Sebastian Vettel macht in der Pressekonferenz am Donnerstag klar: Er will zu Red Bull zurück. Aber …
Sebastian Vettel (33) gab sich große Mühe, seine schlechte Stimmung bei der FIA-Pressekonferenz zu verbergen. Erst am Vormittag hatte ihm sein Vertrauter Helmut Marko (77) schweren Herzens mitteilen müssen: „Es gibt im Moment keine Möglichkeit, zu Red Bull zurückzukehren.“
Das gibt Marko sogar zu. Zu F1-Insider.com sagt er: „Ich habe heute morgen mit Seb über die Situation gesprochen. Unser zweites Cockpit ist aktuell mit Albon besetzt, der zur Hälfte Thailänder ist, und Red Bull gehört zu 51 Prozent Thailändern.“
Der Grund muss den Heppenheimer, der Red Bull in den Jahren 2010 bis 2013 durch vier in Folge gewonnene WM-Titel einen Platz in den Geschichtsbüchern bescherte, besonders hart getroffen haben. Nicht an seinem Können wird gezweifelt, nicht an seinen Fähigkeiten auch in Zukunft. Es geht hauptsächlich um geschäftliche Zwänge, die Red Bull-Boss Dietrich Mateschitz zur Absage bewegen.
Die Hürde, die einem der größten Wiedervereinigungen der Sportgeschichte im Weg stehen, heißt Alexander Albon (24). Albon ist aktueller Red Bull-Pilot an der Seite von Wunderknabe Max Verstappen. Albon macht auch einen halbwegs guten Job. Doch sein thailändischer Pass machen die drei bis vier Zehntelsekunden, die er im Durchschnitt pro Runde langsamer fährt als sein holländischer Teamkollege Max Verstappen, mehr als wett. Der Grund: 51 Prozent am Red-Bull-Konzern gehören einer thailändischen Familie, die Albon im Hauptauto von Red Bull sitzen sehen will. Sie verleihen ihrem Landsmann die entscheidenden Flügel, die Vettel trotz seiner gemeinsamen Erfolge mit Red Bull und seiner Reputation einfach nicht hat.
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Für Vettel, der trotz seiner Intelligenz auch eine romantische Ader hat und deshalb auch immer (noch?) daran glaubte, dass am Ende nur Leistung zählt, muss eine kleine Welt zusammengebrochen sein. Ein vierfacher Weltmeister in den besten Jahren findet nach der Trennung von Ferrari keinen Job? Diese Frage, die eigentlich irrational ist und in einer Welt außerhalb der Formel 1 kaum Sinn machen würde, dieser Frage muss er sich jetzt stellen.
Es wäre nach seiner Desillusion am Morgen sehr einfach gewesen, die Frage, die kommen musste, in seinem eigenen Interesse zu beantworten. „Würdest Du Red Bull fahren, wenn Sie dich fragen würden?“ Er hätte „nein“ sagen können und hätte es so aussehen lassen können, als hätte er kein Interesse. Vettel aber tat genau das Gegenteil, wohlwissend dass seine Liebeserklärung auf taube Ohren stößt. „Ja“, sagte er und machte seinem Ex-Team quasi einen Heiratsantrag. „Ich weiß, was sie können, ich weiß, wie sie arbeiten, ich habe immer noch Kontakt mit den entscheidenden Leuten wie Helmut Marko oder Christian Horner. Sie werden immer ein Auto haben, mit dem man gewinnen kann. Ich würde ja sagen.“
Allein: Was bleibt dem vierterfolgreichsten Formel-1-Fahrer der Geschichte noch? Plätze für 2021 sind nur bei den Hinterherfahrern von Haas, Alfa Romeo und Williams zu haben und beim aufstrebenden Racing Point-Team, das 2021 Aston Martin heißen wird und besonders durch seine enge Zusammenarbeit mit Mercedes den Fans Hoffnung und der Konkurrenz Angst macht.
Konkret wurde Vettel noch nicht: „Ich kenne dort einige Leute aus früheren Zeiten. Sie sind ein aufstrebendes Team, ohne Frage. Aber ich habe mir ehrlich gesagt noch keine großen Gedanken gemacht. Ich lasse jetzt erst mal alles auf mich zukommen. Für mich zählt im Moment nur die Gegenwart.“
Und die heißt bis Ende dieses Jahres Ferrari. Vettel steht unter Druck, denn das erste Rennen ging in die Hose. Er klagte über ein fast unfahrbares Auto, machte auch deshalb einen Fehler und wurde am Ende Zehnter. Schlimmer aber: Sein Teamkollege Charles Leclerc fuhr einen fehlerlosen GP und wurde begünstigt durch drei Safety-Car-Phasen Zweiter. Vettel muss am Wochenende liefern. „Es ist wichtig zu verstehen, was zwischen Samstagmorgen und Qualifying mit dem Auto passiert ist. Daran arbeiten wir hart. Deshalb ist schon der Freitag sehr wichtig.“
Aufgeben gibt es nicht für den Heppenheimer: „Wir wissen selbst, dass wir im Moment nicht siegfähig sind. Aber ich hoffe, dass wir uns kontinuierlich steigern und immer das Maximale aus den Wochenenden herausholen können. Darum geht es jetzt in erster Linie.“
Erst, wenn diese Arbeit beendet ist, wolle er sich konkrete Gedanken über seine Zukunft machen.
Von: Ralf Bach / Bianca Garloff
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