Nach monatelangen Spekulationen ist es nun offiziell: Mercedes trennt sich von fast 30 Prozent seiner Anteile. Ineos kommt neu an Bord, Wolff bleibt
Seit dem Frühjahr halten sich hartnäckig die Spekulationen, dass Daimler seine Beteiligung am Werksteam in der Formel 1 runterschrauben will (F1-Insider.com und AUTO BILD MOTORSPORT berichteten). Nun ist es soweit: Wie der Konzern bestätigt, reduziert Daimler seine Anteile von 60 Prozent auf ein Drittel. Neu an Bord: der britische Chemie-Riese Ineos, dem in Zukunft ebenfalls ein Drittel des Teams gehören. Mercedes-Sportchef Toto Wolff erhöht seine Anteile von 30 Prozent ebenfalls auf ein Drittel.
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„Die Beteiligung von Ineos von einem Drittel am Team erfolgt zusätzlich zu der bereits existierenden Rolle als ‚Principal Partner‘. Parallel dazu wird Daimler seine Anteile von derzeit 60 Prozent reduzieren und Toto Wolff seine Beteiligung von derzeit 30 Prozent erhöhen, um drei gleiche Anteilseigner an dem Unternehmen zu schaffen“, heißt es in der Aussendung.
Außerdem: „Das Team wird das Formel 1-Werksteam von Mercedes-Benz bleiben und auch in den kommenden Jahren weiterhin mit Mercedes Chassis und Power Units an den Start gehen. In der neuen Beteiligungsstruktur wird Toto Wolff für weitere drei Jahre in seiner Rolle als Teamchef und Geschäftsführer das operative Geschäft des Unternehmens und des Rennteams führen. Er wird anschließend die Möglichkeit haben, eine neue operative Führungsrolle innerhalb der Organisation zu übernehmen, sobald er den Zeitpunkt für richtig erachtet.“
An der Spitze des Petrolchemiekonzerns Ineos steht Sir Jim Ratcliffe, 2018 von der Queen zum Sir ernannt und einer der reichsten Briten. Sein Chemiekonzern erwirtschaftet einen Jahresumsatz von rund 50 Milliarden Euro. Einen Teil des Gewinns investiert Ratcliffe traditionell in Sportprojekte. Ihm gehört das Ineos-Radteam (Tour de France-Sieger 2019!), zwei Fußballklubs (FC Lausanne und OGC Nizza) sowie das Ineos-Segelteam im America’s Cup. Zuletzt übernahm Ineos auch das Smart-werk in Hambach von Daimler.
Dass Ratcliffe Interesse am Mercedes-Team hat, sickerte bereits im September durch, als das „Orakel“, Ex-Teamchef Eddie Jordan, in der Mail on Sunday behauptete, Ineos wolle Anteile am Rennstall erwerben. Jordan interpretierte es damals als „nettes Ausstiegsszenario“ für Daimler: „Das Team wird Ineos heißen, aber weiterhin von Brackley aus geführt werden, und Mercedes wird 30 Prozent der Anteile behalten.“ Mercedes und Toto Wolff hatten die Story ebenso dementiert wie unsere Geschichte aus dem Frühjahr, wonach diverse Ausstiegsszenarien geprüft würden.
Ola Källenius, Vorsitzender des Vorstands der Daimler AG und Mercedes-Benz AG:
„Wir freuen uns sehr, Ineos in unserem Formel 1-Joint Venture als Anteilseigner begrüßen zu dürfen. Es ist ein Zeichen der Stärke der Organisation in Brackley, dass wir mit Ineos angesehene Investoren anziehen konnten, die echtes Potenzial für künftiges Wachstum im Team erkennen. Wir bleiben der Formel 1 weiter fest verbunden und der bevorstehende Cost Cap wird uns gemeinsam mit der neuen Beteiligungsstruktur in eine noch stärkere Position für anhaltenden Erfolg versetzen. Mit der noch engeren Anbindung an unsere Hochleistungssparte Mercedes-AMG ab 2021 sowie der Fortführung von Totos Führung in den kommenden Jahren, sieht die Zukunft für Mercedes-Benz in der Formel 1 rosig aus.“
Sir Jim Ratcliffe, Vorstandsvorsitzender von Ineos:
„Große Herausforderungen sind ein zentrales Element unseres Mindsets bei Ineos und unsere Beteiligungen in einer Reihe von verschiedenen Sportarten zeigen, dass wir immer auf das Allerbeste abzielen. Als wir Anfang des Jahres in die Formel 1 eingestiegen sind, entschlossen wir uns, das an der Seite des Mercedes-Team zu tun, das neue Maßstäbe in diesem Sport gesetzt hat. Seitdem haben wir darüber diskutiert, wie wir uns noch stärker beteiligen können. Dies ist eine einzigartige Möglichkeit, sich finanziell an einem Team zu beteiligen, das in Bestform ist, aber weiter viel Potenzial für künftiges Wachstum bietet. Wir könnten uns keine besseren Partner als Mercedes-Benz und das Team von erwiesenen Siegern wünschen, das von Toto geleitet wird.“
Toto Wolff, Teamchef und Geschäftsführer:
„Ich freue mich, dieses neue Kapitel für das Mercedes-AMG Petronas F1 Team zu beginnen. Dieses Team ist wie eine Familie für mich. Wir haben gemeinsam so viele Höhen und Tiefen durchgemacht, das ich mir nicht vorstellen kann, mit besseren Leuten in diesem Sport zusammenzuarbeiten – und ich bin sehr glücklich, dass wir gemeinsam in diese neue Ära gehen. Das neue Investment von Ineos bestätigt, dass der Business Case für Formel 1-Teams robust ist, und es sendet nach einem herausfordernden Jahr ein wichtiges Signal des Vertrauens in den Sport. Ich freue mich sehr, Jim, Andy und John als Anteilseigner des Teams willkommen zu heißen: Sie haben eine der profitabelsten Firmen der Welt aufgebaut, strahlen echten Unternehmergeist aus und ihre Expertise wird unseren Aufsichtsrat in den kommenden Jahren stärken. Gleichzeitig ist es ein Privileg, die Partnerschaft mit Ola, Markus Schäfer und Mercedes-Benz in den kommenden Jahren fortzusetzen. Wir sind stolz, dass wir der prestigeträchtigen Motorsport-Tradition der Marke seit 2010 einige Kapitel hinzufügen konnten und wir teilen die Ambition, die Organisation in den kommenden Jahren weiter wachsen zu lassen.“
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