Mick Schumacher probierte beim Mercedes-Test verschiedene Abstimmungen – auf Zeitenjagd ging er nicht. Alle Hoffnungen auf Alpine?
Es ist ein wenig das Schicksal des Sohnes einer Formel-1-Legende: Jeder Kilometer, den er auf der Rennstrecke fährt, findet unter dem Brennglas der Öffentlichkeit statt. Der Mercedes-Test von Mick Schumacher (25) in Silverstone war da keine Ausnahme. Zum „Shoot-Out“ mit Mercedes-Wunderkind Andrea Kimi Antonelli (17) wurde die Testfahrt gemacht.
Allein: Das war er mitnichten. F1-Insider.com erfuhr: Schumacher wurde auf keine Zeitenjagd geschickt. Der Test -und Ersatzfahrer des Mercedes-Formel-1-Teams diente mit dem zwei Jahre alten „Silberpfeil“ alleine dazu, bestimmte Abstimmungen mit meistens viel Sprit und harten Reifen auszuprobieren, um den Ingenieuren dem größten Problem mit dem aktuellen Auto auf die Spur zu helfen: Das Auto arbeitet nicht optimal mit den Pirelli-Reifen zusammen – es bringt die Pneus des italienischen Reifenmonopolisten so gut wie nie auf die richtige Betriebstemperatur.
Zeiten wurden in Silverstone nicht öffentlich gemacht. Nur so viel sickerte durch: Nach anfänglich technischen Problemen fuhr Schumacher zehn Stints und absolvierte insgesamt 350 Kilometer. Das entspricht weit mehr als einer Renndistanz, die um die 300 Kilometer liegt. Die Ingenieure waren sehr zufrieden mit der Leistung Schumachers, der genau das machte, was in seinem Mercedes-Vertrag steht: das Team weiterbringen.
Ein Teil der Wahrheit ist aber auch: Er stellte den „Silberpfeil“ für Antonelli ein, der danach mit wenig Sprit und weichen Reifen nach Herzenslust auf Zeitenjagd gehen durfte. Seine Rundenzeiten wurden geheim gehalten.
Dennoch: Schumacher zeigte sich zufrieden mit seiner Testfahrt. Er weiß aber auch: Bei seinem Ziel, nach den zwei Jahren von 2021-2022 bei Haas zurück ins Oberhaus des Automobilrennsports zu finden, spielt Mercedes keine Rolle. Das hat Mercedes-Formel-1-Chef Toto Wolff (52) ihm auch schon unmissverständlich mitgeteilt.
Der Wiener hat andere Pläne. Er will Seriensieger Max Verstappen von Red Bull weglocken, um die Lücke mehr als zu schließen, die der im nächsten Jahr zu Ferrari wechselnden Superstar Lewis Hamilton hinterlässt. Langfristig gesehen will er zudem Antonelli ins Auto setzen – und gleichzeitig dafür sorgen, dass der Franzose Esteban Ocon (27) weiterhin seinen Weg in der Königsklasse geht.
Schumachers Problem bei Mercedes: Im Gegensatz zu Antonelli, Stammfahrer George Russell oder Ocon wird er nicht von Wolff gemanagt, der schon deshalb kein persönliches Interesse daran hat, dem Sohn von Michael Schumacher zu helfen. Bei jedem Deal von Antonelli, Russell oder Ocon dagegen profitiert er auch selbst. Möglich macht das die spezielle Geschäftskonstellation, die Wolff mit Mercedes hat: Anders als sein legendärer Vorgänger Norbert Haug, der Angestellter beim Konzern war, ist Wolff Geschäftspartner. Ihm gehören genau wie Mercedes und Ineos-Milliardär Sir James Ratcliffe ein Drittel des Formel-1-Teams. Das erlaubt ihm munter auch Geschäfte in eigener Sache zu betreiben. Für Ocon heißt das: Den Franzosen versucht Wolff gerade bei Williams unterzubringen, dem Motor-Kundenteam von Mercedes.
F1-Insider.com weiß: Ocon hat keine große Lust mehr, bei Alpine zu bleiben. Genau wie sein Teamkollege und Landsmann Pierre Gasly. Auch der schaut sich auf dem Markt um. Er gilt als Kandidat beim zukünftigen Audi-Team, sollten die Ingolstädter eine Absage von ihrem Wunschpiloten Carlos Sainz erhalten.
Deshalb könnte die französischen Sportwagentochter von Renault die große Chance für Schumacher werden, in die Formel 1 zurückzukehren. Aus mehreren Gründen: In der Sportwagen-WM fährt er bereits für die Franzosen. Obwohl sich das Auto, mit dem er auch Mitte Juni bei den legendären 24 Stunden von Le Mans antreten wird, in seiner Entwicklung gegenüber der Konkurrenz von Porsche oder Ferrari noch in einem jungfräulichen Stadium befindet, ist Projektleiter Bruno Famin extrem angetan von den Leistungen Schumachers.
Für Famin, der auch für das Formel-1-Projekt der Franzosen verantwortlich zeichnet, ist Schumacher eine mögliche Alternative für die Zukunft der Franzosen in der Königsklasse. Erster Schritt könnten schon bald Formel-1-Tests von Schumacher junior mit einem zwei Jahre alten Alpine sein. Hintergrund: Um außerplanmäßige Testfahrten während der Saison durchzuführen, muss ein Auto zwei Jahre alt sein. Das schreibt das Reglement so vor.
Dazu kommt: Renault-Konzernchef Luca de Meo ist einem Engagement des Deutschen gegenüber ebenfalls positiv eingestellt. Auch aus Marketinginteresse. Der deutsche Markt ist einer der wichtigsten für Renault. De Meo kennt die positiven Zahlen von 1995, als Micks Vater Michael mit einem von Renault angetrieben Motor überlegen seinen zweiten von insgesamt sieben WM-Titeln einfahren konnte. Schon damals wurde ein Schumacher mit großem Erfolg in Deutschland als Renault-Pilot vermarktet.
Fest steht: Mick Schumacher kämpft weiter um seine Zukunft in der Königsklasse. „Es ist mein Ziel, in die Formel 1 zurückzukehren“, sagt er unmissverständlich zu F1-Insider.com. Am Wochenende will er dafür die nächste Duftmarke bei Alpine setzen. Beim Sportwagen-WM-Lauf in Spa.
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Das ist F1-Insider.com
1. Lando Norris (Großbritannien) – McLaren 1:30:49,876 Std.
2. Max Verstappen (Niederlande) – Red Bull +7,612 Sek.
3. Charles Leclerc (Monaco) – Ferrari +9,920
4. Carlos Sainz Jr. (Spanien) – Ferrari +11,407
5. Sergio Perez (Mexiko) – Red Bull +14,650
6. Lewis Hamilton (Großbritannien) – Mercedes +16,585
7. Yuki Tsunoda (Japan) – Racing Bulls +26,185
8. George Russell (Großbritannien) – Mercedes +34,789
9. Fernando Alonso (Spanien) – Aston Martin +37,107
10. Esteban Ocon (Frankreich) – Alpine +39,746
1. Max Verstappen (Niederlande) – Red Bull 136 Pkt.
2. Sergio Perez (Mexiko) – Red Bull 101
3. Charles Leclerc (Monaco) – Ferrari 98
4. Carlos Sainz Jr. (Spanien) – Ferrari 85
5. Lando Norris (Großbritannien) – McLaren 83
6. Oscar Piastri (Australien) – McLaren 41
7. George Russell (Großbritannien) – Mercedes 37
8. Fernando Alonso (Spanien) – Aston Martin 33
9. Lewis Hamilton (Großbritannien) – Mercedes 27
10. Yuki Tsunoda (Japan) – Racing Bulls 14
1. Red Bull 237 Pkt.
2. Ferrari 189
3. McLaren 124
4. Mercedes 64
5. Aston Martin 42
6. Racing Bulls 19
7. Haas 7
8. Alpine 1