Formel 1: Mercedes


Toto Wolff tritt vier Jahre nach dem „strittigen“ Saisonfinale 2021 gegen Ex-Rennleiter Michael Masi nach. Und das völlig zu unrecht. Ein Kommentar.
„Da ist ein Geisteskranker, der im Grunde den Rekord des größten Champions aller Zeiten zerstören kann.“ Diese Worte gab Toto Wolff kürzlich im Gespräch mit dem Telegraph von sich. Der Mercedes-Teamchef sprach von Ex-Rennleiter Michael Masi, der beim Saisonfinale 2021 ins Kreuzfeuer geraten war. Die Szenen sind bekannt: Nicholas Latifi schlug in Runde 53 von 58 in die Streckenbegrenzung ein. Das Safety-Car kam heraus, Max Verstappen nutzte die Gelegenheit, um neue Soft-Reifen aufzuziehen. Lewis Hamilton hatte hingegen noch die alten, harten Schlappen drauf.
Von da an war klar: Sollte das Rennen noch einmal freigegeben werden, wäre Hamilton mit den verschlissenen Gummis chancenlos gegen den Red-Bull-Star. Schließlich dürften auch die überrundeten Fahrzeuge zwischen Hamilton und Verstappen keine Rolle spielen. Seit 2012 dürfen sich eben alle entsprechenden Piloten im Rahmen der Safety-Car-Phase zurückrunden, sofern es Sicherheit und Rennzeit gewährleisten.

Doch das ließ der damalige Rennleiter Masi zunächst aus einem vorschnellen Schluss heraus nicht zu. Kurz darauf revidierte er seine Entscheidung jedoch, nur war bis dahin so viel Zeit vergangen, dass er lediglich die Piloten zwischen Verstappen und Hamilton durchließ, um überhaupt noch einen Restart zu ermöglichen.
Das Problem: Diese Handhabung ist im Reglement so nicht vorgesehen und sorgte für heftige Diskussionen. Mercedes fühlte sich um den WM-Titel betrogen. Teamchef Wolff funkte wild und verzweifelt Richtung Rennleitung: „Nein, Michael, das ist verdammt nochmal nicht richtig!“ Später erklärte er: „Ich habe seit meiner Kindheit nicht mehr erlebt, die Kontrolle über eine Situation zu verlieren.“
Nun, vier Jahre später, folgten erneut Anschuldigungen – dieses Mal fiel sogar der Begriff „lunatic“. Das lässt sich mit „Irrer“, „Verrückter“, „Wahnsinniger“, aber eben auch mit „Geisteskranker“ übersetzen. Was zeigt: Die Wunde ist immer noch tief. Doch hat Masi den Rekord des größten Champions wirklich zerstört?
Ich sage Nein! Ein Skandal lag nicht vor. Den hätte es nur dann gegeben, wenn Masi die überrundeten Fahrzeuge nicht durchgewunken hätte, wie es das Regelwerk vorschreibt. So aber hat er zumindest noch Schadensbegrenzung betrieben und das faire Finale erst ermöglicht.

Auf den TV-Aufnahmen des Rennens ist klar zu erkennen: Bereits in der 55. von 58 Runden hatte der Bergungskran mit dem Wrack die Strecke verlassen, noch bevor die Piloten dort vorbeifuhren. Anschließend wurden noch die letzten Trümmer entfernt und kleinere Teile weggekehrt.
Zum Ende des 56. Umlaufs, kurz nachdem der letzte Marshall nach getaner Arbeit über die Streckenbegrenzung hüpfte, spätestens aber zu Beginn der 57. Runde hätte es eine Freigabe zur Entrundung aller Autos geben müssen. Und da zu diesem Zeitpunkt bereits sechs von 20 Fahrzeugen ausgeschieden waren, waren nur noch 14 im Rennen.

Die gerade einmal acht überrundete Fahrer wären problemlos durchgekommen, um die korrekte Reihenfolge wiederherzustellen. Verstappen hätte sich Hamilton genauso geschnappt und Masi regelkonform gehandelt.

Für mich bleiben die Manipulationsvorwürfe um die Schlussminuten des Rennens in Abu Dhabi unverständlich. Noch weniger Verständnis habe ich für die neuerliche Reaktion von Toto Wolff, der vier Jahre nach dem Finale eine Beleidigung gegen den Ex-Rennleiter nachlegt.
Diese Äußerungen sind besonders schade, nachdem sich zwei der größten des Sports den vielleicht besten WM-Kampf aller Zeiten geliefert haben. Und den hat Verstappen am Ende knapp, aber sportlich fair für sich entschieden…
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