Mercedes will Max Verstappen das Heimspiel verderben: Wolff kündigt Strategie-Offensive an. Auch hinter den Kulissen wird hart gekämpft.
Alle sind sie nur für ihn gekommen: Lokalmatador Max Verstappen elektrisiert mit seiner Poleposition am Samstag die holländischen Fans, verwandelt Zandvoort in ein oranges Tollhaus. Red-Bull-Berater Helmut Marko bringt es auf den Punkt: „Die Stimmung hier ist unvergleichlich, an so eine Atmosphäre kann ich mich in den letzten Jahren nicht erinnern. Für die Fans freut es mich, dass Max ihre Erwartungen erfüllt hat. Jetzt wollen sie morgen natürlich den Sieg.“
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Doch behält Verstappen bei all dem Druck in seinem ersten Heimrennen die Nerven? Marko glaubt an seinen Schützling: „Max ist ruhig und stark genug. Er genießt es auch, kann aber trotzdem abliefern, ohne dass es ihn belastet“, sagt er zum Hype um den Holländer.
Verstappen selbst ist bei aller Freude über das Qualifying in Gedanken schon beim Rennen: „Ich erwarte nicht, dass es einfach wird. Die Reifen haben hier schnell Probleme mit dem hohen Speed“, warnt der 23-Jährige. Trotzdem gibt er sich zuversichtlich: „Ich denke, wir können morgen den Sack zumachen.“
Mit einem Sieg in der Heimat würde Verstappen in jedem Fall die WM-Führung zurückerobern, aktuell liegt er drei Zähler hinter Rivale Lewis Hamilton. Der Brite kommt beim letzten Versuch in Q3 noch mal ganz dicht ran, hat am Ende nur 38 Tausendstel Rückstand. Da die Buh-Rufe der gegnerischen Fans ausbleiben, gibt auch Hamilton sich in der Höhle des Löwen ganz handzahm: „Ich komme sehr gerne hier her und freue mich über das warme Willkommen und die sportlichen Fans. Es ist eine tolle Strecke und ein toller Ort zum Rennfahren.“
Allein: Allen warmen Worten zum Trotz wird hinter den Kulissen zwischen Red Bull und Mercedes weiter mit harten Bandagen gekämpft. Erst am Samstag sickerte durch, dass Red Bull bei der FIA um eine Klarstellung bezüglich Mercedes‘ Ladeluftkühler gebeten hat.
Konkret geht es dabei um die Positionierung der Mess-Sensoren im Motorraum: Die Techniker von Red Bulls Motorenpartner Honda vermuten, dass Mercedes mit einem Trick das jeweils kurzzeitige Unterschreiten der erlaubten Minimaltemperatur im Ladeluftkühler nützt, um einen Leistungsvorteil zu generieren. So jedenfalls erklären sie sich den Performance-Gewinn des Mercedes-Aggregats bei der Beschleunigung seit Silverstone.
„Wir haben innerhalb der technischen Foren ein paar Fragen formuliert, für die wir uns Klarstellungen erwarten“, bestätigt Teamchef Christian Horner, der auch ein Ferrari-Interesse ins Spiel bringt. „Ein paar anderen Herstellern ist auch was aufgefallen. Solche dienen in der Regel dazu, verlässlich zu eruieren, ob eine technische Lösung in den Augen des Verbands akzeptabel ist. Und wenn sie das ist, dann wirst du sie natürlich nachbauen.“ Oder sie wird durch die FIA verboten…
Sportchef Toto Wolff weist die Vermutungen der Konkurrenz von sich und lacht: „Ich wünschte, wir hätten so eine spezielle Lösung. Das ist halt der Modus operandi in der Formel 1, Business as usual. Wir lieben aber die Tatsache, dass sie ihre Zeit mit solchen Dingen verbringen, heißen jede Initiative von ihnen deshalb willkommen. Eine Ablenkung für ein anderes Team ist immer gut für uns.“
Definitiv einen Vorteil hat Mercedes am Sonntag in Zandvoort in puncto zweiter Fahrer: Valtteri Bottas startet als Dritter hinter Verstappen und Hamilton, soll als Edelhelfer fungieren. „Wir müssen mit dem Ergebnis zufrieden sein, denn damit haben wir morgen strategisch ein bisschen mehr Spielraum“, so Wolff. „Wir wissen aus der Vergangenheit, dass man mit zwei Autos total unterschiedlich agieren und enormen Druck erzeugen kann.“
Während Mercedes zwei heiße Eisen im Feuer hat, ist vom zweiten Red Bull im Kampf um den Sieg keine Hilfe zu erwarten: Sergio Perez fliegt am Samstag als 16. bereits im ersten Quali-Abschnitt raus, weil er wie schon in Ungarn im Verkehr stecken bleibt und am Ende nicht mehr rechtzeitig für eine schnelle Runde über die Linie kommt.
Aus der Not will Red Bull nun zumindest eine Tugend machen, wie Marko ankündigt: „Wir werden das nutzen, um bei ihm so viele Teile wie möglich zu wechseln und den Schaden für den Rest der Saison zu minimieren, damit wir da keine Strafe mehr kriegen.“
Während Perez das Rennen von hinten aufnehmen muss, bereitet Alpha Tauri-Pilot Pierre Gasly dem Red-Bull-Berater mehr Freude: Der Franzose startet neben Bottas aus Reihe zwei. Marko: „Unglaublich, was er aus dem Auto rausholt. Jetzt hoffen wir, dass zumindest er morgen ein Verbündeter für uns sein wird.“
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