Hülkenberg (Emmerich) – Haas 1:42,755
18. Kevin Magnussen (Dänemark) – Haas 1:43,417
19. Pierre Gasly (Frankreich) – Alpine 1:44,853
20. Nyck de Vries (Niederlande) – Alpha Tauri 1:55,282
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