Das wird Spione beim Test in Bahrain zu Hochform auflaufen lassen. Mercedes zeigt beim neuen W12 noch nicht alles
Die Heimlichteuerei hat wieder Hochkonjunktur in der Formel 1! Erst wurde Red Bull vorgeworfen, zu wenig Fotos und Filmaufnahmen vom neuen RB16B und dessen Jungfernfahrt veröffentlicht zu haben, nun gibt Mercedes offen zu: Wir verstecken unseren Unterboden noch vor der Konkurrenz!
Technikchef James Allison überrascht im Livestream von der Präsentation des Mercedes AMG F1 W12 E Performance: „Im Bereich des Unterbodens, wo die Regeländerungen uns Abtrieb klauen soll, haben wir eine aerodynamische Idee, die wir aber der Welt und damit der Konkurrenz noch nicht zeigen wollen, damit sie die Idee nicht einfach klauen.“
Hintergrund: Das Weltmeisterteam der letzten sieben Jahre hat Angst, durch das neue Reglement eingebremst zu werden. Fest steht: Mercedes muss 2021 aus weniger mehr machen. Denn der Dauerabonnent auf den WM-Titel wird vom neuen Reglement für die Überlegenheit der vergangenen Jahre bestraft. Seit diesem Jahr gilt ein Entwicklungs-Handicap. Je besser ein Team in der Konstrukteurs-WM, desto weniger Windkanalzeit bekommt es. Mercedes hat 2021 nur 360 Windkanalstunden, Williams dagegen 450, also 90 mehr.
Dazu kommt: 2021 dürfen die Mannschaften nur 145 Millionen Euro ausgeben. Das gilt zwar für alle Teams, aber weil Ferrari und Mercedes mit einem Budget von über 400 Millionen Euro bisher am meisten Geld verprasst haben, müssen sie auch am meisten sparen. Das heißt auch: Prozesse und Arbeitsabläufe müssen verschlankt werden.
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Dazu kommen zwar wenige, aber dafür einschneidende neue Technikregeln. Das Reglement schreibt vier Änderungen vor, durch die der Anpressdruck um zehn Prozent verringert werden soll: Die Schlitze am Unterboden verschwinden, die vertikalen Strömungsrichter im selben Bereich werden um vier Zentimeter gestutzt, die hintere Bremsbelüftung um vier Zentimeter schmaler.
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Die größte Änderung indes wird ein dreieckiger Einschnitt des Unterbodens vor der hinteren Radaufhängung. Diese neue Technik-Regel könnte Mercedes schwerer treffen als Jäger Red Bull. Teamchef Toto Wolff verrät: „Mit einem weniger angestellten Auto hat dieses Rausschneiden des Unterbodens einen größeren Effekt als für Autos, die mit viel Anstellwinkel arbeiten.“ Mercedes fährt mit dem Heck traditionell tiefer als Red Bull, stellt das Auto also von vorne nach hinten weniger stark an.
Wolff erklärt die Geheimniskrämerei: „Wir haben natürlich einen Supertrick versteckt, sonst hätten wir es ja gezeigt. Im Ernst: Es sind einfach zehn Tage bis zum ersten Test. Das bedeutet, dass die Konkurrenz die Möglichkeit hätte, sich das anzuschauen, zu berechnen und zum zweiten, dritten Rennen mit einem Update an der Strecke erscheinen zu können. Zehn Tage sind einfach zu lange, als dass wir es uns leisten wollen, zu früh exhibitionistisch zu sein.“
Den neuen Unterboden bekommen Fans und Gegner nun also frühestens beim Test in Bahrain zu sehen (12. bis 14. März). Und Gegner Red Bull? Die Österreicher wollen im Gegensatz zu Mercedes nicht in die Täuschen, Tricksen und Tarnen-Kiste gegriffen haben.
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Red Bull-Sportchef Helmut Marko zu F1-Insider.com: „Die Zeit war einfach nur ein bisschen knapp, um Fotoshootings zu machen. Fahren war uns wichtiger als fotografieren. Wir haben nichts Geheimnisvolles am Auto. Keine sechs Räder, auch keinen Ventilator im Heck. Das Auto ist es eine konsequente Weiterentwicklung des Vorjahrsmodells. Das Ziel ist, von Anfang an um Siege mitfahren zu können. Bei den ersten Tests in Bahrain werden wir alle Teile am Auto fahren, die auch beim Saisondebüt eingesetzt werden.”
Spätestens beim Saisonstart am 28. März in Bahrain wird auch Mercedes das Geheimnis des Unterbodens lüften müssen.
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