Das Duell zwischen Max Verstappen und Lando Norris in Spielberg hat endgültig seinen Sieger gefunden: Der McLaren-Star knickt ein.
Endlich hatte die Formel 1 mal wieder sportliche Schlagzeilen: Die Kollision zwischen Max Verstappen und Lando Norris in der Endphase des Großen Preises von Österreich erhitzte die Gemüter. Vor allem die der englischen Fans und Experten. Denn die sahen in Verstappen schnell den Sündenbock.
Wie einst Ayrton Senna, Michael Schumacher, Fernando Alonso oder Sebastian Vettel wurde der Niederländer zur Zielscheibe: Er fahre rücksichtslos, über dem Limit, unfair. McLaren-Teamchef Andrea Stella kramte sogar die Saison 2021 hervor und fabulierte über Verstappens angeblich so unsaubere Fahrweise schon im Duell gegen Norris‘ britischen Landsmann Lewis Hamilton.
Nicht mal fünf Tage später führt ausgerechnet das vermeintliche Opfer des dreimaligen Champions die übertriebene Kritik am wohl besten Fahrer dieser Generation ad absurdum. Nichts mehr ist übrig von der Erklärung, die Norris von seinem Kumpel Verstappen verlangt hat. Mittlerweile klingen die Aussagen des Briten wieder so handzahm wie sie eben klingen, wenn er selbst einfach hätte ein paar Zentimeter nach links fahren müssen, um einen Unfall zu verhindern.
„Ich habe ehrlich gesagt nicht das Gefühl, dass er sich entschuldigen muss“, räumt Norris im Vorfeld des Großen Preises von Großbritannien an diesem Wochenende ein. „Einige der Dinge, die ich nach dem Rennen in den Interviews gesagt habe, waren zu viel, weil ich zu dem Zeitpunkt frustriert war. Viel Adrenalin, viele Emotionen, und wahrscheinlich habe ich ein paar Dinge gesagt, an die ich selbst nicht glaubte, vor allem später in der Woche.“
Aussagen, die die gesammelten Reaktionen der Anti-Verstappen-Fraktion jetzt ad absurdum führen. Entsprechend knicken auch weitere Experten in England ein. So findet Ex-Champion Jenson Button sogar die 10-Sekunden-Strafe für Verstappen nach dem Plattfuß überzogen.
Das Problem: Norris macht sich mit solchen Worten auch selbst klein. So sehr er am Sonntag auf dem Red Bull-Ring und anschließend in den TV-Interviews noch dagegenhielt, so sehr erteilt er seinem WM-Rivalen auf der Rennbahn jetzt die Absolution. „Rückblickend würde ich sagen: Ein gutes Rennen, teilweise sehr nah am Limit – aber wir haben darüber gesprochen, und wir sind beide glücklich damit, wieder Rennen fahren zu gehen“, liest sich die verbale Kehrtwende des McLaren-Stars, die auch das Resultat eines Gesprächs der beiden Freunde sowohl am Montag als auch am Mittwoch gewesen sein dürfte.
Norris: „Was wir besprochen haben, bleibt natürlich unter uns. Aber ich denke, es ist klar, wie er fährt. Er fährt hart und am Limit. Je länger ich über die Dinge nachgedacht habe, desto mehr denke ich, dass es einfach Racing war… Ich denke, ich habe da in gewisser Weise überreagiert. Für mich ist das in vielen Aspekten noch eine eher neue Sache.“
Während Norris also zurückrudert, bleibt Verstappen auch verbal seiner Linie treu und lässt sich auch von den Anfeindungen nicht aus der Bahn werfen. „Da gebe ich einen Scheiß drauf, ich gehe nach Hause und lebe mein Leben. Und die einzige Sache, die mich interessiert, ist meine Beziehung zu Lando“, konstatiert der Weltmeister am Donnerstag am Rande von Norris‘ Heimrennen.
Gleichzeitig macht er klar, dass er eben nicht so unsauber fährt, wie ihm vorgeworfen wird. „Ich habe Lando immer gesagt: Wenn du Manöver versuchst, egal ob innen oder außen rum, dann kannst du mir vertrauen, dass ich nicht da bin, um dich aus dem Weg zu räumen. Und andersrum ist es genauso, darüber haben wir auch gesprochen“, verrät der Niederländer.
Geschenke dürfe Norris aber eben auch als guter Kumpel nicht erwarten. Verstappen erlaubt einen Blick in seine Denke bei geschlossenem Visier: „Natürlich, wie auch beim Design der Autos, geht man ans äußerste Limit der Regeln. Vielleicht findet man hier und da ein paar Grauzonen mit dem Auto. Und so fährt man auch. Ansonsten wird man nie ein Top-Fahrer, und im Leben hast du sonst auch keinen Erfolg.“
Lando Norris sollte bei Verstappens Worten genau hinhören: Sie reflektieren das Mindset eines echten Champions. Ein Senna, Schumacher, Hamilton oder Verstappen entschuldigen sich nicht für den Fahrstil am Limit, der ihnen so viel Erfolg beschert hat. Und sie rudern auch nach Knallhart-Ansagen nie zurück. Norris mag seine Freundschaft zu Verstappen mit dem Eingeständnis einer Überreaktion erhalten haben. Allerdings ist jetzt auch klar, wer beim nächsten Duell zurückstecken wird und wer nicht.
FOLGT UNS AUF YOUTUBE!
Das ist F1-Insider.com
1. George Russell (Großbritannien) – Mercedes 1:24:22,798 Std.
2. Oscar Piastri (Australien) – McLaren +1,906 Sek.
3. Carlos Sainz Jr. (Spanien) – Ferrari +4,533
4. Lewis Hamilton (Großbritannien) – Mercedes +23,142
5. Max Verstappen (Niederlande) – Red Bull +37,253
6. Nico Hülkenberg (Emmerich) – Haas +54,088
7. Sergio Perez (Mexiko) – Red Bull +54,672
8. Kevin Magnussen (Dänemark) – Haas +1:00,355 Min.
9. Daniel Ricciardo (Australien) – Racing Bulls +1:01,169
10. Pierre Gasly (Frankreich) – Alpine +1:01,766
1. Max Verstappen (Niederlande) – Red Bull 237 Pkt.
2. Lando Norris (Großbritannien) – McLaren 156
3. Charles Leclerc (Monaco) – Ferrari 150
4. Carlos Sainz Jr. (Spanien) – Ferrari 135
5. Sergio Perez (Mexiko) – Red Bull 118
1. Red Bull 355 Pkt.
2. Ferrari 291
3. McLaren 268
4. Mercedes 196
5. Aston Martin 58