Max Verstappen startet in den GP Spanien von Platz zwei. Doch die Alarmglocken schrillen beim Weltmeister.
Dass Max Verstappen nach einem zweiten Platz im Qualifying erleichtert wirkte, ist schon lange her. Doch die Zeiten ändern sich gerade in der Formel 1. Am Samstag beim GP Spanien in Barcelona (Sonntag, 15 Uhr) war es wieder soweit. „Die Runde war gut“, resümierte der Niederländer nach 0,02 Sekunden Rückstand auf McLaren-Star Lando Norris.
„Ich hatte den Windschatten zu Kurve 1, und das Qualifying war insgesamt um Längen besser als das Training. Da hatte ich immer das Gefühl, dass das Auto nicht richtig beisammen ist. Aber im Qualifying hat es geklickt. Kurve 3, Kurve 9, die schnellen Passagen, gingen locker voll. Da habe ich die Zeit gemacht.“
Zuvor kämpfte der Red Bull-Pilot in den Freien Trainings noch mit Problemen: „Das Auto beißt nicht“, ließ Verstappen da am Boxenfunk durchblicken. Die Zicken seines RB20: Untersteuern in der Kurvenmitte und ein loses Heck am Ausgang. Kurzum: Das Auto reagierte unberechenbar.
Deshalb griff der Niederländer zwischen Training und Qualifying zu einer drastischen Maßnahme: „Ich ließ einen größeren Heckflügel montieren,“ verrät er. „Vielleicht hatten wir für das Qualifying ein bisschen zu viel Luftwiderstand, aber im Nachhinein sagt sich das leicht. Tatsache ist: Wir sind das ganze Wochenende zu stark gerutscht. Jetzt hat’s gepasst, und dann wünscht man sich plötzlich weniger Flügel. Liegt wahrscheinlich in der Natur der Sache.“
Allein: Die Datenanalyse zeichnet ein anderes Bild. Auf den Geraden war Verstappen schneller als Norris: 328,5 km/h im Vergleich zu den 325,3 km/h des Engländers.
Fest steht: Nicht nur Verstappen, auch die Red Bull-Führungsriege wollte sich über die verlorene Pole nicht beschweren, zumal der zweite Red Bull mit Sergio Perez mit 0,67 Sekunden Rückstand erneut nur auf Rang acht zu finden ist.
„Nach dem dritten Training waren wir uns überhaupt nicht sicher, ob wir überhaupt in die ersten zwei Startreihen kommen“, räumt Chefberater Helmut Marko bei Sky. „Letztendlich hat der Reifendruck den Unterschied gemacht. Das ist das Absurde. Da hat man die ganze Technik, die ganzen Simulatoren, und dann ist am Ende der Reifendruck das letzte Quäntchen, das den Ausschlag gibt.“
Doch auch Marko kann die Realität nicht ignorieren. Und da ist McLaren mittlerweile auf Augenhöhe mit Red Bull – wenn nicht sogar besser: „Dass der McLaren in den vergangenen Rennen unheimlich aufgeholt hat und ein universelles Auto für alle Strecken- und Reifentypen ist, ist schon klar“, sagt er und schlussfolgert: „Man kann nichts mehr als gegeben hinnehmen.“
Mehr noch: Dass der Red Bull RB20 ausgerechnet auf der ultimativen Referenzstrecke in Barcelona verwundbar scheint, ist ein deutlicher Fingerzeig. „Wenn man jetzt bei McLaren diesen Trend fortsetzt, kann Lando Norris um die WM fahren“, glaubt Sky-Experte Ralf Schumacher.
Max Verstappen macht noch gute Miene zu bösem Spiel, auch wenn er längst genau hinschaut auf die Performance seines Teams und seines Autos. „Auf solchen Strecken hatte ich schon gehofft, dass wir vorn sind“, gibt er zu. „Aber die anderen Teams holen auf. Wir sehen das schon seit ein paar Rennen. Es wird schwieriger. Wir müssen alles perfekt treffen, um Erster zu sein. Wir müssen einfach mehr Performance ans Auto bringen.“
Dabei hat Red Bull gerade erst nach Barcelona einen modifizierten Beamwing und neue Heckflügel-Endplatten gebracht. Das Problem: „Das Update ist von Anfang an nicht gelaufen“, verrät Marko. „Du bringst etwas, was in der Theorie deutlich besser ist, und auf der Strecke kannst du es nicht umsetzen.“
Die Dauersieger des Vorjahres wirken auch deshalb verunsichert. Fehlt etwa jetzt schon der Input von Design-Genie Adrian Newey, der Red Bull zum Jahresende verlässt und bereits freigestellt ist? Verstappen jedenfalls spricht eine deutliche Warnung aus: „Nach dem, was zuletzt passiert ist, sind wir schon wach! Wir müssen pushen. Wir müssen Teile schneller bringen, und sie müssen besser sein. Wir hatten im Vorjahr ein sehr dominantes Auto. Das ist jetzt Geschichte. Wir müssen wirklich versuchen, wieder einen Schritt zu machen.“
Sonst könnte Red Bull nicht nur seine Dominanz sondern auch den besten Fahrer des Feldes schneller verlieren, als ihnen lieb ist.
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Das ist F1-Insider.com
1. Lando Norris (Großbritannien) – McLaren 1:11,383 Min.
2. Max Verstappen (Niederlande) – Red Bull +0,020 Sek.
3. Lewis Hamilton (Großbritannien) – Mercedes +0,318
4. George Russell (Großbritannien) – Mercedes +0,320
5. Charles Leclerc (Monaco) – Ferrari +0,348
6. Carlos Sainz Jr. (Spanien) – Ferrari +0,353
7. Pierre Gasly (Frankreich) – Alpine +0,474
8. Sergio Perez (Mexiko) – Red Bull +0,678
9. Esteban Ocon (Frankreich) – Alpine +0,742
10. Oscar Piastri (Australien) – McLaren +1,159