Die Formel-1-Saison startet am 20. März in Bahrain. Doch noch immer steht nicht fest, was aus Rennleiter Michael Masi wird
Zwei Monate ist jetzt das WM-Finale der Formel 1 in Abu Dhabi 2021 zwei Monate her. Doch die Diskussionen über die konfusen Entscheidungen der letzten Runden reißen nicht ab. Vor allem zwei Fragen brennen auf der Seele: Bleibt Michael Masi (44) Rennleiter? Und: Welche Konsequenzen ziehen FIA und Formel 1 aus dem finalen Chaos?
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Neben Formel-1-Boss Stefano Domenicali und dem neu gewählten FIA-Präsident Mohammed Ben Sulayem beschäftigt sich vor allem ein Österreicher mit dem Thema. Peter Bayer ist FIA-Generalsekretär für Sport und seit Jahresbeginn auch neuer Chef der Monoposto-Kommission bei der FIA. In dieser Position ist er zuständig für alles, was mit Formel-Rennwagen zu tun hat, und ist damit auch der Chef von Formel-1-Rennleiter Michael Masi.
Doch ganz so kritisch wie viele Fans sieht Bayer dessen Rolle beim F1-Finale nicht. „Er hatte in diesen Sekunden, in denen er entscheiden musste, mehrere Optionen, alle nach Reglement“, sagt der Österreicher zur zum Red-Bull-Konzern gehörenden Internetseite Speedweek. „Er hätte das Rennen hinter dem Safety-Car beenden können, er hätte abbrechen können, doch der Unfall Nicholas Latifis hätte das nicht gerechtfertigt. Oder er hätte machen können, was er machte, nämlich da irgendwie herauszukommen.“
Der FIA-Formel-Chef sieht im Job des Rennleiters in der Formel 1 Parallelen zum Schiedsrichter im Fußball. Bayer: „Ich vergleiche die Situation immer mit einem Fußball-Schiedsrichter bei einem umstrittenen Elfmeter, der gegeben wurde oder nicht. Es geht auch darum, Respekt vor dem Renndirektor zu haben.“
Dennoch werde derzeit geprüft, wie man die Rennleitung professioneller aufstellen kann. „Die Aufteilung der vielfältigen Aufgaben des Renndirektors, der ja auch Sportdirektor, Sicherheits- und Streckendelegierter ist – das war einfach zu viel, diese Rollen werden aufgeteilt auf mehrere Personen“, kündigt der Österreicher an. „Damit wird die Belastung des Renndirektors reduziert.“
Im Gespräch ist dabei nach F1-Insider-Informationen auch Niels Wittich. Der ehemalige DTM-Rennleiter hat erst Ende 2021 seinen Posten in der deutschen Tourenwagenserie an Formel-E-Renndirektor Scot Elkins übergeben. Wittich soll schon länger im Visier der FIA sein.
Doch damit nicht genug. Auch das Safetycar-Reglement soll hinterfragt werden, wie Bayer verrät: „Die NASCAR-Serie etwa beendet, wenn eine Neutralisation in den letzten zwei Rennrunden nötig ist, das Rundenzählen und hängt die Runden am Ende der Safety Car-Phase an. Das könnte jedoch in der F1 ein Spritproblem hervorrufen, deswegen wird das noch genauer angeschaut.“
Darüber hinaus könnte der Auto-Weltverband eine Art „Mission Control“ einführen, wie sie die größeren Teams in ihren Fabriken längst etabliert haben. Ein Backup-Team würde die Rennleitung dann also aus dem FIA-Hauptquartier in Genf unterstützen.
Mehr Funkverkehr innerhalb der FIA, dafür weniger zwischen FIA und den Teams. „Da werden wir den Leidensweg der Rennleitung abschaffen und massiv etwas ändern“, betont Bayer. „Die Teamchefs werden sich auf diesem Kanal nicht mehr einschalten können, die Teammanager weiterhin schon, die müssen ja rückfragen können. Wir wollen da einen Puffer mit einem Mitarbeiter einbauen, der diese Anfragen entgegennimmt. Der Renndirektor wird sich in Zukunft auf seine Aufgabe konzentrieren können und wird nicht mehr abgelenkt.“
Entscheidend ist dennoch: Bleibt Michael Masi Rennleiter oder wird er abgelöst? „Das ist noch nicht entschieden“, sagt der FIA-Generalsekretär. „Michael hat in vielerlei Hinsicht einen Superjob gemacht. Wir möchten ihn definitiv nicht verlieren. Wir haben ihm das mitgeteilt, aber auch, dass die Möglichkeit besteht, dass es einen neuen Renndirektor geben kann. Ich kann nur Vorschläge an den Weltrat unterbreiten, und die werden definitiv Michael beinhalten.“
Unklar ist aber auch, ob Masi unter diesen Voraussetzungen überhaupt weitermachen will, zumal der Australier nach dem GP Abu Dhabi ein Opfer nicht nur der Teamchefs sondern auch von Social Hate wurde.
„Er hat gegen die Angriffe einzelner Teams eine relativ dicke Haut entwickelt“, verrät Bayer. „Wenn man bei der FIA arbeitet, muss man sich bewusst sein, dass man bei der Sportpolizei arbeitet. Der Polizist bekommt selten Sympathien, wie im täglichen Leben. Was unerträglich wurde, sind Reaktionen in sozialen Medien. Da wird vor nichts zurückgeschreckt, wie man an den Morddrohungen gegen Williams-Fahrer Latifi gesehen hat.“
Auch Masi hat das offenbar nicht einfach so weggesteckt. Bayer: „Michael hat keinen Social-Media-Account, aber die Anfeindungen in anderen Kanälen haben ihn wirklich getroffen. Ich habe Michael in unseren Gesprächen den Rückhalt des Verbandes zugesichert und ihn wissen lassen: Wir wollen weiter mit dir arbeiten, ich brauche aber auch dein Verständnis, dass wir uns mit dem Thema auseinandersetzen müssen.“
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