Die Formel-1-Autos bleiben 2021 weitgehend dieselben. Doch es gibt durchaus einige Änderungen im Reglement.
Immer wieder erlebt die Formel 1 Jahre des Umbruchs – zuletzt zum Beispiel 2014, als die aktuellen 1,6-Liter-V6-Turbo-Hybridmotoren eingeführt wurden. Oder 2017, als die Autos breiter wurden. Fest steht jetzt schon: 2021 wird kein solches Jahr sein. Zwar greift ab kommender Saison die Budgetobergrenze (siehe unten), doch wirkt sich das wohl erst in Zukunft aus. Denn: Die Autos 2021 sollen weitgehend dieselben sein wie 2020.
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Weil durch die Corona-Pandemie die Kassen knapp sind, haben sich die Formel-1-Gesetzgeber mit den Teams auf einen Sparkurs geeinigt. Dabei ist das Auto in drei Bereiche eingeteilt worden: Chassis, Motor, Aerodynamik. Die Aerodynamik bleibt frei, allerdings gelten gewisse Einschränkungen beim Werkzeug für die Aero-Entwicklung (siehe unten). Der Motor darf für 2021 komplett neu entwickelt werden, ab 2022 wird aber entweder ein Entwicklungsstopp verhängt oder zumindest die Entwicklung beschränkt.
Komplizierter wird es beim Chassis. Das ist in 77 Komponenten unterteilt. 40 davon sind homologiert, dürfen also für die kommende Saison gar nicht verändert werden. Die restlichen Teile erhalten je nach Bedeutung eine Wertigkeit von einem oder zwei Entwicklungs-Token. Ein Team darf am Chassis nur Veränderungen im Wert von maximal zwei Token durchführen.
+++ Kürzere Freitagstrainings:
Die Freitagstrainings werden von 90 auf 60 Minuten verkürzt. Hintergrund: Schon 2021 wird es eine Rekordanzahl von 23 Rennen geben. Die Wochenenden sollen deshalb kompakter werden. Und: Weil die Frauen-Formel „W-Series“ neben Formel 2, Formel 3 und Porsche Supercup im Rahmenprogramm fährt, brauchen die Formel-1-Macher mehr freie Streckenzeit. Für die Routiniers der Szene macht das kaum einen Unterschied. Neulingen wie Mick Schumacher wird die zusätzliche Stunde Trainingszeit aber fehlen.
+++ Beschneidung des Unterbodens
Die Formel-1-Autos werden immer schneller. Reifenhersteller Pirelli will aus Kostengründen aber keine neuen Pneus entwickeln. Also müssen die Autos gebremst werden. Durch die Beschneidung des Unterbodens sollen zehn Prozent des Abtriebs gekappt werden. Bisher darf der Unterboden vor den Hinterrädern auf die Maximalbreite von 1,60 Meter gespannt werden. 2021 wird ein Dreieck vor der Hinterachse eingeschnitten, damit sich die Techniker nicht mit Schlitzen, Löchern und Flügelchen austoben können. In diesem Bereich holten die Ingenieure zuletzt viel Zeit auf der Rennstrecke heraus.
Dazu kommt: Der Unterboden darf weniger flexibel sein. Bei einer Belastung von 500 Nm darf er sich maximal um acht statt wie bisher zehn Millimeter verbiegen.
+++ DAS-System verboten
Mercedes hat für 2020 ein System entwickelt, durch das die Fahrer durch Drücken und Ziehen des Lenkrads die Spur der Reifen verstellen können. In einer Formel-1-Zeit, in der entscheidend ist, die Reifen ins richtige Arbeitsfenster zu bekommen und möglichst lange am Leben zu erhalten, war das ein Vorteil. 2021 ist das System verboten. Bisher hat es auch kein anderer Rennstall kopiert.
+++ Autos werden noch schwerer
Schon jetzt sind die Formel-1-Flitzer mit 746 Kilogramm so schwer wie noch nie. 2021 legen sie um drei Kilogramm zu (749 kg). Grund: Die Power Unit muss dann mindestens 150 statt wie bisher 145 Kilogramm wiegen. Dies soll verhindern, dass Teams den Antriebsstrang durch Verwendung exotischer und vor allem sündhaft teurer Materialien noch leichter bauen.
+++ Naturfaser erlaubt
Die Formel-1-Autos werden seit den 1980er Jahren aus Kohlefaser gebacken. 2021 werden aber auch Naturfasern wie Hanf, Leinen oder Bambus erlaubt. Nicht ausgeschlossen, dass diese Materialien in Zukunft sogar vorgeschrieben werden. Erstens unterstreicht das den Umweltaspekt, den die Formel 1 hervorheben will. Und zweitens sind Naturfasern nach einem Unfall nicht so scharfkantig. Das mindert das Risiko für einen Reifenschaden bei Piloten, die über Wrackteile fahren.
+++ Benzin
2021 ist nur noch ein neues Benzingemisch erlaubt. Damit will die Formel 1 das teure Wettrüsten auf dem Benzinsektor bremsen. Zumindest bis in Kürze Biokraftstoffe Einzug halten werden. Der Anteil des Biosprits beträgt aktuell 5,75 Prozent und soll 2022 auf zehn Prozent steigen. Der entsprechende Kraftstoff besteht aus Bioabfall, der nicht für den menschlichen oder tierischen Verzehr verwendet werden kann.
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+++ Budgetobergrenze
2021 dürfen die Formel-1-Teams maximal 145 Millionen Euro ausgeben, 2022 sinkt dies auf 140 Millionen und von 2023 bis 2025 auf 135 Millionen Euro. Das gilt für 21 WM-Rennen: Pro Lauf mehr oder weniger wird eine Million Euro drauf gerechnet beziehungsweise abgezogen. Ausgeklammert sind Sonderposten wie Fahrergehälter (sollen ab 2023 gedeckelt werden), drei weitere Gehälter (etwa für Technikgurus), Marketingaktivitäten (etwa auch der Betrieb alter F1-Autos), Anmeldegebühren, Initiativen zur Förderung des Umweltschutzes und einige mehr.
Die Budgetobergrenze gilt nur für Formel-1-Teams, die ihr Auto komplett selbst konstruieren. Wer Teile einkauft, darf weniger ausgeben. Dafür wurden Nominalwerte definiert. Je nachdem, wie viele Teile ein Team bei anderen Rennställen einkauft, sinkt ihre Ausgabengrenze um diese Nominalwerte um bis zu 30 Millionen Euro. Sie sparen sich dafür aber auch Entwicklungskosten.
+++ Weniger Entwicklungszeit
Apropos Entwicklung: Ab 2021 wird die Entwicklungszeit im Windkanal, Simulator und an CFD-Rechnern weiter reduziert. Der Weltmeister bekommt nur 90 Prozent der Entwicklungszeit, der WM-Zweite 92,5 Prozent, der Dritte 95 Prozent und so weiter – bis zum WM-Letzten, der 112,5 Prozent der normalen Entwicklungszeit zugestanden bekommt. So soll das Feld enger zusammenrücken.
+++ Kopieren verboten!
Ein neuer Abschnitt im Regelwerk soll sicherstellen, dass es keinen rosa Mercedes mehr geben kann. Heißt: Dem Kopieren von sogenannten gelisteten Teilen, die jedes Team selbst konstruieren muss, werden engere Grenzen gesetzt. So dürfen die Mannschaften nur noch bei Rennen oder Tests Informationen über das Design der Konkurrenz sammeln und dafür ausschließlich stinknormale Foto- oder Videoaufnahmen nutzen.
Michael Zeitler/Bianca Garloff
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