Während Max Verstappen wieder mal gewinnt, geht Sergio Pérez wieder leer aus. Das wirft die Frage auf: War die Vertragsverlängerung wirklich der richtige Schritt?
„Der eine gewinnt, der andere kommt nicht an“, resümierte Ralf Schumacher nach dem GP Kanada bei Sky.
Deutlicher geht es nicht. Seit Sergio Pérez 2021 zu Red Bull gekommen ist, hat er fünf Grands Prix gewonnen. Sein Teamkollege Max Verstappen kommt im selben Zeitraum auf 50 Siege – also zehn Mal so viel.
Mehr noch: Während Verstappen den GP in Montreal gewinnt, crasht Pérez ins Aus. Zum zweiten Mal in Folge eine Nullrunde. Zum zweiten Mal in Folge war im Qualifying schon im ersten Abschnitt Schluss, kam Pérez also nicht mal unter die Top 15.
Die Belohnung: Der 34-jährige Mexikaner darf zwei weitere Jahre für Red Bull fahren.
Es ist eine Entscheidung, die nicht jedem einleuchtet. Sky-Experte Ralf Schumacher sucht nach einer Erklärung: „Max‘ Gehalt ist riesig. Und Sergio bringt Gelder durch seine Sponsoren mit.“
Ein Bezahlfahrer in einem Topteam könnte man also sagen. Red Bull-Motorsportchef Dr. Helmut Marko rechtfertigt die Vertragsverlängerung: „Pérez ist in Südamerika extrem beliebt und wir verkaufen dort viele Dosen. Und mehr Merchandise als von Verstappen.“ Aber Marko weiß auch: „Sergio und Max kommen gut aus, bringen Harmonie ins Team.“
Trotzdem könnte Pérez Red Bull die Konstrukteurs-WM kosten. In den vergangenen drei Grands Prix sammelte Red Bull 62 Punkte. Das sind zwei mehr als Mercedes, aber eben auch drei weniger als Ferrari und sogar 26 weniger als McLaren. Und das liegt vor allem an der schwachen Performance von Pérez.
Teamchef Christian Horner hofft, dass Pérez in Barcelona wieder zu seiner alten Form zurückfindet. In den ersten vier Rennen des Jahres wurde er immerhin drei Mal Zweiter. „Checo muss wieder aufdrehen und wieder so performen wie zu Beginn der Saison“, so Horner. Und weiter: „Wir wissen, was er kann. Er hatte jetzt zwei fürchterliche Rennen. Aber wenn man denkt, Checo hängt in den Seilen, dann steht er immer wieder auf.“
Klar ist: Gegen Verstappen würden derzeit wohl viele Fahrer im Feld alt aussehen. Der Niederländer fährt in seiner eigenen Liga. Pérez ist sein fünfter Teamkollege. Alle fünf hat er besiegt. Pierre Gasly musste nach einem 1:11 im Qualiduell bei Red Bull gehen. Alex Albon nach einem 1:25. Beide Fahrer wurden von Verstappen demontiert, haben jetzt bei Alpine (Gasly) beziehungsweise Williams (Albon) aber wieder einen guten Ruf. Wer nicht gegen Verstappen fährt, der sieht gleich viel schneller aus.
Und Pérez hat vor seinen Jahren bei Red Bull viel gezeigt. Unvergessen ist der Sieg für Racing Point (heute Aston Martin) in Bahrain 2020. Ein längst überfälliger Erfolg, sagten die Experten damals. Diese alten Glanzpunkte scheinen heute wie verpufft.
Neben Pérez waren viele Fahrer auf dem Markt, denen Experten mehr zutrauen. Noch immer hat Carlos Sainz keinen Vertrag für 2025. Fernando Alonso hat ebenfalls bei Red Bull angeklopft.
Sky-Experte Ralf Schumacher jedenfalls macht deutlich: „Red Bull braucht halt auch eine Nummer zwei, die die Nummer eins covert. Die also eine echte Unterstützung ist.“ Bei Pérez sieht der ehemalige Formel-1-Fahrer das weniger. „Kanada reiht sich ja in eine lange Liste an Fehlern von Pérez.“
In der WM ist der Mexikaner auf Rang fünf abgerutscht, liegt 87 Punkte hinter Verstappen. Zahlen, die Red Bulls Entscheidung zumindest zur Diskussion stellen.
Der Unfall in Kanada wird für Pérez außerdem ein Nachspiel haben: Weil er sein ramponiertes Auto nicht sicher abgestellt, sondern in die Box zurückgeschleppt und dabei Carbonteile verteilt hat, muss er beim Spanien-GP drei Plätze in der Startaufstellung zurück. Red Bull kostet das 25.000 Euro – und eventuell schon wieder Punkte.
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