Formel 1: Red Bull


Max Verstappen startet in den GP Sao Paulo von weit hinten und der neue Unterboden aus Mexiko wird zum Sinnbild eines völlig verunsicherten Red Bull-Teams.
Noch vor wenigen Wochen schien Max Verstappens fulminante Aufholjagd in vollem Gange. Aus mehr als 100 Punkten Rückstand auf die WM-Spitze hatte der Niederländer weniger als 40 gemacht. Das Geheimnis: ein neuer Unterboden, der beim GP Italien in Monza ans Auto kam. Doch der Jubel über einen berechenbar schnellen RB21 währte zu kurz. Vier Rennen vor Schluss droht nach dem zwischenzeitlichen Höhenflug der nächste Absturz.
Im Brasilien-Qualifying erlebte der viermalige Weltmeister jedenfalls ein Debakel: Aus in Q1 und nur Startplatz 16. Dazu ein ungewohnt ratloser Funkverkehr, fragende Gesichter in der Red-Bull-Garage und ein Jos Verstappen, der sich nach der Zieldurchfahrt seines Sohnes lieber aus der Box verzog. Ausgerechnet im WM-Finale zeigt das Weltmeister-Team die wohl größte Schwäche seit vielen Jahren. Denn nie zuvor scheiterte Verstappen aufgrund von fehlendem Tempo an der Q1-Hürde.

Entsprechend desillusioniert ist der noch amtierende Champion: „Die WM können wir jetzt vergessen. Von dort, wo wir starten – und mit dieser Performance. Vergesst es!“ Schmerzhafter Klartext, denn der Niederländer liegt nach dem Sprint bereits 39 Punkte hinter Lando Norris und hat von weit hinten startend in Brasilien kaum noch realistische Chancen, McLaren abzufangen.
Hat Red Bull sich dabei selbst den Titel verbaut? Fest steht: Seit dem Unterboden-Update von Mexiko ist der Wurm drin bei den Abfangjägern aus Milton Keynes. Das neue Bauteil sollte eigentlich für mehr Stabilität und Abtrieb sorgen. Stattdessen hat es das Auto in eine wilde Diva verwandelt. Schon im Sprint klagte Verstappen über massives Unter- und Übersteuern und unkontrolliertes Hüpfen über die Bodenwellen. Doch mit Rang vier betrieb er noch Schadensbegrenzung. Der Umbau fürs Qualifying entpuppte sich anschließend als Vollkatastrophe.

„Ich hatte null Grip, kein Gefühl fürs Auto, konnte nicht am Limit fahren“, erklärt Verstappen bei Sky, will aber auch im Unterboden-Dilemma nicht den alleinigen Grund für den Absturz erkennen. „Wir haben zwei verschiedene Unterböden ausprobiert – das ist es also auch nicht. Irgendetwas passt einfach nicht zusammen. Das Auto lenkt nicht ein, und gleichzeitig kann ich mich auch nicht aufs Heck verlassen. Wir sind überall am Limit – aber nicht im positiven Sinne.“
Chefberater Helmut Marko hat ebenfalls keine logische Erklärung parat. „Wir haben bei Max massive Änderungen vorgenommen. Aber anstatt besser zu werden, sind wir überall langsamer geworden. Wir müssen klären, wo wir falsch abgebogen sind. Der Schaden ist angerichtet. Das schaut nicht gut aus.“
Teamkollege Yuki Tsunoda traf es im Qualifying noch schlimmer: Er fuhr als Letzter ebenfalls mit dem überarbeiteten Setup. „Ich denke, wir haben einen Schritt gemacht, aber plötzlich ein komplett anderes Problem bekommen“, geht der Japaner frustriert auf Spurensuche.
Während McLaren in Brasilien also die Papaya-Dominanz ausbaut, wirkt Red Bull planlos. Die Updates aus Mexiko entpuppen sich als technischer Fehlgriff, die Setup-Experimente aus Brasilien stutzten dem Auto endgültig die Flügel . Nach Informationen von F1-Insider.com denkt man im Team jetzt über einen Start aus der Boxengasse nach – erneut mit einem radikalen Set-up-Umbau und neuem Motor.
Ob das reicht, bleibt abzuwarten. Sky-Experte Ralf Schumacher glaubt, es kann nur noch Unterstützung von ganz oben helfen. „Die WM ist passé. Außer es passiert morgen ein Wunder.“ Der Kerpener legt den Finger brutal in die offene Wunde: „Red Bull hat jetzt zwei Aufgaben: Verstappens Teamkollege muss endlich neu besetzt werden. Und Pierre Waché (Technikchef; d. Red.) ist nicht der richtige Mann für die Position des Technikchefs.“
Heißt: Es muss erneut umgebaut werden bei Red Bull, aber nicht nur am Auto.
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