Mercedes zeigt sich am Sonntag in Miami formverbessert, George Russell entlockt das sogar ein kleines Ständchen am Funk. Toto Wolff hat dafür nur bedingt Verständnis.
Gegen Rekordweltmeister Lewis Hamilton macht George Russell bei Mercedes aktuell eine richtig gute Figur, am Sonntag in Miami steigt dem Briten die Euphorie in der ein oder anderen Szene aber etwas über den Kopf. Bester Beleg dafür ist eine kuriose Szene in der Schlussphase des Rennens.
„Wer ist das Auto vor Fernando auf der Strecke? Sind wir so nah an Perez dran?“, fragt Russell am Funk seinen Renningenieur, der ihn umgehend enttäuschen muss: „Nein, tut mir leid, das ist (der überrundete; d. Red.) Sargeant auf der Strecke.“
Tatsächlich muss Russell als Vierter im Ziel erkennen, dass sein Rückstand auf die siegreichen Red Bulls von Max Verstappen und Sergio Perez 33 respektive 28 Sekunden beträgt – und zähneknirschend feststellen: „Sie sind so weit weg von uns allen, dabei frage ich mich immer, ob die überhaupt volle Power fahren oder noch was in der Hinterhand haben? Schade eigentlich für den Sport, obwohl man ihnen natürlich gratulieren muss, dass sie so gute Arbeit leisten.“
Trotz der Langeweile an der Spitze, freut sich der Mercedes-Pilot am Sonntag aber über seine eigene Leistung: „Unter diesen Umständen ist der vierte Platz ziemlich zufriedenstellend: Wir haben die Alpines im Griff gehabt, haben Carlos (Sainz; d. Red.) überholt und die Pace war gut. Natürlich: Befriedigender wäre es, wenn ich drei Positionen weiter vorne stehe. Aber gemessen daran, wo wir als Team gerade stehen, war das heute das Maximum.“
Grund genug für Russell, „ein bisschen aufgedreht“ zu sein: „Weil es schon eine Zeit lang her ist, dass wir ein Rennen hatten, wo wir gute Überholmanöver zeigen konnten“, wie der Brite in Bezug auf seinen zweiten Euphorieausbruch des Tages in Runde 37 verrät: Nach einem Überholmanöver gegen Ferrari-Pilot Sainz trällert Russell ein kleines Ständchen in den Boxenfunk.
Der Brite lacht: „Ich habe ja nicht wirklich gesungen, es war mehr so dieses Gefühl: „That’s how we roll!“ Aber ich habe das wohl ein bisschen zu früh gesagt, denn als ich aus dem nächsten Sektor rauskam, war Carlos wieder direkt hinter mir und hatte DRS. Da dachte ich mir: ‚S… vielleicht war ich da etwas voreilig.'“
Etwas verfrüht empfindet jedenfalls Mercedes-Teamchef Toto Wolff die Gesangseinlage seines Fahrers: „Soweit ist es noch nicht, dass wir für einen vierten Platz mitsingen. Beim Podium dann vielleicht“, sagt der Wiener nach dem Rennen mit einem Schmunzeln und fügt hinzu: „Aber es war natürlich gut, dass er den Ferrari überholt hat, da kann man schon verstehen, dass er ein bisschen happy ist.“
Für Wolff hingegen sind die Plätze vier und sechs für Russell und Hamilton am Sonntag nur „ein okayes Ergebnis, wenn man berücksichtigt, dass wir im Qualifying gestern so weit weg waren. Aber es ist absolut nicht da, wo wir wieder sein wollen“, stellt der Teamchef klar: „Das Auto ist im Moment nicht schnell genug.“
In Imola kommt Mercedes in zwei Wochen deshalb mit einem großen Upgrade. Doch Wolff warnt auch diesbezüglich: „Wir müssen aufpassen, dass wir unsere Erwartungshaltung im Griff haben. Ich glaube nicht, dass wir dort aufschlagen und plötzlich eine halbe Sekunde schneller und mitten im Kampf sind. Das sind wir nicht. Aber wir legen nun eine neue Basis und nehmen zumindest einige Themen vom Tisch, von denen wir glauben, dass sie dazu beitragen, dass wir zu langsam sind. Mal sehen, was das bringt.“
Hochzufrieden ist der Österreicher am Sonntag immerhin mit dem Zusammenspiel seiner beiden Piloten: Weil Hamilton nach seinem schwachen Qualifying auf einer anderen Reifenstrategie unterwegs ist als Russell, schaltet sich das Team am Funk ein und bittet ihn in Runde 32 seinen Stallgefährten vorbeizulassen, der bereits gestoppt hat. Eine Aufforderung, der Hamilton umgehend nachkommt: „Das Teamplay ist fantastisch, weil wir zwei Teamkollegen auf sehr gutem Level sehen, aber sie gehen geradeheraus miteinander um: Das ist so gut für uns, gerade in so einem schweren Moment“, lobt Wolff.
Auch Hamilton ist nach dem Rennen in Miami, in dem er vom 13. immerhin auf den sechsten Platz nach vorne fährt, positiv gestimmt: „Mein Start war schwierig, weil ich im DRS-Zug steckte und am Williams (von Alex Albon; d. Red.) vorbeimusste, der immer sehr schnell auf der Geraden ist. Danach ging es aber ganz gut voran und spätestens nach meinem Stopp für harte Reifen konnte ich wirklich pushen“, verrät der Brite. „Es ist schade, dass wir so weit hinten losgefahren sind, aber das Rennen selbst hat Spaß gemacht. Es ist schön, mit Leuten kämpfen zu können.“
Selbst, wenn man danach nicht unter die Sängerknaben geht…
1. Max Verstappen (Niederlande) – Red Bull 1:27:38,241 Std.
2. Sergio Perez (Mexiko) – Red Bull +5,384 Sek.
3. Fernando Alonso (Spanien) – Aston Martin +26,305
4. George Russell (Großbritannien) – Mercedes +33,229
5. Carlos Sainz Jr. (Spanien) – Ferrari +42,511
6. Lewis Hamilton (Großbritannien) – Mercedes +51,249
7. Charles Leclerc (Monaco) – Ferrari +52,988
8. Pierre Gasly (Frankreich) – Alpine +55,670
9. Esteban Ocon (Frankreich) – Alpine +58,123
10. Kevin Magnussen (Dänemark) – Haas +1:02,945 Min.
11. Yuki Tsunoda (Japan) – Alpha Tauri +1:04,309
12. Lance Stroll (Kanada) – Aston Martin +1:04,754
13. Valtteri Bottas (Finnland) – Alfa Romeo +1:11,637
14. Alexander Albon (Thailand) – Williams +1:12,861
15. Nico Hülkenberg (Emmerich) – Haas +1:14,950
16. Zhou Guanyu (China) – Alfa Romeo +1:18,440
17. Lando Norris (Großbritannien) – McLaren +1:27,717
18. Nyck de Vries (Niederlande) – Alpha Tauri +1:28,949
19. Oscar Piastri (Australien) – McLaren + 1 Rd.
20. Logan Sargeant (USA) – Williams + 1 Rd.
1. Max Verstappen (Niederlande) – Red Bull 119 Pkt.
2. Sergio Perez (Mexiko) – Red Bull 105
3. Fernando Alonso (Spanien) – Aston Martin 75
4. Lewis Hamilton (Großbritannien) – Mercedes 56
5. Carlos Sainz Jr. (Spanien) – Ferrari 44
6. George Russell (Großbritannien) – Mercedes 40
7. Charles Leclerc (Monaco) – Ferrari 34
8. Lance Stroll (Kanada) – Aston Martin 27
9. Lando Norris (Großbritannien) – McLaren 10
10. Pierre Gasly (Frankreich) – Alpine 8
11. Nico Hülkenberg (Emmerich) – Haas 6
12. Esteban Ocon (Frankreich) – Alpine 6
13. Valtteri Bottas (Finnland) – Alfa Romeo 4
14. Oscar Piastri (Australien) – McLaren 4
15. Zhou Guanyu (China) – Alfa Romeo 2
16. Yuki Tsunoda (Japan) – Alpha Tauri 2
17. Kevin Magnussen (Dänemark) – Haas 2
18. Alexander Albon (Thailand) – Williams 1
1. Red Bull 224 Pkt.
2. Aston Martin 102
3. Mercedes 96
4. Ferrari 78
5. McLaren 14
6. Alpine 14
7. Haas 8
8. Alfa Romeo 6
9. Alpha Tauri 2
10. Williams 1
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