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Vom Teamkollegen abgedrängt: Vettel verteidigt Strolls „Wahnsinn“

Formel 1 Vettel Stroll Aston Martin Brasilien Sprint 2022

Lance Stroll drängt Sebastian Vettel ab. Credit: Formel 1 / Twitter

Teamkollegen-Zoff in der Formel 1: Sebastian Vettel wird von Lance Stroll abgedrängt, bei Alpine kollidieren Esteban Ocon und Fernando Alonso.

Diesen Kampf tut sich Sebastian Vettel gar nicht mehr an: Der Deutsche wird an seinem vorletzten Formel-1-Wochenende im Brasilien-Sprint von Teamkollege Lance Stroll mit einem gefährlichen Harakiri-Manöver von der Strecke gedrängt. Doch während die Experten wegen der Aktion die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, macht Vettel Aston Martins Hausfrieden zuliebe gute Miene zum bösen Stroll-Spiel.

Schon am Funk fällt Vettels Reaktion auffallend gemäßigt aus. Mehr als ein irritiertes „Okay“ lässt sich der Heppenheimer nach Strolls Attacke nicht entlocken. Auch nach dem Sprint ist der vierfache Weltmeister sichtlich darum bemüht, die Wogen zu glätten: „Vielleicht war das Ganze nur ein Missverständnis. Natürlich war es sehr eng mit Lance, aber es geht dabei wirklich nur um Sekundenbruchteile und aus dem Cockpit heraus sieht man auch nicht so viel wie von der Kamera“, sagt Vettel.

„Ich wollte auf die Innenseite, aber dann war die Lücke zu“, beschreibt der Deutsche die haarige Szene. „Dann war ich halb neben der Strecke, bin aber zum Glück zurückgekommen und danach haben wir gut zusammengearbeitet“, erklärt Vettel in Bezug auf Stroll. „Es ist halt eine feine Linie. Man kämpft um seine Position und natürlich ist es wichtig, sich dabei zu verteidigen. Heute hätten wir es natürlich beide besser machen können, um zusammenzuarbeiten und weniger Zeit zu verlieren. Wir werden drüber reden und dann ist es gut.“

Lance Stroll. Credit: Aston Martin

Allein: Die Experten verharmlosen Strolls Aktion deutlich weniger und auch die Rennleitung bewertet das Manöver des Kanadiers anders, brummt ihm immerhin eine 10-Sekunden-Strafe auf.

DTM-Pilot Thomas Preining stehen in seiner Funktion als ORF-Experte die Haare zu Berge: „Wahnsinn, das kann richtig ins Auge gehen! Vettel kann da überhaupt nichts machen.“ Der Österreicher findet auch die Strafe „absolut verdient, das geht überhaupt nicht. Das macht man normalerweise nicht, mit dem Teamkollegen aber schon gar nicht. Da ist Schluss mit Friede, Freude, Eierkuchen.“

Ex-Weltmeister Damon Hill teilt die Meinung des DTM-Shootingstars: „Du kannst auf der Geraden nicht einfach rüberziehen, wenn du siehst, dass jemand zum Überholen ansetzt. Es ist einfach falsch und jeder weiß das“, sagt Hill, der in Bezug auf Stroll außerdem zu bedenken gibt: „Er hat das mit Fernando (Alonso; d. Red.) in Austin zuletzt ja auch schon gemacht.“ Damals endete die Aktion mit Kontakt und einem bösen Abflug beider Autos.

Team-Zoff auch bei Alpine und Alonso

Kurios: Alonso dürfte trotz Strolls gefährlichem Fahrverhalten kaum erwarten können, nächste Saison endlich Stallgefährte des Kanadiers bei Aston Martin zu werden. Denn mit seinem aktuellen Alpine-Teamkollegen Esteban Ocon läuft es für den spanischen Altmeister sogar noch schlimmer: Im Brasilien-Sprint kommen sich Alonso und Ocon in der Startrunde gleich mehrfach in die Quere, teaminterne Kollision inklusive.

Der Franzose mimt nach dem Rennen das Unschuldslamm, sagt: „Fernando kam aus dem Nichts. Ich habe aber keinen Kontakt gespürt, auf keiner Seite.“ Die Kamera fängt nach dem Crash jedoch ein Loch in der Verkleidung seines Boliden ein, der als Spätfolge des Schadens im Parc fermé dann sogar noch abbrennt: Wahrlich Feuer unterm Dach bei Alpine!

Alonso, der sich bei der Aktion den Frontflügel beschädigt und den Sprint wie Ocon fernab der Punkte beendet, macht aus seinem Ärger keinen Hehl: „Dieser Fight war leider zu eng. Keineswegs ideal, wenn das auch noch mit dem Teamkollegen passiert“, moniert der 40-Jährige und legt in Bezug auf Ocon nach: „Es war ja schon das ganze Jahr ein bisschen so. Ich kann mich an Jeddah erinnern, da war ich (im Zweikampf mit Ocon; d. Red.) schon einmal fast in der Mauer.“

Sebastian Vettel. Credit: Aston Martin

Für Vettel ist der Alpine-Zwist am Samstag trotzdem keine positive Nachricht. Zwar hilft er dem Deutschen bei seiner starken Aufholjagd von Startplatz 13 zu Rang neun im Sprint, mit Blick auf den Sonntag fürchtet Vettel jedoch: „Es sieht zwar so aus als könnten wir hier um Punkte kämpfen. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass die Alpines nach ihren Problemen heute noch von hinten kommen werden. Und normalerweise sind die zu schnell für uns.“

Mit seinem Samstag ist der Heppenheimer am Ende dennoch sehr zufrieden, denn nach dem Stroll-Schock geht es für Vettel richtig voran: „Danach war ich etwas schneller und konnte die Autos vor mir schnappen, sogar Pierre (Gasly; d. Red.). Mit ein paar Runden mehr wäre Kevin (Magnussen; d. Red.) vielleicht auch noch drin gewesen. Unsere Rennpace sah heute jedenfalls gut aus, vor allem der Umgang mit den Reifen.“

Hält Vettel diese Performance am Sonntag aufrecht und sich in den Top-10, hat er auch gute Chancen eine weitere unliebsame Zusammenkunft mit Teamkollege Stroll zu vermeiden: Der Kanadier startet nach seiner Strafe schließlich nur als 17., eine Position vor Ocon und zwei hinter Alonso…

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Formel 1 Grand Prix von Brasilien
Sprint-Qualifying, Ergebnis

1. George Russell (Großbritannien) – Mercedes 30:11,307 Min.
2. Carlos Sainz Jr. (Spanien) – Ferrari +3,995 Sek.
3. Lewis Hamilton (Großbritannien) – Mercedes +4,492
4. Max Verstappen (Niederlande) – Red Bull +10,494
5. Sergio Perez (Mexiko) – Red Bull +11,855
6. Charles Leclerc (Monaco) – Ferrari +13,133
7. Lando Norris (Großbritannien) – McLaren +25,624
8. Kevin Magnussen (Dänemark) – Haas +28,768
9. Sebastian Vettel (Heppenheim) – Aston Martin +30,218
10. Pierre Gasly (Frankreich) – Alpha Tauri +34,170

11. Daniel Ricciardo (Australien) – McLaren +39,395
12. Mick Schumacher (Gland/Schweiz) – Haas +41,159
13. Zhou Guanyu (China) – Alfa Romeo +41,763
14. Valtteri Bottas (Finnland) – Alfa Romeo +42,338
15. Fernando Alonso (Spanien) – Alpine +48,985
16. Yuki Tsunoda (Japan) – Alpha Tauri +50,306
17. Lance Stroll (Kanada) – Aston Martin +50,700
18. Esteban Ocon (Frankreich) – Alpine +51,756
19. Nicholas Latifi (Kanada) – Williams +1:16,850 Min.
20. Alexander Albon (Thailand) – Williams ausgeschieden (13. Rd.)

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