Formel 1: Red Bull

Der niederländische Weltmeister auf Sennas und Schumachers Spuren. Was Mercedes jetzt tun muss, um den viermaligen Weltmeister zu kriegen.
Der Verlauf des GP von Japan vergangenen Sonntag brachte das Drehbuch der aktuellen Formel-1-Saison eindrucksvoll auf den Punkt. Weltmeister Max Verstappen (26) gewann mit seinem Red Bull ein Rennen, das er eigentlich nicht hätte gewinnen dürfen. Grund: Die geschlagenen McLaren-Piloten Lando Norris und Oscar Piastri hatten von Haus her das schnellere Auto – und damit in der Königsklasse des Automobils, in der die Qualität eines Autos viel mehr über Erfolg oder Misserfolg entscheidet als das Können eines Fahrers, eine fast schon sichere Sieggarantie.
Dass Verstappen trotzdem als Sieger abgewunken wurde, zeigt die Klasse des amtierenden Weltmeisters. Nur die größten Fahrer der Geschichte konnten trotz Rückstand der Technik den Unterschied machen. Er wird von den Experten jetzt auf eine Stufe der brasilianischen Legende Ayrton Senna (1994 in Imola tödlich verunglückt) und Deutschlands Ikone Michael Schumacher (56) gestellt. In der modernen Formel 1 waren sie die letzten, die als Mensch gegen die Maschine gewannen.
Michael Schumacher kämpfte bei Ferrari zuerst gegen die viel schnelleren Williams, dann gegen die silberne Übermacht der McLaren- Mercedes. Während Schumachers damaliger Teamkollege Eddie Irvine nie eine wirkliche Siegchance hatte, gewann Schumacher Rennen und hielt fast immer den WM-Kampf noch bis zum letzten Rennen offen. Bis er in seinem fünften Jahr bei Ferrari den ersten von fünf Titeln in Serie gewann.
Insider wie Ex-F1-Teamchef Franz Tost (67) ziehen deshalb bei F1-Insider den Vergleich: „Jahrhunderttalente wie Senna, Schumacher oder Verstappen können pro Runde im Vergleich drei Zehntel schneller fahren als der Rest. Immer am Limit, ohne Fehler zu machen“, so Tost. „Nur so kann ein Auto, das im Vergleich drei Zehntel langsamer ist als der Klassenbeste, trotzdem gewinnen. Das war bei Senna der Fall, bei Schumacher und jetzt bei Verstappen. Die eigentliche Leistungsstärke des Autos wurde von diesen Ausnahmefahrern nicht widergespiegelt. Die wurde immer von den langsameren Teamkollegen aufgedeckt.“
Tost weiter: „Verstappens Situation jetzt erinnert mich sehr an die von Senna 1993. Seine Gegner waren damals die Williams-Renault von Alain Prost und Damon Hill. Sennas McLaren-Ford war hoffnungslos unterlegen, trotzdem gewann er fünf Rennen. In der Formel-1-Theorie ist das eigentlich nicht möglich.“ Den Unterschied vom derzeit überlegen McLaren zu Verstappens Red Bull sehe er ähnlich.
Ralf Schumacher (49) sieht es ähnlich. Der sechsmalige GP-Sieger und heutige Sky-Experte zu F1-Insider: „Es ist unglaublich, wie sehr Max den Unterschied macht. Vom Auto her hat er im Moment keine Chance, die WM zu gewinnen. Aber Suzuka hat gezeigt, wie es doch gehen könnte. Er ruft das Maximum ab, die beiden McLaren-Piloten machen Fehler, fahren gegeneinander, stehen sich im Weg und nehmen sich deswegen Punkte weg. Das, aber nur das, könnte Verstappen am Ende helfen. Denn auf Strecken wie am Sonntag in Bahrain ist der McLaren zu überlegen. Da wird selbst Verstappen keine Siegchance haben.“
Schumacher glaubt aber auch: „Red Bull muss aufholen, sonst wird Verstappen Ende des Jahres weg sein. Mein Favorit ist Mercedes – auch wenn Mercedes-Teamchef Toto Wolff im Moment noch in der Öffentlichkeit Interesse an einer Verpflichtung Verstappens dementiert. Doch das muss er machen, um seine beiden aktuellen Piloten George Russell und Kimi Antonelli nicht zu verunsichern. Wenn du aber einen Unterschiedsfahrer wie Max bekommen kannst, musst du alles tun, um ihn zu kriegen. Ich bin deshalb sicher, dass es bald zu Gesprächen zwischen Mercedes und dem Verstappen-Lager kommen wird.“
Was für Schumachers Theorie spricht: F1-Insider erfuhr, dass der Verstappen-Clan zu Gesprächen bereit ist. Die Bedingung: Mercedes muss den ersten Schritt tun. Das Team des Premiumherstellers aus Stuttgart muss klar und deutlich zeigen, wie wichtig eine Verpflichtung Verstappens für sie wäre. Dazu gehört auch, flexibel genug zu sein, wenn es um die Finanzierung eines Wechsels geht.
Dass es am Geld nicht scheitern sollte, erklärt Franz Tost: „Verstappen hat drei Zehntel Vorsprung im Fuß. Es würde zig Millionen an Entwicklungskosten brauchen, um ein Auto diese drei Zehntel schneller zu machen. Das wissen die Entscheidungsträger auch.“
Die spannendste Frage der Saison wird weiterhin sein: Kann Mensch Verstappen wie in Suzuka vor zwei Wochen weiterhin die Maschine McLaren bezwingen?
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Das ist F1-Insider.com
1. Lando Norris 62 Punkte
2. Max Verstappen 61
3. Oscar Piastri 49
4. George Russell 45
5. Kimi Antonelli 30
6. Charles Leclerc 20
7. Alex Albon 18
8. Lewis Hamilton 15
9. Esteban Ocon 10
10. Lance Stroll 10
1. McLaren 111 Punkte
2. Mercedes 75
3. Red Bull Racing 61
4. Ferrari 35
5. Williams 19
6. Haas 15
7. Aston Martin 10
8. Racing Bulls 7
9. Sauber 6
10. Alpine 0