Sebastian Vettel blüht auf, wenn es um Politik geht. Doch am Rande des GP Türkei übt er auch sportliche Selbstkritik
Er ist eben, wie er ist. Um seinen Worten vor 14 Tagen auch Taten folgen zu lassen, saß Aston-Martin-Pilot Sebastian Vettel (34) mit ernster Miene bei der PK zum Türkei-GP. In Sotschi hatte er schließlich missmutig erklärt, es gebe viele Dinge, die ihm in der Formel 1 nicht mehr gefallen. Unter anderem immer wieder dieselben Frage beantworten zu müssen.
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Es war also nur konsequent, dass der deutsche Mehrfachchampion auch in Istanbul nicht den Eindruck erwecken wollte, dass er ein Typ ist, der seine Möbel mit in die Redaktion bringt, wenn man ihn um eine Homestory bittet.
Allein: Der in der Königsklasse rasende Repräsentant der James-Bond-Marke scheint dennoch lieber in die Rolle des „Unsichtbaren“ aus der Marvel-Reihe schlüpfen zu wollen denn in die des 007.
Immerhin: Vettel gab sich zumindest Mühe, die Fragen zu seinem Sport nicht ganz zu lustlos wiederzukäuen. Er habe gute Erinnerungen an den Kurs in Istanbul, erinnerte er sich. In der Tat: 2006 debütierte er hier zum Beispiel als Freitagstester für BMW. Und zog mit einer Bestzeit gleich die Aufmerksamkeit der Königsklassen-Größen auf sich.
Auch im vergangenen Jahr lief es gut. In seiner letzten Ferrari-Saison schaffte er es im Regen noch einmal als Dritter aufs Podium. Und düpierte Teamliebling Charles Leclerc, als er ihn in der letzten Kurve noch überholte. Was kaum jemand auf dem Zettel hat: Vettel ist im Moment immer noch der letzte Ferrari-Sieger bei einem GP. Seit dem Rennen in Singapur 2019 gelang es keinem Piloten der italienischen Kultmarke mehr, ganz oben auf dem Podest zu stehen.
Über das aktuelle Rennen in Istanbul wollte er keine Prognosen abgeben. „Ich habe keine Ahnung. Regen wäre gut, dann gibt es mehr Möglichkeiten. Im Rennen sind wir gut, aber das Qualifying ist unsere Schwäche. Daran müssen wir arbeiten. Denn es ist immer schwierig, von weiter hinten loszufahren.“
An Selbstkritik fehlt es dem Hessen jedenfalls nicht. Überraschend öffnete Vettel dann doch mal kurz seine Rennfahrerseele: „Ich bin nicht gut, wenn es um wenig geht, um wenig Punkte. Da schleichen sich schon mal Fehler ein. Anders sieht es aus, wenn ich um Podiumsplätze oder Siege fahren kann.“
Allein: Es ist kein Wunder, dass der bekennende Grüne genau dann aufblüht, wenn es um politische und soziale Fragen geht. Ob er von der Wahl enttäuscht sei? „Nein, eigentlich nicht. Denn die Wahl zeigte, dass die Menschen eine Veränderung wollen. Wer auch immer die neue Regierung bildet, Fragen wie Klimawandel, Menschenrechte oder andere soziale Themen müssen im Mittelpunkt stehen. Da muss Deutschland jetzt Pionierarbeit leisten, damit die anderen uns folgen werden.“
Angela Merkel wünscht er zum Abschied noch einmal alles Gute. Vettel: „Sie war eine große Kanzlerin und nicht nur die Menschen in Deutschland werden sie vermissen.“
Das Cleverle aus Hessen durchschaut auch provokative Fragen, die seine politische Einstellung mit seinem Beruf als Formel-1-Pilot gerne auseinanderdividieren würden. Ob er denn als Rennfahrer und Besitzer von Luxussportwagen mit einem Tempolimit auf deutschen Autobahnen leben könne? „Ja“, antwortet Vettel souverän. „Da muss man ans große Ganze denken. Es ist noch wichtiger als die Straßen sicherer zu machen. Denn es gibt meiner Meinung nach auf deutschen Straßen noch viele Tote, weil es kein Tempolimit gibt. Ich fühle mich jedenfalls nicht meiner persönlichen Freiheit beraubt, wenn ich in Länder komme, die bereits ein Tempolimit haben.“
An der Rennstrecke gibt er dagegen weiterhin mit Vollgas. Und kämpft weiter dafür, dass das Tempolimit seines Aston Martin abgeschafft wird.
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