2021 gibt Mick Schumacher sein Formel-1-Debüt – genau 30 Jahre nach Vater Michael. Aus diesem Anlass starten wir eine Serie über die Karriere von Michael Schumacher. Diesmal: Teil 1: Michael Schumachers Formel-1-Premiere beim Großen Preis von Belgien in Spa 1991
Nie hatte Michael Schumacher von der Formel 1 geträumt. „Ich beschäftigte mich immer mit dem, was ich gerade tat“, erinnerte er sich, „die Formel 1 existierte für mich so gut wie gar nicht, bis ich mein erstes Rennen fuhr.“ Das war 1991. Der damals 22-Jährige wohnte mit Freundin Stefanie Pütz, einer Versicherungsvertreterin, in einer 70-Quadratmeter-Wohnung in Kerpen und träumte lediglich von „einem allein stehenden Haus in dieser Gegend“, erkannte aber realistisch, „dass im Moment mehr als 800 Mark pro Monat für die Miete nicht drin sind.“
Als Mercedes-Junior verdiente er im Jahr 25.000 Mark, wusste aber die Bedeutung seiner Ausbildung in der Daimler-Nachwuchsarbeit zu schätzen: Die Erfahrungen im silbernen Mercedes C 291, den er in der Sportwagenmeisterschaft für Peter Sauber und Mercedes fuhr, waren hilfreich, als Formel-1-Rennstallbesitzer Eddie Jordan ihm zwei Wochen vor dem Großen Preis von Belgien Testfahrten in England anbot. Schumacher erinnert sich: „Dieser Mercedes war nicht mehr weit weg von einem Formel-1-Wagen.“
Doch die Chance zum Start in der Formel 1 kam überraschend. Jordans etatmäßiger Pilot Bertrand Gachot war nach einem Streit mit einem Londoner Taxifahrer im Gefängnis gelandet. Als das Cockpit neu besetzt werden musste, bot der damalige Mercedes-Rennleiter Jochen Neerpasch seinen Junior an. Jordan zeigte sich zwar interessiert, wollte aber erst nach Testfahrten entscheiden und 300.000 Mark für den Einsatz bekommen. „Wir wussten nicht, was uns erwartet“, gibt Jordan-Teammanager Trevor Foster zu, „dann traf uns der Schlag. Schumacher war in Silverstone schneller als unsere Nummer eins Andrea de Cesaris. Wir brachen den Test vorzeitig ab, weil wir Angst um den jungen Piloten und unser Auto hatten.“
Eddie Jordan erkannte aber sogleich, „dass Michael etwas ganz Besonderes war. Der Einsatz für Spa war klar.“ Schumacher war noch nie in Spa gefahren, obwohl die Strecke in den Ardennen nur 100 Kilometer von Kerpen entfernt ist. Auf dem Weg zur Rennstrecke rief er einen Freund an, weil er sich sonst verfahren hätte.
Am Anfang halten die etablierten Fahrer wie Alain Prost und Nigel Mansell den jungen Mann mit dem etwas zu großen grünen Overall noch für einen Mechaniker des Jordan-Teams. Erst als der Name Schumacher auf Anhieb unter den besten Zehn der Zeitenliste auftaucht, erkundigen sie sich nach ihm.
Denn Michael Schumacher fiel bei seinem Formel-1-Debüt 1991 in Spa nicht nur durch irren Speed auf – sondern auch durch erstaunliche Respektlosigkeit. Schon nach dem ersten freien Training musste er bei den Rennkommissaren vorsprechen. Wegen ungebührlichen Verhaltens. Er hatte dem damals dreifachen Weltmeister Alain Prost nach der Bus-Stop-Schikane die Faust gezeigt. Der hätte ihn mit seinem Ferrari absichtlich eingebremst, ätzte Schumacher damals. Bei F1-Insider Ralf Bach, dem Autoren dieser Zeilen, wurde er noch direkter: “Er ist gefahren wie ein Blinder”, machte sich Schumi damals Luft, “ich habe kein Respekt vor ihm. Ayrton Senna hat ihn bei McLaren vorgeführt.”
Schumacher qualifizierte sich auf dem siebten Platz. Die Strecke hatte er zuvor durch zwei Runden auf dem Fahrrad kennen gelernt. Doch im Rennen am 25. August 1991 kam der Deutsche nur einen Kilometer weit – die Kupplung des Jordan war verbrannt. Die Formel-1-Welt ahnte dennoch, dass ein künftiger Champion sein Debüt gegeben hatte.
Mercedes-Motorsportchef Neerpasch war allerdings nicht mehr von den Fähigkeiten des Jordan-Teams überzeugt. Mit Hilfe von Formel-1-Chef Bernie Ecclestone, der in Schumacher das deutsche Jahrhunderttalent sah, das er für seine Formel 1 so dringend brauchte, wurde der Kerpener zu Benetton transferiert. Schon bei seinem zweiten Rennen in Monza, dem ersten für Benetton, gewann Schumacher seine ersten beiden WM-Punkte. Die Saison beendet er mit vier Punkten als Zwölfter, und er wundert sich: „Drei Mal in den Punkten. Ich hätte jeden für verrückt erklärt, der mir das für 1991 prophezeit hätte.“
Eine Weltkarriere hatte begonnen.
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