Formel 1: Regeln

Nach dem GP in Saudi-Arabien herrschte Unklarheit, was im Duell erlaubt ist und was nicht. Für 2025 gelten neue Regeln. Das wurde aber bewusst vergessen zu erwähnen.
Oscar Piastri drängt Max Verstappen in Saudi-Arabien von der Strecke – und bekommt keine Strafe. Stattdessen bekommt der Red Bull-Star fünf Sekunden aufgebrummt – fürs Abkürzen und einen dadurch erschlichenen Vorteil. Das Problem: Die Regeln hinter diesen Urteilen existieren – aber niemand soll sie genau kennen.
In Miami geht es am Rande des GP an diesem Wochenende nicht nur um den WM-Kampf, sondern auch um ein Grundsatzproblem: In der Formel 1 gelten neue Richtlinien für Zweikämpfe – beschlossen nach dem Großen Preis von Mexiko 2024. Damals kam es bereits in Austin im Duell zwischen Max Verstappen und Lando Norris zu Unklarheiten bei der Regelauslegung.
In Mexiko setzte sich das Spielchen im Zweikampf der beiden fort. Verstappen musste 20 (!) Strafsekunden absitzen, u.a. weil er Norris auf der Außenbahn keinen Platz gelassen und den McLaren-Star in die Wiese geschickt hatte. Deshalb einigten sich die Piloten und die FIA vor dem Rennen in Katar auf neue Richtlinien im Zweikampf.
Das Problem: Kommuniziert wurden diese neuen Vereinbarungen nicht. Und das soll auch so bleiben.
Ein FIA-Sprecher bestätigt gegenüber F1-Insider und AUTO BILD: „Ja, es gibt neue Leitlinien. Aber unglücklicherweise wurde beschlossen, dass sie nicht veröffentlicht werden.“ Für die Entscheidung im Fall Verstappen gegen Piastri bedeutet das: Laut den neuen Maßstäben hat Piastri korrekt gehandelt. Trotzdem bleibt vieles undurchsichtig.
So viel lässt die FIA durchblicken: Laut dem neuen System gehört die Kurve dem Fahrer auf der Innenspur, wenn sein Vorderrad auf Höhe des Außenspiegels des Verteidigers ist – und zwar am Scheitelpunkt. Piastri hatte diese Bedingung erfüllt. Verstappen, so die FIA auf Nachfrage, hätte die Kurve ohnehin nicht geschafft, selbst wenn ihm mehr Platz geblieben wäre.
Also: Strafe für Verstappen, keine Strafe für Piastri – aber auch keine echte Transparenz für den Rest der Formel-1-Welt.
Selbst Red Bull-Teamchef Christian Horner äußerte am Sonntagabend in Saudi-Arabien Zweifel an den Entscheidungen der Rennleitung, argumentierte sogar mit ausgedruckten Fotos von Onboardaufnahmen, dass Verstappen im Scheitelpunkt vorne gewesen sei. Dabei spielte das gar keine Rolle. Allein: Horner schien das nicht bewusst gewesen zu sein. Ein Red Bull-Insider: „Es gibt wohl neue Regeln, aber die kennt keiner so richtig und auch die sind Auslegungssache.“
Eine Konfusion, die zeigt: Ohne transparente Regeln wird die Formel 1 zur Blackbox – und öffnet Tür und Tor für endlose Diskussionen.
F1-Insider hat versucht, dem Regel-Rätsel auf die Spur zu kommen. Das Ergebnis:
Kleiner Haken: Laut Appendix L des Sportlichen Reglements ist es eigentlich verboten, einen Rivalen von der Fahrbahn zu drängen. Ein Paragraph, der den neuen Vereinbarungen je nach Auslegung durchaus widersprechen kann, aber weiter gilt.
Die Formel 1 braucht transparente Regeln – keine Geheimniskrämerei. Dass die FIA neue Richtlinien für Duelle einführt, sie aber geheim hält, sorgt für Verwirrung statt Klarheit. Die Königsklasse lebt von Rad-an-Rad-Duellen, spektakulären Manövern und klaren Entscheidungen. Wie sollen Fans, Teams oder Medien Entscheidungen nachvollziehen, wenn die Spielregeln nicht offen kommuniziert werden? Und wenn selbst Teamchefs rätseln, was erlaubt ist und was nicht?
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