Während Sebastian Vettel in Austin ein in vielerlei Hinsicht beeindruckendes Rennen zeigt und dafür mit Lob überschüttet wird, bleibt Mick Schumacher das Pech treu.
Sebastian Vettel rast über die Ziellinie auf dem Circuit of The Americas und reißt die rechte Jubelfaust hoch wie zu besten Zeiten. Der Grund für die Freude des Deutschen: Auf den letzten Metern des USA GP hat er Haas-Pilot Kevin Magnussen im Duell um Platz acht mit einem spektakulären Manöver niedergerungen und damit für sein Aston-Martin-Team ganz spät im Rennen doch noch die Kohlen aus dem Feuer geholt.
Denn Vettels Boxencrew verpatzt zuvor den zweiten Reifenwechsel: Endlos lange 16,8 Sekunden muss der Deutsche an der Box stehen und zusehen wie der Schlagschrauber vorne links klemmt. Statt auf dem sechsten Platz kommt der vierfache Weltmeister nur auf Rang 13 zurück auf die Piste – startet dann aber eine grandiose Aufholjagd und wird von den Fans für seinen Husarenritt am Ende zum Fahrer des Tages gewählt.
Ein versöhnlicher Abschluss für Vettel, der aus Austin sogar noch eine Rekordmarke mitnimmt: Zwischen den Runden 39 und 41 führt er das Rennen an und dreht damit im viertletzten Grand Prix seiner Karriere doch noch seine 3500. Führungsrunde in der Formel 1. „Es ist nicht so, dass ich von Anfang an mitgezählt habe, aber dass ich kurz vorne war habe ich schon gesehen“, strahlt der 35-Jährige im Ziel.
Nur die Punkteausbeute fällt für Vettels Geschmack am Sonntag durch den misslungenen Boxenstopp etwas zu spärlich aus: „Der hat unser Rennen in dem Sinne verhauen, denn es wäre ein lockerer sechster Platz gewesen“, ärgert sich der Heppenheimer. „Wir konnten zumindest noch ein bisschen wiedergutmachen und den achten Platz holen, das sind immerhin auch vier Punkte. Aber natürlich wäre die doppelte Ausbeute heute wichtig gewesen, auch mit Hinblick auf die Konstrukteurs-WM.“
In dieser robbt sich Aston Martin dank Vettel immerhin auf drei Punkte an den aktuell noch sechstplatzierten Konkurrenten Alfa Romeo ran. Nach den starken Plätzen acht und sechs zuletzt in Singapur und Japan, sowie der nicht minder beeindruckenden Leistung vom Sonntag, steht fest: Vettel blüht auf den letzten Kilometern seiner Formel-1-Karriere nochmal richtig auf und legt aktuell einen goldenen Herbst hin.
Extra-Lob bekommt er dafür von einem anderen Weltmeister: „Wenn Sebastian ein Auto unter sich hat, das er mag, ist er immer noch ein großartiger Racer. Dieses letzte Manöver gegen Kevin war eines der besten Manöver, die ich je gesehen habe. Und damit meine ich nicht nur in diesem Grand Prix“, adelt Jenson Button den Deutschen. „Es erfordert wirklich sehr viel Mut, an dieser Stelle außenherum zu überholen: Mit einem Formel-1-Auto, in so einer schnellen Kurve, das ist wirklich angsteinflößend.“
Vettel selbst muss mit Blick auf seine Schlussattacke gegen Magnussen grinsen: „Es war sehr eng. Ich wusste, dass er einer der härtesten Nüsse ist, die es im Feld zu knacken gibt und normalerweise nicht so viel Platz lässt. Aber er war fair und ich war auch bisschen vorsichtig, schließlich hatte ich die Nase dann vorne.“ Auch von Magnussen gibt es warme Worte: „Ich muss zugeben, dass war ganz schöne Fahrkunst von ihm. Da merkt man dann, warum er ein viermaliger Weltmeister ist“, lobt der Däne.
Zwar unterliegt Magnussen im Herzschlagfinale gegen Vettel, einen anderen Deutschen schlägt der Haas-Fahrer am Sonntag aber: Teamkollege Mick Schumacher. Der 23-Jährige erlebt beim Heimrennen seines US-Rennstalls einen bitteren Grand Prix: Zunächst liegt Schumi Jr. sogar vor Magnussen und profitiert wie sein Stallgefährte vom ersten Stopp hinter dem Safety-Car. Bei der Fahrt durch die Trümmer nach dem Crash zwischen Fernando Alonso und Lance Stroll zieht sich Schumacher aber Schäden am Auto zu.
Auch ein zweiter Boxenstopp des Teams geht für den 23-Jährigen nicht auf. Während Magnussen mit der besseren Einstopp-Strategie in die Punkte fährt, gerät Schumi Jr. nach dem Reifenwechsel im hinteren Feld mit Williams-Pilot Nicholas Latifi aneinander, der ihn von der Strecke drückt und dafür fünf Strafsekunden kassiert. Das gleiche Schicksal ereilt Schumacher dann am Rennende, weil er die Streckenlimits zu oft überschreitet.
„Es ist sehr schade und fühlt sich so an als würde uns das Pech gerade verfolgen“, zeigt sich der Deutsche nach Platz 15 im Ziel geknickt. „Ich denke, wir waren heute auf Kurs für gute Punkte, aber scheinbar habe ich ein großes Teil aufgelesen, das ganz schön Schaden am Auto verursacht hat, wodurch wir nicht mehr das Maximum rausholen und die zunächst so vielversprechende Pace nicht halten konnten.“
Schumacher erklärt: „Die Seite war beschädigt und wir hatten nicht mehr genügend Abtrieb, im zweiten Stint hat sich das Auto nicht mehr gleich angefühlt. Ab da ging es wirklich bergab.“
Kleiner Trost: Immerhin von Teamchef Günther Steiner gibt es lobende und aufbauende Worte nach dem Rennen: „Mick hatte im ersten Stint sehr gute Pace und hat einen fantastischen Job gemacht. Dann ist leider der Unfall (vor dem Haas-Piloten; d. Red.) passiert“, sagt der Südtiroler. Auch Schumacher selbst ist nach dem Auftritt in Austin mehr denn je überzeugt: „Das Team weiß, was ich kann und hat das heute auch gesehen. Die Pace war da.“
1. Max Verstappen (Niederlande) – Red Bull 1:42:11,687 Std.
2. Lewis Hamilton (Großbritannien) – Mercedes +5,023 Sek.
3. Charles Leclerc (Monaco) – Ferrari +7,501
4. Sergio Perez (Mexiko) – Red Bull +8,293
5. George Russell (Großbritannien) – Mercedes +44,815
6. Lando Norris (Großbritannien) – McLaren +53,785
7. Fernando Alonso (Spanien) – Alpine +55,078
8. Sebastian Vettel (Heppenheim) – Aston Martin +1:05,354 Min.
9. Kevin Magnussen (Dänemark) – Haas +1:05,834
10. Yuki Tsunoda (Japan) – Alpha Tauri +1:10,919
11. Esteban Ocon (Frankreich) – Alpine +1:12,875
12. Alexander Albon (Thailand) – Williams +1:15,057
13. Zhou Guanyu (China) – Alfa Romeo +1:16,164
14. Pierre Gasly (Frankreich) – Alpha Tauri +1:21,763
15. Mick Schumacher (Gland/Schweiz) – Haas +1:24,490
16. Daniel Ricciardo (Australien) – McLaren +1:30,487
17. Nicholas Latifi (Kanada) – Williams +1:43,588
Ausfälle: Carlos Sainz Jr. (Spanien) – Ferrari (2. Rd.); Valtteri Bottas (Finnland) – Alfa Romeo (17. Rd.); Lance Stroll (Kanada) – Aston Martin (22. Rd.)
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