Er ist wieder da: Nico Hülkenberg bestreitet am Sonntag in Bahrain sein Comeback als Stammfahrer in der Formel 1 mit Haas. So geht der Deutsche seine F1-Rückkehr an.
Es war noch vor Corona, Ende 2019, da bestritt Nico Hülkenberg sein letztes Rennen als Stammpilot in der Formel 1 mit Renault. Nun, mehr als drei Jahre später, ist der Deutsche zurück als Vollzeitarbeiter in der Königsklasse – und fühlt sich bei seinem neuen Team Haas nach nur drei Testtagen bereits pudelwohl. Vor dem Auftakt am Sonntag verrät Hülkenberg: „Ich habe mich schon gut eingelebt, das Team hat mich wirklich nett willkommen geheißen.“
MEHR LESEN: SO SEHEN SIE DIE FORMEL 1 IM TV
Dazu gehört auch Teamkollege Kevin Magnussen: Mit dem Dänen verbindet Hülkenberg der legendäre „Lutsch meine Eier“-Spruch bei ihrem Zoff in Ungarn 2017. Dass die Anspielungen dazu bis heute nicht abreißen, mittlerweile aber alle Beteiligten darüber lachen können, demonstriert Hülkenberg selbst vor wenigen Wochen mit seinem Antritts-Selfie bei Haas: „Teil des Teams und ein paar Eier“, schrieb Hülkenberg mit einem Smiley unter das Bild an der Seite des grinsenden Magnussen und Teamchef Günther Steiner.
Doch tatsächlich war es auch der Humor über den flapsigen Spruch, der die beiden ehemaligen Rivalen wieder zusammenbrachte, wie Hülkenberg am Donnerstag in seiner Presserunde verrät: „Wir haben genau hier (in Bahrain; d. Red) vor einem Jahr das Eis gebrochen. Ich bin damals für Seb (Vettel, wegen Corona-Erkrankung; d. Red.) eingesprungen. Am Sonntagmorgen gab es dann das übliche Fahrerfoto zum Auftakt und wir standen zufälligerweise direkt hintereinander“, erinnert sich der Deutsche. „Da dachte ich mir: Es ist an der Zeit, das Eis zu brechen.“
Typisch Hülkenberg: „Ich habe ihm lächelnd die Hand gereicht und ihm einfach genau seine Worte von damals (den Eier-Spruch; d. Red.) ins Gesicht gesagt. Damit hat unsere Beziehung gewissermaßen begonnen. Und seither läuft es ziemlich gut“, lacht Hülkenberg. Die früheren Spannungen sind laut dem Deutschen mittlerweile längst vergessen: „Ich sehe da keine Probleme oder Reibungspunkte zwischen uns.“ Ganz im Gegenteil: „Er ist ja ebenfalls Vater, wir befinden uns also in einer ähnlichen Lebensphase. Ich freu mich darauf, mit ihm zu arbeiten.“
Stichwort Vaterschaft: Dass sich durch diese für ihn etwas auf der Rennstrecke verändert, glaubt Hülkenberg, der Ende 2021 Vater einer Tochter wurde, nicht: „Bisher habe ich diesbezüglich nichts feststellen können und ich bezweifle, dass es sich anders anfühlen wird. Aber mal schauen, wie ich in ein paar Rennen darüber denke.“
Was in einigen Wochen für Hülkenberg aber auf jeden Fall ansteht, ist ein Sprung in der Statistik: Schon beim dritten Grand Prix des Jahres in Melbourne wird er Landsmann Nick Heidfeld überholen und ist dann mit 184 GP-Starts der Deutsche mit den viertmeisten Rennen in der Formel 1 – mehr haben nur die drei Weltmeister Michael Schumacher (307), Sebastian Vettel (299) und Nico Rosberg (206) absolviert.
Die Nervosität vor seinem Comeback hält sich entsprechend in Grenzen beim Routinier, der schmunzelt: „Ich habe ja schon ein paar Saisons hinter mir, weiß also, was auf mich zukommt und ich erwarten kann. Ich bin praktisch mein ganzes Leben lang Rennen gefahren, es steckt in meiner DNA und ich weiß, was zu tun ist. Da setzen einfach die Instinkte ein. Die Herangehensweise hat sich also nicht wirklich verändert, ich fühle mich aber frisch, bin so fit wie noch nie und durchwegs positiv eingestellt.“
Das liegt auch an den Testeindrücken, die Hülkenberg mit dem neuen Haas schon sammeln konnte: „Beim Testen geht es darum, ein gutes Gefühl für das neue Auto zu entwickeln und das konnte ich. Natürlich war die Zeit begrenzt, das Feeling wird in den nächsten Rennen also noch besser.“ Mit Blick auf die Hackordnung wagt der Emmericher aber noch keine Prognosen: „Das Mittelfeld wird erneut hart umkämpft sein. Natürlich sagen wir das jedes Jahr, aber es ist einfach so: Am Ende entscheiden Details und teilweise auch die jeweilige Streckencharakterisitk, wer wo steht“, glaubt Hülkenberg.
Für den 35-Jährigen ist dabei vor allem eines wichtig: „Was mich persönlich angeht, so will ich einfach nach jedem Grand Prix sagen können: ‚Mehr war heute nicht drin, ich habe das Beste aus den Möglichkeiten gemacht.‘ Wenn das der Fall ist, dann bin ich zufrieden.“ Das gleiche Prinzip gelte auch fürs Team: „Wir müssen einfach unsere Hausaufgaben machen und unser Auto effizient weiterentwickeln, um zu maximieren, was wir haben.“
Bei aller Erfahrung und dem damit verbundenen Realismus: Der Gedanke, dass es nun endlich wieder losgeht, treibt Comebacker Hülkenberg trotzdem ein Lächeln auf die Lippen: „Ich bin mehr ein Renn-Typ als ein Test-Typ, deshalb freue ich mich darauf, dass jetzt Showtime ist und alles wieder ein bisschen mehr zählt: Es wird sich großartig anfühlen, wenn die Lichter endlich ausgehen.“
FOLGT UNS AUF YOUTUBE!
Das ist F1-Insider.com