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Red Bulls Motorpoker: Qualifying spielt Verstappen in die Karten

Formel 1 Max Verstappen Red Bull Sotschi 2021

Formel 1 Max Verstappen Red Bull Sotschi 2021

Formel 1: Max Verstappen startet in den GP Russland in Sotschi von ganz hinten. Weil Hamilton patzte, könnte der Motorpoker von Red Bull aufgehen

Red Bull hat das Pokerspiel eröffnet und muss nun hoffen, dass die verdeckten Karten zwei Asse sind … Wie im Vorfeld von F1-Insider.com exklusiv berichtet, hat das Team beim Großen Preis von Russland ins Auto von Max Verstappen (23) eine vierte Antriebseinheit eingebaut und damit den ersten Zug im Motor-Poker gegen Mercedes gemacht. Verstappen startet das Rennen in Sotschi deshalb vom letzten Startplatz, ist im Qualifying noch nicht mal mehr eine schnelle Runde gefahren.

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„Wir hatten unseren Startplatz bereits fix“, erklärt Red Bull-Motorsportberater Helmut Marko. „Wir wollten nichts riskieren.“ Neben Verstappen fährt Ferrari-Star Charles Leclerc los, der für eine brandneue Hybrideinheit ebenfalls eine Strafe in Kauf nimmt.

Hintergrund: Pro Saison sind eigentlich nur drei sogenannte Power Units erlaubt. Die Regel soll die Effizienz der Hybridmotoren unterstreichen und Kosten senken. Doch meistens geht die Rechnerei nicht auf. Vor allem nicht, wenn ein Motor durch einen Crash kaputt gegangen ist. So geschehen bei Verstappens Highspeed-Crash mit Hamilton in Silverstone.

Max Verstappen. Credit: Red Bull Content Pool

Das Problem: Der Motortausch muss mit Startplätzen „bezahlt“ werden. Ein neuer Motorblock kostet zehn Ränge, jedes weitere Antriebselement (z. B. Turbolader, Elektromotoren etc.) noch einmal fünf Positionen in der Startaufstellung. Weil Verstappen nach dem Crash mit Hamilton in Monza ohnehin drei Startplätze aufgebrummt bekommt, bot sich eine komplett neue Antriebseinheit in Sotschi an – nicht nur ein neuer Verbrennungsmotor, der in Silverstone einen Riss davongetragen hat.

Marko erklärt gegenüber F1-Insider.com: „Mercedes ist wahnsinnig stark hier. Die Rechnung sah so aus: Wir werden maximal Dritter im Qualifying, dazu müssen wir drei Plätze zurück, dann stehen wir auf dem sechsten Platz. Wenn wir dann nur einen anderen V6-Motor genommen hätten, geht es zurück auf Platz 16. Zwischen 16 und 20 besteht aber kein großer Unterschied mehr, deshalb haben wir uns entschlossen das komplette Paket zu tauschen. Dann können wir in den kommenden Rennen bis zum Saisonende attackieren.“

Verstappen bleibt im Angriffsmodus: „Wir mussten die Strafe ohnehin irgendwann mitnehmen. Wenn nicht hier, dann woanders. Jetzt müssen wir einfach versuchen, bestmögliche Schadensbegrenzung zu betreiben.“

Immerhin: Mercedes hilft Red Bull dabei. Statt den vermeintlichen Vorteil optimal auszunutzen, setzt Lewis Hamilton seinen Mercedes im Qualifying erst gegen die Bande der Boxengasse und dreht sich dann auch noch in der letzten Runde. Resultat: Rang vier für den Briten, Startplatz sieben für seinen Flügelmann Valtteri Bottas.

Lewis Hamilton patzte beim Qualifying gleich zweimal. Credit: Formel 1 / Twitter

„Für Lewis ist es eine Katastrophe“, sagt Ex-Weltmeister Damon Hill bei Sky. „Genau an dem Tag als er maximalst von Verstappens Strafe profitieren muss, landet er hinter der ganzen Meute an jungen Wilden. Das ist für ihn gefährlich am Start.“ Mercedes-Teamchef Toto Wolff will das noch nicht so schwarz sehen: „Lewis kann auch von Platz vier gewinnen. Von der reinen Pace her sollten wir keinen Gegner haben, es ist die Frage, ob man vorbeikommt.“

Die Frage stellt sich auch Red Bull. „Wir haben jetzt natürlich in erster Linie auf unsere Rennabstimmung geschaut“, verrät Verstappen. Ein Hinweis auf die angepeilte Aufholjagd mit flachen Flügeln und wenig Abtrieb gibt der Topspeed während Verstappens Installationsrunde (!) im Qualifying. Da war der Holländer mit 305 km/h der Schnellste des gesamten Zeittrainings.

Red Bull fürchtet Regen

Eine Befürchtung hat man bei Red Bull allerdings: Dass es entgegen der Vorhersagen doch wieder zu regnen beginnt. Das gibt auch Marko zu: „Wenn es nass ist, ist es vom Ende des Feldes mit der ganzen Gischt schwierig.“

Offen bleibt, ob und wann sich auch Mercedes an den Pokertisch setzt. „Wir haben Vermutungen und hoffen, dass auch sie bald ihren Motor wechseln müssen“, verrät Marko bei Sky. Der Grund: „Man hat ja bei Bottas (Wechsel in Monza; d. Red.) gesehen, dass auch sie Probleme haben. Und wenn man einen frischen Motor hat und pushen kann, gibt es gleich mehr Selbstvertrauen.“

Wolff lässt sich darauf angesprochen noch nicht in die Karten schauen, schmunzelt aber: „Na wenn der Doktor das sagt!?“ Auf konkrete Nachfrage verweigert er grinsend einen Kommentar. „Ich will Euch nicht anlügen.“ Gut möglich also, dass Mercedes sich noch heute Abend mit an den Pokertisch setzt.

Das Ergebnis des Qualifyings jedenfalls spielte Red Bull in die Karten. Das Pokerspiel Schadensbegrenzung scheint aufzugehen…

Bianca Garloff und Ralf Bach

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Formel 1 Grand Prix von Russland Startaufstellung

(53 Runden à 5,848 km/309,745 km), 26.9.2021:

1. Startreihe: 
1. Lando Norris (Großbritannien) – McLaren 1:41,993 Min.;
2. Carlos Sainz Jr. (Spanien) – Ferrari 1:42,510

2. Startreihe:
3. George Russell (Großbritannien) – Williams 1:42,983;
4. Lewis Hamilton (Großbritannien) – Mercedes 1:44,050

3. Startreihe:
5. Daniel Ricciardo (Australien) – McLaren 1:44,156;
6. Fernando Alonso (Spanien) – Alpine 1:44,204

4. Startreihe:
7. Valtteri Bottas (Finnland) – Mercedes 1:44,710;
8. Lance Stroll (Kanada) – Aston Martin 1:44,956

5. Startreihe:
9. Sergio Perez (Mexiko) – Red Bull 1:45,337;
10. Esteban Ocon (Frankreich) – Alpine 1:45,865

6. Startreihe:
11. Sebastian Vettel (Heppenheim) – Aston Martin 1:46,573;
12. Pierre Gasly (Frankreich) – Alpha Tauri 1:46,641

7. Startreihe:
13. Yuki Tsunoda (Japan) – Alpha Tauri 1:46,751;
14. Kimi Räikkönen (Finnland) – Alfa Romeo 1:49,586

8. Startreihe:
15. Mick Schumacher (Gland/Schweiz) – Haas 1:49,830;
16. Antonio Giovinazzi (Italien) – Alfa Romeo 1:51,023

9. Startreihe:
17. Nikita Masepin (Russland) – Haas 1:53,764;
18. Nicholas Latifi (Kanada) – Williams –

10. Startreihe:
19. Charles Leclerc (Monaco) – Ferrari;
20. Max Verstappen (Niederlande) – Red Bull

Formel 1 Grand Prix von Russland
Qualifying:

1. Lando Norris (Großbritannien) – McLaren 1:41,993 Min.
2. Carlos Sainz Jr. (Spanien) – Ferrari +0,517 Sek.
3. George Russell (Großbritannien) – Williams +0,990
4. Lewis Hamilton (Großbritannien) – Mercedes +2,057
5. Daniel Ricciardo (Australien) – McLaren +2,163
6. Fernando Alonso (Spanien) – Alpine +2,211
7. Valtteri Bottas (Finnland) – Mercedes +2,717
8. Lance Stroll (Kanada) – Aston Martin +2,963
9. Sergio Perez (Mexiko) – Red Bull +3,344
10. Esteban Ocon (Frankreich) – Alpine +3,872
11. Sebastian Vettel (Heppenheim) – Aston Martin 1:46,573
12. Pierre Gasly (Frankreich) – Alpha Tauri 1:46,641
13. Yuki Tsunoda (Japan) – Alpha Tauri 1:46,751
14. Nicholas Latifi (Kanada) – Williams 1:48,252
15. Charles Leclerc (Monaco) – Ferrari 1:48,470
16. Kimi Räikkönen (Finnland) – Alfa Romeo 1:49,586
17. Mick Schumacher (Gland/Schweiz) – Haas 1:49,830
18. Antonio Giovinazzi (Italien) – Alfa Romeo 1:51,023
19. Nikita Masepin (Russland) – Haas 1:53,764
20. Max Verstappen (Niederlande) – Red Bull keine Zeit

WM-Stand nach 14 von 21 Rennen

Fahrer
1. Verstappen 226,5 Punkte
2. Hamilton 221,5
3. Bottas 141
4. Norris 132
5. Pérez 118
6. Leclerc 104
7. Sainz 97,5
8. Ricciardo 83
9. Gasly 66
10. Alonso 50
11. Ocon 45
12. Vettel 35
13. Stroll 24
14. Tsunoda 18
15. Russell 15
16. Latifi 7
17. Räikkönen 2
18. Giovinazzi 1
19. Schumacher 0
20. Kubica 0
21. Mazepin 0

Teams
1. Mercedes 362,5
2. Red Bull Racing 344,5
3. McLaren 215
5. Ferrari 201.5
5. Alpine 95
6. AlphaTauri 84
7. Aston Martin 59
8. Williams 22
9. Alfa Romeo 3
10. Haas 0

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