Lamborghini steigt 2024 mit einem Prototyp in die Topklasse der Sportwagen-WM ein. Die Italiener müssen sich gegen acht weitere Hersteller messen.
Eigentlich ist das Goodwood Festival of Speed ein Schaulaufen von historischen Rennfahrzeugen. Doch die Plattform nutzt Lamborghini jetzt auch für die Präsentation ihres Sportwagen-Prototyp SC63, mit der die Italiener 2024 in die Sportwagen-WM einsteigen und die 24 Stunden von Le Mans fahren wollen. Der Wagen ist noch kein historisches Auto, aber eines, das Geschichte schreiben soll.
„Vor allem ist es das fortschrittlichste Auto, das Lamborghini jemals gebaut hat“, wirft der deutsche Lamborghini-Präsident Stephan Winkelmann ein.
Fortschrittlich bedeutet: eine Kombination aus 3,8-Liter-V8-Biturbo und Elektromotor, die per Reglement rund 680 PS leisten darf. Die exakte Leistung variiert etwas, wird letztlich von der Balance of Performance festgelegt, die alle Autos der Topklasse auf ein Level bringen soll.
Weil die Leistung begrenzt ist, hat Lamborghini bei der Anordnung der Motorkomponenten auf das bestmögliche Resultat in Sachen optimaler Kühlung, niedrigem Gewicht, optimalem Schwerpunkt und handlichem Service den Fokus gelegt.
Das Chassis wird, wie der Motor, von Lamborghini entwickelt, basiert aber – auch das schreibt das Reglement vor – auf einem LMP2-Rennwagen. Lamborghini hat da als erster Hersteller mit Ligier zusammengespannt (Porsche setzt auf Multimatic, Cadillac und BMW mit Dallara sowie Alpine und Acura mit Oreca). 1991 haben Lamborghini und Ligier schon einmal in der Formel 1 zusammengearbeitet.
Lambo-Technikchef Rouven Mohr: „Während wir unser LMDh-Auto entwickeln, sind uns zugleich die Gelegenheiten zum Technologietransfer bewusst. Wir werden unsere Erfahrungen aus dem Motorsport wo immer möglich auf unsere zukünftigen Serienfahrzeuge anwenden.“
Als Einsatzteam fungiert Iron Lynx. Der italienische Rennstall hat sich erst vor sechs Jahren gegründet, aber seither einen Raketenstart hingelegt. 2022 setzte die Mannschaft von Ex-Minardi-Formel-1-Testfahrer Andrea Piccini vier Ferrari-GT-Rennwagen in Le Mans ein. Sogar mit der Formel 1 hat Iron Lynx schon geliebäugelt.
Das Fahreraufgebot ist noch nicht vollständig. Vier Piloten sind aber schon fix: Neben den Lamborghini-Werksfahrern Mirko Bortolotti (seit 2015 bei Lambo) und Andrea Caldarelli (seit 2017) sind auch die Formel 1 erfahrenen Daniil Kvyat und Romain Grosjean mit dabei.
Das Autokürzel SC63 steht für Squadra Corse und dem Lamborghini-Geburtsjahr 1963. Zuletzt hat der italienische Nobelhersteller im Vorjahr rund 9200 Fahrzeuge verkauft.
Ein SC63 soll in der Sportwagen-WM starten, einer in der amerikanischen IMSA-Serie, möglichst beide bei den 24 Stunden von Le Mans. Dort war Lamborghini noch nie werksseitig vertreten, aber – relativ erfolglos – mit privat eingesetzten Autos 1975 sowie von 2006 bis 2010.
Jetzt sei die Stunde für Le Mans gekommen, weil es perfekt zur Strategie von Lamborghini passt, die komplette Modellpalette bis Ende 2024 zu hybridisieren – heißt es von Lamborghini. Im SC63-Prototyo ist ein Einheits-Elektromotor mit 63 PS eingebaut.
In der Le-Mans-Topklasse trifft Lamborghini auf Toyota, Ferrari, Peugeot, Porsche, Cadillac, Acura, BMW, Alpine – also auf acht weitere Hersteller. Dazu kommen Privatteams wie Vanwall, Glickenhaus und Isotta Fraschini, sowie Kundenteams wie Proton, Jota und möglicherweise Pescarolo.
Schlusswort von Lamborghini-Motorsportchef Giorgio Sanna: „Über die vergangenen zehn Jahre haben wir hervorragende Ergebnisse erzielt. Wir haben bei null angefangen und mit unseren serienbasierten Rennwagen einige der prestigeträchtigsten Langstreckenrennen in der GT-Kategorie gewonnen. Dazu gehören drei Klassensiege bei den 24 Stunden von Daytona und zwei Siege in Folge bei den 12 Stunden von Sebring. Jetzt sind wir bereit für unseren größten Schritt in die Zukunft des Motorsports, um uns mit den besten Herstellern der Welt zu messen.“
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