An diesem Wochenende fährt die Frauenformel W-Series im Rahmenprogramm des Formel-1-Rennens in Spielberg ihr zweites Saisonrennen.
Mit dabei auch Vettels neues Bond-Girl Jessica Hawkins, die 2019 Gesamtplatz elf belegte. 2021 hat Aston Martin sie als Botschafterin und Testfahrerin engagiert. Wir haben mit ihr über Sebastian Vettel, James Bond und Sophia Flörsch gesprochen.
Jessica Hawkins, wie stolz sind Sie, Teamkollegin von Sebastian Vettel bei Aston Martin zu sein?
Jessica Hawkins: Für mich ist ein Traum wahr geworden. Ich war in Baku das erste Mal vor Ort und habe mich direkt als gleichwertiges Teammitglied gefühlt. Alle haben mich unter ihre Fittiche genommen – auch Sebastian, mit dem ich jetzt schon zwei Strecken-Begehungen gemacht habe.
In Baku waren Sie also beim historischen ersten Podestplatz von Aston Martin in der Formel 1 dabei. Wie haben Sie den erlebt?
Die Atmosphäre war gigantisch. Es war mein erstes Wochenende an einer Formel-1-Strecke, aber ich konnte direkt spüren, wie hart alle für den Erfolg arbeiten. Viele widmen ihr Leben diesem Job. Deshalb ist so ein Triumph dann auch extrem wichtig für die Moral einer ganzen Mannschaft.
Aston Martin ist eine der berühmtesten Sportwagenmarken der Welt. Sie sind neue Botschafterin. Wie fühlt sich das an?
Ich muss mich manchmal immer noch kneifen. Die Marke hat viel Prestige, die Autos sind wunderschön. Ich kann nicht anders als davon schwärmen.
Was genau ist Ihr Job bei Aston Martin?
Ich werde bald mit der Simulatorarbeit anfangen. Solange kümmere ich mich um Partner und Sponsoren. Ich darf bei den Meetings mit den Ingenieuren und eben auch den Track Walks dabei sein und lerne da unheimlich viel für meine eigene Karriere.
Wie ist Vettel so als Typ?
Er ist ein sehr leidenschaftlicher Kerl. Man spürt, wie sehr er den Erfolg will. Er hat einen großen Einfluss aufs Team und ist sehr proaktiv, fordernd. Bei den Trackwalks ist er sehr fokussiert – da merkt man, warum er viermaliger Weltmeister ist. Für mich ist es großartig, von jemandem wie ihm lernen zu können. Abgesehen davon ist er so ein netter, warmherziger Mensch. Es hat sich wirklich sehr für mich und meine Karriere interessiert. Das ist schockierend, denn er hat eine Million Dinge auf dem Schirm, hat sich aber trotzdem mit mir beschäftigt. Das ist nicht selbstverständlich in der Formel 1.
Wer waren Ihre Helden als Kind und Jugendliche?
Das waren tatsächlich Vettel, Alonso und Schumacher. Es ist verrückt, dass Sebastian und Lance jetzt meine Arbeitskollegen sind. Aber ich habe auch hart dafür gearbeitet, in diese Position zu kommen.
Wie sind Sie zum Motorsport gekommen?
Ich habe mit meinem Dad Golf gespielt, da war eine Kartbahn auf dem Gelände. Ich war damals noch zu klein, um damit zu fahren. Aber sechs Monate später – ich war nicht viel größer – hatten sie kleinere Karts und es gab kein Halten mehr. Fast 20 Jahre später sitze ich nun hier und habe daraus eine Karriere aufgebaut. Das war nicht geplant, aber ich habe mich einfach in den Motorsport verliebt.
Was für ein Mädchen immer noch als eher ungewöhnlich gilt…
Mir war das damals gar nicht bewusst, dass ich das einzige Mädchen bin. Ich wollte einfach nur schnell fahren. Und wenn wir Rennfahrer unseren Helm aufziehen, ist nicht mehr zu erkennen, ob man eine Frau ist oder ein Mann. Ich hatte jedenfalls nie das Gefühl, dass ich wegen meines Geschlechts einen Nachteil habe.
Trotzdem mussten Sie ein paar Jahre aussetzen und sind nur dank der W-Series zurück im Motorsport.
Stimmt. Es ist ja kein Geheimnis, dass Motorsport extrem teuer ist. Du brauchst Geld und Sponsoren, um weiterzukommen. Ich komme aus keinem wohlhabenden Elternhaus. Die W-Series ist meine zweite Chance im Motorsport. Sie geben vielen Frauen die Möglichkeit Rennen zu fahren, die sie ohne die W-Series nicht hätten.
Trotzdem gibt es auch andere Meinungen wie die von Sophia Flörsch, die sagt: Frauen werden in der W-Series dazu verdonnert, eben nur gegeneinander zu fahren – und nicht gleichberechtigt gegen die Männer.
Ich erkenne ihren Punkt und verstehe ihre Sichtweise. Aber sie ist in einer privilegierten Position, in der sie sich diese Sichtweise leisten kann. Ich habe diesen Luxus nicht. Deshalb bin ich der W-Series sehr dankbar für die Möglichkeit. Ich schätze ihre Meinung, aber wenn sie in meiner Position wäre, würde sie die Vorteile ebenfalls erkennen. Ich wünsche ihr nur das Beste. Wenn sie kein Fan der W-Series ist, werde ich sie nicht versuchen vom Gegenteil zu überzeugen. Aber meine 20 Kolleginnen und ich genießen die Serie.
Was sind Ihre Ziele?
Das Fahrerinnen-Feld ist stark. Ich bin lange kein Rennen mehr gefahren, so erklärt sich mein harter Saisonstart (Platz 16; d. Red.). Ich rechne mit einer Steigerung während der Saison.
Was halten Sie von der ersten Meisterin, Jamie Chadwick?
Jamie hat mehr Erfahrung als ich. Wenn sie hart arbeitet, kann sie es in die Formel 1 schaffen. Ich hoffe wirklich, dass sie es schafft und werde auch selbst alles tun, um eine Chance zu bekommen. Wenn sie vor mir im Formel-1-Auto ankommt, wünsche ich ihr nur das Beste – und dasselbe gilt für jede andere Frau.
Also träumen Sie auch selbst von der Formel 1?
Ja, sag niemals nie – das ist mein Motto.
So heißt auch einer der James-Bond-Filme. Im aktuellen Streifen sind Sie dort als Stuntfrau unterwegs – wie kam es dazu?
Das fing damit an, dass mir vor ein paar Jahren das Geld ausging, Rennen zu fahren. Also bewarb ich mich bei einem Casting für eine Stuntfrau bei einer Show in England. Ich habe den Job bekommen und fortan bestand mein Arbeitsalltag daraus, mit Autos zu driften und Stunts zu machen – und das in ganz Europa für „Fast and Furious live“. Daraus entwickelten sich Auftritte in ein paar Filmen, wie zuletzt eben James Bond. Das war eine außergewöhnliche Erfahrung, denn wer würde nicht gerne mal in einem James-Bond-Movie mitspielen? Die W-Series ist der einzige Grund, warum ich zurück im Rennauto bin.
Wer ist cooler? Sebastian Vettel oder James Bond?
(lacht und denkt angstrengt nach): Beide sind cool – auf ihre ganz eigene Art und Weise.
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