Mick Schumacher wird Ersatzfahrer bei Mercedes. Was kann der Rückschritt ergeben?
Es muss ein ganz neues Gefühl für Mick Schumacher (23) sein. Endlich darf er sich wieder willkommen fühlen. Nach einer Saison voller Kritik ist er als Ersatzfahrer bei Mercedes wieder in der Wohlfühlzone angekommen.
„Mick ist ein talentierter junger Fahrer, und wir freuen uns, ihn im Team zu haben“, begrüßt Mercedes-Teamchef Toto Wolff den Deutschen mit offenen Armen und poliert gleich mal das angekratzte Selbstbewusstsein Schumachers: „Er ist ein harter Arbeiter, hat eine ruhige und methodische Herangehensweise und ist immer noch hungrig zu lernen und sich als Fahrer zu verbessern.“
Als Testfahrer hat der Sohn von Michael Schumacher nach seinem Rauswurf bei Haas und Ferrari nun also eine neue Heimat gefunden. Für ihn ist es ein Neuanfang, das sagt er sogar selbst. Schumi junior begibt sich nach zwei Jahren als Stammfahrer zurück auf die Schulbank.
Angesichts der Umstände ist der Wechsel ins ehemalige Dauersiegerteam das Beste, was ihm 2023 passieren konnte. Im hochmodernen Simulator am Teamsitz in Brackley (GB) kann er seine Reflexe am Steuer schulen, sich an der Rennstrecke Tricks von Lewis Hamilton und George Russell holen und generell die Arbeitsweise eines Top-Teams inhalieren.
„Natürlich wäre es besser gewesen, er hätte auch 2023 ein Stammcockpit“, räumt sein Onkel Ralf Schumacher gegenüber AUTO BILD ein. „Aber bei Mercedes kann er in einem Top-Team viel lernen und wer weiß, vielleicht bietet sich sogar die Chance, mal als Ersatzfahrer einzuspringen.“
Fest steht: Mercedes betont ausdrücklich, dass Schumi junior im Fall eines Ausfalls von Hamilton oder Russell ans Steuer des Silberpfeils darf. „Wir wissen auch, dass er mit zwei Jahren Erfahrung in der Formel 1 in der Lage sein wird, kurzfristig für Lewis oder George einzuspringen, sollte dies nötig sein“, wird Toto Wolff zitiert.
F1-Kalender 2023: HIER GEHT’S ZUM FORMEL-1-KALENDER 2023
Dass so ein Einsatz nicht ausgeschlossen ist, zeigt das Beispiel George Russell. Der Brite ersetzte in Bahrain 2020 Lewis Hamilton, als der siebenmalige Weltmeister wegen einer Corona-Erkrankung pausieren musste – und legte mit seiner tadellosen Leistung den Grundstein für seine spätere Verpflichtung.
„Für Mick ist es jetzt wichtig, dass er wieder in ein Team kommt, wo er die Wärme eines jungen Fahrers spürt, wo er spürt, dass man hinter ihm steht“, erklärt auch Ex-Formel-1-Pilot Hans-Joachim Stuck bei
Motorsport-Total. „Er wird sich mit seiner Art und der Art, wie er arbeitet, im Team sehr schnell beliebt machen. Die Leute werden sehen, was er kann und dass er da wirklich ein guter Arbeiter ist.“
Mercedes sei für Mick demnach ein „Joker“. Und: Irgendwann wird auch ein Lewis Hamilton (37) seinen Helm an den Nagel hängen. Wenn sich Schumacher bis dahin in Position gebracht hat, dürfte er als Sohn der deutschen Motorsportlegende schlechthin bei Mercedes gute Karten haben.
Das zeigt auch die Aussage von Mercedes-Technikvorstand Markus Schäfer: „Es ist großartig, Mick an Bord zu haben. Er hat auf der Rennstrecke bereits beeindruckendes Talent bewiesen, und ich freue mich darauf, zu sehen, wie er dieses auch in der Weiterentwicklung des Autos einsetzt. Er hat in dieser wichtigen Rolle viel zu bieten.“
Und selbst, wenn Mercedes ihm ab 2024 kein Stammcockpit bieten kann, könnte Audi zuschlagen. Schumacher hat zunächst nur einen Einjahresvertrag mit Mercedes geschlossen und wäre nach nur einer Saison wieder frei. Bis dahin hat der neue Sauber-Geschäftsführer Andreas Seidl die Übernahme des Schweizer Teams durch Audi in die Wege geleitet. Das Wissen, das sich Schumacher bei Mercedes aneignet, könnte für den Neueinsteiger aus Neuburg Gold wert sein.
Gut möglich also, dass sich Schumachers Zwangspause auf der Ersatzbank als Sprungbrett erweist, das besser federt als eine weitere Saison im lahmenden Haas.
FOLGT UNS AUF YOUTUBE!
Das ist F1-Insider.com