Mick Schumacher: Le Mans
Mick Schumacher fährt an diesem Wochenende die 24 Stunden von Le Mans für Alpine. Im Interview spricht er über das legendäre Rennen und sein Ziel.
Mick Schumacher, Sie fahren an diesem Wochenende erstmals die 24 Stunden von Le Mans. Wie besonders ist das für Sie?
Mick Schumacher: Als Kind und Jugendlicher habe ich Le Mans nie verfolgt. Ich war immer voll auf die Formel 1 fokussiert. Ich sehe hier aber die Leidenschaft der Teams und Fans, die mich sehr beeindruckt. Trotzdem ist es für mich nicht so anders als beispielsweise ein Formel-1-Rennen in Hockenheim. Als ich dort im Ferrari meines Vaters ein paar Runden fahren durfte, war das für mich ein geniales Gefühl. Zu Le Mans fehlt mir noch die emotionale Verbindung.
Wobei Ihr Vater hier 1991 im Sauber-Mercedes Gruppe C Fünfter wurde.
Ja, aber Formel 1 war immer sein Ziel und mein Ziel. Deshalb spielte auch sein Auftritt in Le Mans für mich nie so die ganz große Rolle.
Sie starten ins Rennen von Platz neun, Ihr Schwesterauto war im Hyperpole-Qualifying sogar Sechster. Wie fährt sich Ihre Alpine auf dem Hochgeschwindigkeitskurs in Le Mans?
Man merkt einfach, dass das Auto für diese Strecke gebaut wurde. Von vornherein war klar, dass wir uns auf den Höhepunkt in Le Mans konzentrieren wollten. Das Auto wurde dazu quasi auf links gedreht. Das spürt man nun. Ich bin sehr zufrieden und optimistisch.
Welche Rolle spielt das Teamwork im Sportwagen? Sie teilen sich ein Auto mit zwei anderen Piloten. In der Formel 1 waren Sie dagegen eher ein Einzelkämpfer.
Das ist nicht ganz richtig und wird oft missverstanden. Hinter den Kulissen gibt es in der Formel 1 extrem viel Teamwork, das man in Netflix halt nicht sieht. Auch zwischen Teamkollegen. Mein damaliger Teamkollege Kevin Magnussen beispielsweise fuhr vorher ja auch Sportwagenrennen und hat vieles davon mitgebracht. Wir haben also auch in der Formel 1 schon sehr stark als Team funktioniert. Deshalb habe ich mich auch hier nicht schwergetan, mich frei mit meinen Teamkollegen auszutauschen, denn im Endeffekt bringt es uns alle und das Auto voran. Aber wie gesagt: Das war auch schon in der Formel 1 so.
Und wie fährt sich so ein Hypercar im Vergleich zum Formel 1?
Die Formel 1 ist die Königsklasse und damit auch für einen Fahrer das Beste überhaupt. Trotzdem ist meine Alpine mega. Aber im Vergleich zum Formel 1 fehlt eben ein bisschen Power und auch ein bisschen Downforce. Ich bin gerade erst einen Test im Formel-1-Mercedes in Barcelona gefahren: Das macht einfach wahnsinnig Spaß. Deshalb bleibt mein Ziel die Formel 1. Aber im Moment genieße ich Le Mans und die Sportwagen-WM und versuche mich hier auch als Fahrer weiterzuentwickeln.
Was können Sie denn von hier mitnehmen in Ihre Zukunft, die vielleicht auch wieder in der Formel 1 liegt?
Sehr, sehr viel sogar. Das ganze Reifenmanagement, Traffic-Management, wann gehe ich welches Risiko? Entscheidungen unter Druck sind auch in der Formel 1 sehr wichtig. Dazu kommt die Strategie, über die ich hier als Fahrer auch sehr viel selbst nachdenken muss: Was macht Sinn? Pushen oder Auto schonen? Wie fühlt sich der Reifen an? Muss ich ihn sparen für meine Teamkollegen oder kann ich ihn härter rannehmen? Solche Sachen muss ich mir hier während des Fahrens überlegen. Das macht mich im Kopf fit – auch für eine mögliche Rückkehr in die Formel 1.
Bei einem 24h-Rennen zählt Konstanz mehr als purer Speed: Zu wie viel Prozent fahren Sie in Le Mans am Limit?
Das kommt auf die Situation drauf an. Es gibt durchaus Momente, wo wir 100 Prozent pushen. Aber natürlich auch Momente, in denen wir uns zurückhalten. In den ersten zwölf Stunden werden wir wohl nur 80 Prozent fahren, weil es erst danach wirklich zählt. Gleichzeitig müssen wir so schnell sein, dass wir in Gelbphasen in Reichweite der Spitze bleiben. Das wird ein echtes Strategiespiel.
Werden Sie sich zwischendurch Auszeiten nehmen und schlafen?
Absolut. Ich wohne im Wohnmobil und brauche meinen Schlaf (lacht). Meine Teamkollegen meinten, es wird recht laut, auch aufgrund der Partys. Aber dann kommen eben Stöpsel in die Ohren.
Womit wären Sie am Ende zufrieden?
Wenn ich es geschafft habe, meine absolut beste Leistung abzurufen.
Autoren: Ralf Bach, Bianca Garloff
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