Am Donnerstag soll der VW-Aufsichtsrat über das Engagement des Volkswagen-Konzerns in der Formel 1 entscheiden. Wir haben uns mit dem ehemaligen BMW-Motorsportchef Marc Surer über die möglichen Szenarien von Audi und Porsche unterhalten.
Marc Surer, die Entscheidung über einen Einstieg des VW-Konzerns in die Formel 1 naht. Im Raum steht derzeit ein Audi-Anteilskauf bei McLaren und eine Porsche-Motor-Kooperation mit Red Bull. Wie bewerten Sie das als ehemaliger BMW-Sportchef? Wie gehen diese internen Diskussionen vonstatten?
Marc Surer: Man nennt das Vorlage. Du musst beim Vorstand eine Vorlage präsentieren. Das ist bereits geschehen. Wir haben gehört, dass zwei Projekte, also das von Audi und das von Porsche, intern schon durch sind. Jetzt muss nur noch der Gesamtkonzern sagen: Ja, ihr dürft das machen! Aber das heißt auch, dass die Vorlagen intern bereits genehmigt worden sind. Der letzte Schritt ist jetzt eine Prinzipfrage. Dabei spielt die langfristige Planung eines Konzerns eine große Rolle.
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Was spricht für einen Einstieg?
Es geht um zwei Volkswagen-Marken, die den Sport brauchen. Einen Audi hat man gekauft, weil es in der Rallye-WM den Audi quattro gab. Die leben immer noch von Walter Röhrls und von Michele Moutons Erfolgen. Und wenn Porsche keine Rennen fährt, was ist Porsche dann noch? Die beiden Marken müssen also Rennsport betreiben. Deswegen – glaube ich – wird das vom Konzern auch genehmigt werden. Und man muss ja auch sagen: Beide haben schon gute Partner ausgesucht.
Inwiefern?
Wenn ich daran denke, dass Andreas Seidl jetzt als Teamchef bei McLaren sitzt und die deutsche Connection dann wieder funktionieren würde, muss ich einfach lächeln. Und auch Red Bull und Porsche haben ja auch eine große Nähe. Das passt einfach.
Trotzdem: Es geht um viel Geld. Bei Audi ist teilweise sogar von einer Milliarde Euro die Rede. Wie ist so etwas zu rechtfertigen?
Vielleicht könnte Norbert Haug etwas dazu sagen, denn er hat es ja damals geschafft Mercedes zu überzeugen, ein eigenes Team zu kaufen – obwohl BMW gerade ausgestiegen war aus der Formel 1. Und wie hat er das gemacht? Er hat verglichen, welche Präsenz der Sport in den Medien bringt und was das kosten würden, wenn man das in Werbung investieren müsste. Genau das ist der Punkt. Über Werbung ist so eine Präsenz und Reichweite fast unbezahlbar. Mit der Formel 1 hast du sie einfach. Deshalb macht es Sinn.
Selbst, wenn man mit zwei Marken einsteigt und gegeneinander fährt? Volkswagen schafft es ja immer wieder Audi gegen Porsche ins Feld zu schicken.
Genau – damit greift man gleich zwei Zielgruppen ab: die Audi- und die Porsche-Fans. Weil beide ein sportliches Image haben, geht das. Porsche gegen Audi – das haben wir in Le Mans genossen und hoffentlich bald wieder in der Formel 1. Und dann gibt es noch den Störenfried aus Italien. Das wird spannend.
Hinsichtlich des Marketingaspekts ist natürlich auch der Erfolg wichtig. Glauben Sie, VW kann 2026 gleich konkurrenzfähig sein?
Ja. Wir bekommen dann ja ein neues Reglement und damit haben alle die gleichen Voraussetzungen. Die beiden Marken haben Erfahrung aus Le Mans, wo sie auch mit Hybriden gefahren sind. E-Fuels sind für alle neu. Dazu setzen beide auf Chassis, hinter denen gut Leute stehen. Ob das McLaren ist oder Red Bull – die wissen, wie es geht. Deshalb können beide erfolgreich sein.
Von: Bianca Garloff, Ralf Bach
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