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Vettel kritisiert FIA-Maulkorb: „Hätte Ärger gegeben“

Formel 1 Sebastian Vettel Race of Champions 2023

Sebastian Vettel. Credit: Race of Champions

Sebastian Vettel spricht im Exklusivinterview mit F1-Insider über seine Formel-1-Rente, das Race of Champions und die neuen Richtlinien der FIA zu Kritik und Protesten.

Herr Vettel, wir treffen Sie hier am Rande des Race of Champions, einem Event, das Ihnen über die Jahre sehr ans Herzen gewachsen ist. Hat es Ihnen auch dieses Jahr wieder so gut gefallen?
Sebastian Vettel (35): Ja, ich liebe das hier, es macht richtig Spaß. Natürlich ärgert man sich im ersten Moment, wenn man nicht weiterkommt, aber insgesamt ist es für uns alle hier wirklich eine super Veranstaltung.

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So schlecht waren Sie jetzt auch nicht, sind immerhin an beiden Tagen bis ins Halbfinale gekommen…
Ja, ich habe mich langsam gesteigert. Ich glaube, dafür, dass ich jetzt nichts gemacht habe seit Abu Dhabi (F1-Finale; d. Red.) ist das okay. Aber natürlich hätte ich mir gewünscht, dass es noch ein bisschen besser geht. Ist aber auch klar und geht ja jedem hier so: Ich hätte auch schon in der ersten Runde rausfliegen können, dann wär’s noch blöder gewesen.

Sebastian Vettel mit Papa Norbert beim Race of Champions. Credit: F. Hackbarth

Stattdessen kam es im Halbfinale am Sonntag ausgerechnet zum Duell mit Ihrem Kumpel Mick Schumacher, mit dem Sie tags zuvor noch gemeinsam in der Nationenwertung für Deutschland gestartet sind. War da dann trotz dicker Freundschaft kurz Schluss mit lustig?
Wir haben natürlich beide unser Bestes versucht, aber ich habe mich gefreut, dass der Mick dann weitergekommen ist. Umgekehrt hätte er sich geärgert, aber genauso auch gefreut, wenn ich weitergekommen wäre. Für ihn war es natürlich schön, er war in guter Stimmung und gut drauf das ganze Wochenende lang. Am Ende war er bisschen erkältet, aber auf der Strecke hat man davon nicht viel gesehen (lacht).

Stimmt denn die Geschichte, dass Sie beide zusammen hergefahren sind?
Ne, ich bin hergefahren und zwar mit dem Wohnmobil.

Klingt nach Urlaub. Gab’s den denn schon im größeren Stil seit ihrem Abschied aus der Formel 1 und wie läuft bisher so die Rente?
Wir waren einfach zu Hause. Es ist ja noch nicht viel passiert (seit Saisonende; d. Red.), deswegen ist jetzt noch nicht viel gelaufen. Weihnachten ist ja eh bisschen ruhiger und normalerweise zieht es dann im Januar an. Aber jetzt war es mal ein bisschen ein anderer Start.

Sebastian Vettel. Credit: Race of Champions

Hand aufs Herz: Juckt es denn nun nicht wieder, nachdem Sie hier so viel Freude hinterm Lenkrad hatten?
Es macht schon Spaß, das ist klar. Aber ich weiß ja in der Hinsicht, was auf mich zukommt. Da habe ich mir schon Gedanken drüber gemacht. Wie es sich dann wirklich anfühlen wird, das wird allerdings nur die Zeit zeigen.

An anderen Beschäftigungen mangelt es Ihnen nicht: Sie setzten sich bekanntlich sehr für den Umweltschutz ein, haben hier zum Beispiel am Rande des Rennens auf einem Kongress dazu gesprochen. Das Race of Champions macht auch viel in die Richtung: Gefahren wird mit Elektroautos oder Biosprit, Plastik gibt es keines an der Strecke. Und trotzdem zischt dann an beiden Tagen kurz vor dem Start ein Düsenjet über die Piste… Wie passt das zusammen?
Ich bin bekanntlich kein Fan von Flugshows und habe deshalb auch nachgefragt: Mir wurde gesagt, dass das Militär eh trainieren würde und statt jetzt irgendwo zu fliegen, haben sie es halt hier gemacht. Aber jetzt kann man natürlich darüber diskutieren: Muss das Militär üben und sollte es überhaupt noch Militärs und Kriege geben? Gerade in der aktuellen Situation ist das natürlich ein schwieriges Thema. Das gilt natürlich auch für die Umwelt. Ich will niemandem einen Vorwurf machen, aber ich glaube, dass wir alle etwas tun können – manchmal mehr und manchmal weniger, je nachdem wie viel Einfluss der eine oder die andere eben hat. Und ich glaube, dass wir alle etwas tun müssen, das sollte schon klar sein: Wenn wir es jetzt nicht schaffen, werden wir es irgendwann nur noch härter zu spüren bekommen.

Sebastian Vettel und Frederik Hackbarth. Credit: F1-Insider

Sie haben sich ja auch innerhalb der Formel 1 immer sehr lautstark für diese Themen eingesetzt, unter anderem durch Protest-Shirts und kritische Kommentare. Was sagen Sie zur Regeländerung der FIA, die den Fahrern praktisch einen Maulkorb vorhängt, indem sie jegliche Kritik zukünftig vorher anmelden und absegnen lassen müssen?
(seufzt) Ja, das ist ein bisschen ein Quatsch…

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Sind Sie vor diesem Hintergrund vielleicht sogar ganz froh, jetzt weg zu sein aus der Formel 1?
Es hätte dann vielleicht bisschen Ärger gegeben. Es kommt natürlich immer drauf an, welche Frage man gestellt bekommt und um welches Thema es geht. Aber ich glaube, es ist absolut wichtig, dass man zu manchen Themen Stellung bezieht und wir haben in den letzten Jahren ja auch gesehen, dass immer mehr Stellung bezogen wurde. Da jetzt dagegen zu lenken macht irgendwie nicht so viel Sinn.

Hätten Sie persönlich diese Regelung dann einfach ignoriert?
Ich bin ja jetzt nicht mehr dabei, da kann ich jetzt natürlich viel sagen. Aber ich wünsche mir selbstverständlich, dass die Jungs in der Formel 1 auch weiterhin den Mut haben für ihre Meinung zu stehen und diese auch zu äußern.

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