Nyck de Vries fährt gleich im ersten Formel-1-Rennen in die Punkte. So bewertet Williams‘ deutscher Teamchef die Zukunftschancen seines Überfliegers.
Den besten Rat bekommt Nyck de Vries vor dem Start in seinen ersten Formel-1-Grand-Prix in Monza ausgerechnet von Landsmann Max Verstappen. „Ich habe ihm gesagt, er soll es in erster Linie mal genießen und auch nicht zu viel drüber nachdenken oder sich stressen“, verrät der spätere Sieger nach dem Rennen.
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„Ich erinnere mich noch gut an mein erstes Rennen“, sagt Verstappen. „Alles passiert so schnell, da muss man sich selbst einfach sagen: ‚Wir werden schon sehen, was passiert‘ – statt sich zu viele Gedanken um den Start oder die erste Kurve zu machen.“ De Vries setzt den weltmeisterlichen Rat am Sonntag bestens um, hält sich aus allem Ärger raus und wird am Ende als Neunter sogar mit zwei WM-Punkten belohnt. Zusätzlich wählen ihn die Fans zum Fahrer des Tages.
Diese Leistung nötigt dann auch Landsmann Verstappen Respekt ab: „Er ist sehr gut mit allem umgegangen. Das ist schön, denn wir kennen uns natürlich schon lange“, sagt der Red-Bull-Pilot, der gemeinsam mit De Vries dafür sorgt, dass am Sonntag erstmals seit Christijan Albers und Robert Doornbos beim Brasilien GP 2006 wieder zwei Niederländer in einem Formel-1-Rennen am Start sind.
Ein dickes Lob für seinen starken Einstand in der Königsklasse bekommt De Vries auch von Williams-Teamchef Jost Capito: „Er hat alles absolut ohne Fehler und sehr professionell gemacht, wie wenn er schon das ganze Jahr im Auto gesessen ist“, lobt der Deutsche und gibt zu bedenken: „Diese Autos sind schon sehr komplex und schwierig zu fahren. Da einfach so reinzuspringen ist nochmal eine komplett andere Nummer, Simulator hin oder her.“
Das bekommt der Debütant vor allem in der zweiten Hälfte des Rennens zu spüren. „Auf der Auslaufrunde hat er mir am Funk gesagt, dass er seine Schultern kaum noch bewegen kann und überhaupt nicht mehr spürt“, verrät Capito. Im Parc Fermée mussten ihm Mechaniker aus dem Auto helfen.
Die G-Kräfte der Formel 1 sind mit denen der langsameren Formel E, in der De Vries zuletzt unterwegs war, nicht zu vergleichen. „Ich wollte ihm zwischendurch schon ins Cockpit funken: ‚Greif ruhig an, du brauchst nicht auf den Fanboost zu warten. Den gibt’s hier nicht'“, scherzt der Teamchef.
Fakt ist: Mit seinem Auftritt in Monza hat De Vries eine starke Bewerbung für ein Stammcockpit in der Königsklasse abgegeben. „Was soll er in Sachen Performance noch mehr machen als das, was er heute gezeigt hat? Er hat hier wirklich demonstriert was er kann“, sagt Mercedes-Sportchef Toto Wolff, zu dessen Fahrerkader der 27-Jährige gehört.
Auch Capito gibt in Bezug auf den Niederländer zu: „Er ist sicher keine schlechte Option, aber er hat natürlich auch andere Verpflichtungen (unter anderem mit Toyota in der Sportwagen-WM; d. Red.). Da muss man dann sehen, was in Zukunft für ihn möglich ist.“ Mit Blick auf Monza lobt der Teamchef aber: „Nyck hat das gezeigt, was ich persönlich von ihm erwartet habe, weil ich ihn kenne. Und er hat sogar noch übertroffen, was man erwarten kann.“
Ein weiterer Einsatz gleich beim nächsten F1-Wochenende in zwei Wochen in Singapur ist deshalb nicht ausgeschlossen, hängt aber vom Gesundheitszustand von Stammpilot Alex Albon ab, der in Italien kurzfristig mit Blinddarmentzündung ausgefallen war. „Ich habe Alex gestern Abend im Krankenhaus besucht und es geht ihm schon wieder ganz gut. Ich glaube zwar, dass er es schafft (in Singapur zu starten; d. Red.), aber eine Garantie gibt es nach einer Operation nie“, erklärt Capito.
„Natürlich will Alex unbedingt fahren, aber jeder erholt sich von so etwas anders“, sagt der Deutsche. „Für uns ist nur klar, dass die Sicherheit absolut vorgeht und wenn er nicht hundertprozentig fit ist, dann fährt er nicht – zumal Singapur ein sehr anstrengendes Rennen ist. Das ist dann meine Verantwortung als Teamchef.“
Genauso wie die Cockpitbesetzung für 2023. Bei dieser will sich Capito, der zuletzt auch öffentlich mit Mick Schumacher flirtete, aber noch nicht in die Karten schauen lassen: „Im Moment sind noch so viele Bälle in der Luft. Man muss sich jetzt erstmal den Staub setzen lassen und dann aussortieren. Es gibt viele gute Möglichkeiten und viele Junge, die nachrücken und auch eine Chance verdient haben. Was da an jungen Fahrern nachkommt ist sensationell, die Auswahl ist also wirklich schwer.“
Für De Vries selbst ist das vielleicht der einzige Wermutstropfen nach einem Wochenende wie im Traum: „Es liegt nicht in meinen Händen, weil ich keine Fahrerpaarung entscheiden kann. Und es kommt in dieser Welt auch nicht immer darauf an, wer es am meisten verdient hat“, antwortet der Niederländer auf die Frage nach seiner Formel-1-Zukunft.
Die persönlichste Geschichte rund um sein Debüt verrät der 27-Jährige eher nebenbei: „Mein Vater war durch Zufall in Monaco in meinem kleinen Apartment (als der Einsatzbefehl von Williams kam; d. Red.). Er hat sich dann von jemandem ein Auto geliehen und ist gestern noch hier rüber gefahren.“
„Als ich ihn heute früh gesehen habe, konnten wir nicht mal reden, weil wir beide sofort angefangen haben zu weinen. Ich habe ihm nur einen Kuss gegeben und später war er dann mit mir in der Startaufstellung“, strahlt De Vries, der klarmacht, dass sein Lächeln wohl noch ein paar Tage in seinem Gesicht bleiben wird: „Ich bin sehr dankbar, dass wir das erleben durften, denn wir haben als Familie viele Jahre hart dafür gearbeitet. Das kann uns jetzt keiner mehr nehmen und darüber bin ich unheimlich glücklich.“
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1. Max Verstappen (Niederlande) – Red Bull 1:20:27,511 Std.
2. Charles Leclerc (Monaco) – Ferrari +2,446 Sek.
3. George Russell (Großbritannien) – Mercedes +3,405
4. Carlos Sainz Jr. (Spanien) – Ferrari +5,061
5. Lewis Hamilton (Großbritannien) – Mercedes +5,380
6. Sergio Perez (Mexiko) – Red Bull +6,091
7. Lando Norris (Großbritannien) – McLaren +6,207
8. Pierre Gasly (Frankreich) – Alpha Tauri +6,396
9. Nyck de Vries (Niederlande) – Williams +7,122
10. Zhou Guanyu (China) – Alfa Romeo +7,910
11. Esteban Ocon (Frankreich) – Alpine +8,323
12. Mick Schumacher (Gland/Schweiz) – Haas +8,549
13. Valtteri Bottas (Finnland) – Alfa Romeo + 1 Rd.
14. Yuki Tsunoda (Japan) – Alpha Tauri + 1 Rd.
15. Nicholas Latifi (Kanada) – Williams + 1 Rd.
16. Kevin Magnussen (Dänemark) – Haas + 1 Rd.
Ausfälle:
Sebastian Vettel (Heppenheim) – Aston Martin (11. Rd.)
Fernando Alonso (Spanien) – Alpine (32. Rd.)
Lance Stroll (Kanada) – Aston Martin (40. Rd.)
Daniel Ricciardo (Australien) – McLaren (46. Rd.)
1. Max Verstappen (Niederlande) – Red Bull 335 Pkt.
2. Charles Leclerc (Monaco) – Ferrari 219
3. Sergio Perez (Mexiko) – Red Bull 209
4. George Russell (Großbritannien) – Mercedes 203
5. Carlos Sainz Jr. (Spanien) – Ferrari 187
6. Lewis Hamilton (Großbritannien) – Mercedes 168
7. Lando Norris (Großbritannien) – McLaren 88
8. Esteban Ocon (Frankreich) – Alpine 66
9. Fernando Alonso (Spanien) – Alpine 59
10. Valtteri Bottas (Finnland) – Alfa Romeo 46
11. Pierre Gasly (Frankreich) – Alpha Tauri 22
12. Kevin Magnussen (Dänemark) – Haas 22
13. Sebastian Vettel (Heppenheim) – Aston Martin 20
14. Daniel Ricciardo (Australien) – McLaren 19
15. Mick Schumacher (Gland/Schweiz) – Haas 12
16. Yuki Tsunoda (Japan) – Alpha Tauri 11
17. Zhou Guanyu (China) – Alfa Romeo 6
18. Lance Stroll (Kanada) – Aston Martin 5
19. Alexander Albon (Thailand) – Williams 4
20. Nyck de Vries (Niederlande) – Williams 2
1. Red Bull 544 Pkt.
2. Ferrari 406
3. Mercedes 371
4. Alpine 125
5. McLaren 107
6. Alfa Romeo 52
7. Haas 34
8. Alpha Tauri 33
9. Aston Martin 25
10. Williams 6