Dieses Interview mit Ferrari-Star Kimi Räikkönen, geführt in den USA, ist vor zwei Wochen in AUTO BILD MOTORSPORT erschienen.
Herr Räikkönen, was sagen Sie dazu, dass Sie weltweit der beliebteste Formel-1-Fahrer bei den Fans sind?
Kimi Räikkönen (36): Da gibt es nicht so viel zu sagen, außer dass ich mich sehr darüber freue. Aber ich würde natürlich gerne auch noch bessere Ergebnisse einfahren als es im Moment der Fall ist.
Sie wirken in dieser Saison entspannter als in der vorherigen. Gibt es dafür einen Grund?
Im Team hat sich die Stimmung allgemein verbessert. Wenn jeder zufrieden ist, hilft das auch bessere Leistungen zu bringen. Jeder hat jetzt mehr Spaß bei der Arbeit. Und die Ergebnisse sind besser als 2014, keine Frage. Auch wenn ich mir für mich persönlich noch bessere Resultate gewünscht hätte.
Hilft es, schlechtere Erlebnisse schneller zu vergessen, wenn Sie Ihren kleinen Robin zu Hause im Arm halten?
Es ist immer schön, nach Hause zur Familie zu kommen. Aber schon früher konnte ich mein Sportlerleben von meinem Privatleben trennen. Ich führe zwei Leben. Ich kann den Rennfahrer zu Hause völlig ausblenden. Ich habe noch nie daheim herumgeheult, wenn das Rennen zuvor ein Misserfolg war. Nichts nervt mich lange.
Sie fahren mit Teamkollege Sebastian Vettel fast auf Augenhöhe. Das war 2014 an der Seite von Fernando Alonso nicht der Fall. Haben Sie das Fahren wiedererlernt?
Sebastian hat bessere Ergebnisse, aber es stimmt: Meine Resultate sind auch besser. Das liegt aber daran, dass das Auto in diesem Jahr besser zu mir passt. Und auch die bessere Atmosphäre ist ein Grund dafür.
Wie viel hat Vettel damit zu tun?
Viel, er ist ein wichtiger Teil davon. Denn Fahrer sind immer in der Position, für gute Atmosphäre zu sorgen oder für schlechte – und es somit für ein Team schwieriger zu machen. Wir kennen uns beide sehr gut, verstehen uns sehr gut, sind total offen zueinander. Und das macht es am Ende eben viel leichter zu arbeiten.
Haben Sie erwartet, dass Vettel von Beginn an so stark sein würde?
Auf jeden Fall. Er war schließlich in der Vergangenheit bärenstark. Nur letztes Jahr hatte er Probleme, aber so was kann mal passieren.
Wie optimistisch sind Sie, dass Sie 2016 konstant um den Titel fahren können?
Das ist auf jeden Fall das Ziel. Fest steht: Wir haben eine bessere Basis für 2016 als wir vor 2015 hatten. Wenn wir konsequent an unserem Programm weiterarbeiten, uns konstant verbessern, ist das möglich. Wenn nicht 2016, dann eben 2017.
Für viele steht fest, dass Sebastian Vettel die entscheidenden Impulse gibt. Dass Vettel der ist, der das Team immer wieder antreibt. Es ist sehr schwer vorstellbar, dass Sie nichts tun …
Es ist mir egal, was die Leute denken, völlig wurscht. Wichtig ist, dass ich weiß, was ich tue. Sebastian und ich haben jedenfalls ähnliche Ideen, wie man ein Auto verbessern kann und ziehen an einem Strang. Das ist wichtiger als das Geschwätz der Leute.
Wurde die Freundschaft stärker seit Sie Teamkollegen sind?
Nein, nicht wirklich. Das Level hat sich nicht geändert und das ist auch gut so.
Wo steht er im Vergleich mit all Ihren anderen Teamkollegen?
Das Verhältnis mit Sebastian ist das beste von allen. Auch weil es das offenste von allen ist.
Sie haben einen Einjahresvertrag. Machen Sie sich Gedanken um
die Zukunft?
Nein, das werden die anderen schon machen. Wahrscheinlich wird es schon bald wieder die ersten Spekulationen geben, wie es mit mir weitergeht (lacht).
Sie haben ein Foto von Ihrem Sohn Robin in einem Mini-Ferrari-Anzug getwittert. Wollen Sie, dass Ihr Sohn auch mal Rennfahrer wird?
Nein, eher nicht. Dann müsste ich ja wieder zu allen Rennen gehen. Das Wichtigste ist, dass er glücklich wird. Egal mit was. Ich werde ihn bei allem unterstützen, was er machen will.
Werden Sie ihm eines Tages von Ihrer eigenen Kindheit erzählen, die ja nicht so auf Rosen gebettet war?
Das werde ich bestimmt einmal tun. Es ist nicht der richtige Weg, ihm alles zu erlauben. Das wäre nicht gut. Aber wie gesagt, ich versuche, dass er so glücklich ist wie es geht und ihn bei allem zu unterstützen. Unterstützen bedeutet aber nicht willenlos zu verwöhnen.
Zeigen Sie ihm auch einmal Ihre YouTube-Klassiker. Beispielsweise den berühmten Sturz vom Oberdeck eines Bootes auf die harten Holzplanken darunter?
Nein, das wird er sicher selbst einmal herausfinden.
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