Er ist der Pilot mit den meisten Formel-1-Rennen. Ob er weitermacht, weiß Kimi Räikkönen aber noch nicht. Ein Gespräch über Autos, Kimis Kinder und Mick Schumacher als potentiellen Nachfolger
Herr Räikkönen, wir wissen, dass Sie auch an Straßenautos interessiert sind. Sie haben erst kürzlich einen Alfa Giulia GTAm getestet. Das Auto erscheint als sportliche Sonderedition zum 110-jährigen Jubiläum von Alfa Romeo und hat 540 PS.
Kimi Räikkönen (41): Das Auto ist leichter, hat mehr PS. Es ist aber kein Rennauto, sondern ein Auto für den täglichen Gebrauch. Man kann damit zum Einkaufen fahren, aber auch mal auf eine Rennstrecke, wenn man Lust drauf hat. Es ist ein sehr nettes Auto, das steht fest.
MEHR LESEN: So steht es in der Fahrer-WM
Sie tauchen derzeit zusammen mit Ihrer Frau auch in TV-Spots für Alfa-Romeo auf, die schon Kultstatus haben. Sie wirkten sehr relaxt dabei und scheinen auch viel Spaß zu haben.
Der Dreh dauerte etwa drei Tage, man braucht also viel Zeit dafür. Ja, ich hatte Spaß dabei, auch wenn es bestimmt nicht meine Hauptbeschäftigung werden wird, in Filmen mitzuwirken.
Eine pikante Frage: Stehen Sie mehr auf italienische Autos oder auf deutsche?
Ehrlich gesagt, interessieren mich Autos nicht mehr so wie zu der Zeit, als ich gerade den Führerschein gemacht habe. Als ich in Finnland jeden Tag Auto gefahren bin, meinen Spaß dabei hatte, besonders im Winter, auf verschneiten Straßen. Heute benutze ich das Auto nur noch als Gebrauchsgegenstand. Um von A nach B zu kommen. Aber natürlich habe ich eine besondere Beziehung zu italienischen Autos – ich bin den größten Teil meiner Karriere ja auch für italienische Hersteller gefahren.
Machen Sie sich auch Gedanken über E-Mobilität?
Nicht so viel. Es geht ja nicht nur um Autos. Wir werden in Zukunft viele Dinge mit reinem Elektroantrieb sehen, auch Fahrräder oder Motorräder. Das Endprodukt ist sicher für die Umwelt das Beste, aber ob der Weg zu eben diesem Endprodukt das auch ist, da bin ich mir noch nicht so sicher.
Ihr Freund Sebastian Vettel bekennt sich zu einer grünen Zukunft. Er fordert auch, dass die Formel 1 da schneller Maßstäbe setzen muss. Er machte sogar öffentlich, dass er bei den Bundestageswahlen in Deutschland im Herbst die Grünen wählen wird. Finden Sie es gut, dass ein Rennfahrer so offen damit umgeht?
Warum nicht? Er hat eine klare Meinung und Umweltbewusstsein sollte alle Menschen auch wegen ihrer Kinder etwas angehen. Im Rennsport kann man dabei Dinge schneller entwickeln, damit sie später für jedermann zugänglich werden.
Wir haben Max Verstappen, wir haben Mick Schumacher. Wann werden wir Ihren Sohn Robin Räikkönen in der Formel 1 sehen?
So weit will ich noch nicht gehen. Im Moment fährt zwar inbrünstig Gokart und liebt alles, was einen Motor hat. Er fährt manchmal einen ganzen Nachmittag seine Runden, manchmal auch weniger weil er Lust auf was anderes hat. Das Gleiche gilt übrigens auch für meine jüngere Tochter, die auch langsam anfängt, sich für alles zu interessieren, was sich bewegt. Ich werde auf jeden Fall alles fördern, worauf sie Spaß haben. Egal, was es ist. Aber erzwingen werde ich gar nichts.
Kann man denn schon erkennen, ob Robin Talent hat?
Danach habe ich noch gar nicht geschaut. Er ist sechs Jahre alt. Er muss es erst einmal genießen, was er macht. Das kann auch Fußball oder ein anderer Sport sein. Aber ich denke, bevor er zwölf Jahre alt ist, sollte man nicht über Talent nachdenken.
Wie bewerten Sie Mick Schumachers F1-Debüt?
Es ist schwierig für ihn zu glänzen, weil das Auto nicht wirklich schnell ist. Auf der anderen Seite ist das auch gut für ihn. Denn die Leute wissen, dass das Auto nicht gut ist. Wenn er trotzdem starke Rennen fährt und seinen Speed zeigt, ist das positiv. Mit dem Namen hat er natürlich viel Druck. Das schlechtere Auto verschafft ihm einen einfacheren Start, weil die Erwartungen gering sind. Er hat so mehr Zeit, die Dinge zu lernen.
Fühlen Sie sich alt, weil Sie schon gegen die Väter von Max und Mick gefahren sind?
Nein, überhaupt nicht. Ich fühle mich manchmal alt, wenn ich morgens aufwache, aber nicht im Rennauto auf der Rennstrecke.
War Michael Schumacher so speziell, wie viele sagen?
Ja, natürlich, weil er mit jedem Auto schnell war und erfolgreich. Ich hatte immer gute Rennen gegen ihn, es war nett. Auch später, als ich mein Comeback hatte und er ebenfalls. Wir haben immer eine gute Balance gefunden.
MEHR LESEN: Vettel lobt Ex-Rivale Alonso
Wie sehr haben Sie sich für Ihren Freund Sebastian Vettel gefreut, als er in Baku wieder aufs Podium fuhr? Nachdem viele schon gemeint haben, er hätte das Fahren verlernt
Ja, ich habe mich für ihn gefreut. Was die Kritik betrifft: So funktioniert die Formel 1. Da bist du der Held, die Niete, dann wieder der Held. Da gebe ich aber mal gar nichts drauf.
Sie sind der Fahrer mit den meisten Rennen aller Zeiten. Wollen Sie diesen Rekord nächstes Jahr weiter ausbauen – oder ist Ende 2021 Schluss?
Ich weiß es ehrlich gesagt noch nicht. Das war letztes Jahr um diese Zeit aber genauso. Wir werden sehen. Am Ausbau meines Rekords habe ich jedenfalls kein Interesse. Alle Rekorde werden irgendwann gebrochen. Deshalb gibt mir das nichts.
Falls Sie aufhören, würde Sie dann gerne Mick Schumacher in Ihrem Auto sehen? Die entsprechenden Spekulationen gibt es.
Sollte ich mich entscheiden aufzuhören, interessiert es mich wirklich nicht, wer das Auto fährt (lacht). Das ist dann nicht mehr mein Problem.
Von: Bianca Garloff und Ralf Bach
FOLGT UNS AUF YOUTUBE!
Das ist F1-Insider.com