Red Bull musste kurz vorm Rennen das Benzin aufwärmen. Ferrari hinterfragt das Boxen-Chaos
Ferrari nähert sich immer mehr dem roten Bereich. Nach dem Ausfall von Charles Leclerc beim Großen Preis von Spanien setzt Teamchef Mattia Binotto verbale Nadelstiche gegen WM-Rivale Red Bull. Stein des Anstoßes: die Hektik in der Red Bull-Box vorm Start. Da ließ das Team von Max Verstappen panisch beide Motoren laufen, ohne die Garage zu verlassen. Erst kurz vor Toresschluss durften Max Verstappen und Sergio Perez in die Startaufstellung aufbrechen.
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Der Ferrari-Capo wurde in seiner Presserunde auf die Unruhe beim Gegner angesprochen und verweist auf einen möglichen Regelbruch. „Ich weiß natürlich nicht, was dort los war“, sagt Binotto. „Ich kann mir aber vorstellen, dass es mit den Benzintemperaturen im Tank zu tun hatte, die maximal zehn Grad unter der Umgebungstemperatur liegen dürfen.“
Clever und fies zugleich: Der Italiener nutzt die Gunst der Stunde, um die FIA zu sensibilisieren. „Ich denke, die Regeln sollten zu jedem Zeitpunkt eines Rennwochenendes eingehalten werden“, betont er. „Nicht nur, wenn das Auto auf die Strecke geht. Sondern auch in der Box.“
Hintergrund: Je kühler der Sprit, desto besser für die Leistung und Haltbarkeit des Antriebs. Allein: Artikel 6.4.2 des Technischen Reglements regelt, dass das Benzin maximal zehn Grad kühler sein darf als die Umgebungstemperatur zwei Stunden vorm Start. In Barcelona hat die FIA 35 Grad gemessen. Heißt: Das Benzin durfte 25 Grad nicht unterschreiten. Tat es aber bei Red Bull.
Motorsportberater Helmut Marko verrät gegenüber F1-Insider.com: „Wir hatten übersehen, dass die Temperatur geändert wurde. Aber wir haben es ja noch rechtzeitig bemerkt und den Motor laufen lassen, damit das Benzin warm wird.“
Wieso konnte Red Bull sich so irren? Der Grund: Bis zum GP in Miami galt aufgrund der Umstellung auf E10-Benzin eine Standard-Minimaltemperatur von 18 Grad. Erst in Spanien wurde die alte Regel reaktiviert. Das hatte das Team am Sonntag offenbar nicht rechtzeitig auf dem Schirm. Bereits bei Sky hatte Marko in der Startaufstellung verraten: „Die hohen Temperaturen heute haben einige Last-Minute-Anpassungen erfordert.“ Dass es dabei ums Benzin ging, gab er nicht preis.
Binotto kannte die Erklärung am Sonntagabend also noch nicht, hätte sich damit aber auch nicht zufrieden gegeben. „Ich glaube nicht, dass ein Starten des Motors ausreicht, denn das Benzin sollte zu keinem Zeitpunkt der Veranstaltung um mehr als zehn Grad abweichen“, stellt er klar und : „Ich kann diesbezüglich nur der FIA vertrauen. Ich bin mir sicher, dass sie das geprüft haben.“
Fest steht: Laut Weltverband war bei Red Bull alles regelkonform. Dafür spricht auch: Gemäß Reglement muss die Temperatur nur „unmittelbar vor dem tatsächlichen Einsatz“ im Rennen oder Qualifying korrekt sein.
Der Vorgang zeigt dennoch: Das WM-Duell nimmt auch neben der Strecke Fahrt auf. Marko sieht das locker. „Ja, Ferrari hat uns im Visier, aber das passt schon.“
F1-Experte Marc Surer sieht es genauso. Der Schweizer Ex-Formel-1-Pilot zu F1-Insider.com: „Bei Ferrari liegen langsam die Nerven blank.“ Zur Erinnerung: Bereits nach dem GP Miami hatte Binotto vermutet, Red Bull könnte beim Wettrüsten die Budgetgrenze überschreiten.
Von: Ralf Bach, Bianca Garloff
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