Mick Schumacher startet 2024 ein neues Kapitel. Mit der Alpine A424 könnte er die 24 Stunden von Le Mans gewinnen. Dafür bekommt er sogar zwei erfahrene Teamkollegen.
Platz fünf gilt es zu schlagen. Auf diesem Rang nämlich lief Michael Schumacher 1991 im Sauber-Mercedes bei den 24 Stunden von Le Mans ein. Jetzt startet auch Sohn Mick Schumacher beim Langstreckenklassiker – wie sein Papa in der Topklasse. Nämlich im Alpine-Mécachrome A424.
Es wird eine große Umstellung. Der Alpine wiegt 1030 Kilogramm statt die 798 Kilo, die Schumi junior aus der Formel 1 kennt – durch 43 Grands Prix mit Haas sowie Testfahrten mit Mercedes und Ferrari. Der Alpine leistet mit seinem 3,4-Liter-V6-Turbo 680 PS, der F1-Flitzer mehr als 1000 PS. Und vor allem: Der Alpine hat ein Dach über den Kopf. „Und das hat sich auf den ersten Runden wirklich etwas beengt angefühlt“, gesteht Schumacher. „Aber daran kann man sich gewöhnen. Der größten Unterschiede sind das Gewicht, der Abtrieb und die Leistung.“
Schumacher hat bereits reichlich für die französische Marke aus dem Renault-Konzern getestet. 14.000 Kilometer hat das Auto insgesamt schon auf dem Buckel. Vor dem Höhepunkt in Le Mans (15./16. Juni) stehen noch drei Rennen in der Sportwagen-WM auf dem Programm. Los geht es am 2. März in Katar – also an dem Wochenende, an dem auch die Formel 1 in die neue Saison startet.
Es wird nicht leicht. Alpine kommt mit dem auf einem Oreca-LMP2-Prototyp basierenden LMDh neu in die WM – und trifft dort auf acht weitere Hersteller: Toyota, Ferrari, Porsche, Peugeot, Cadillac, BMW, Lamborghini und Isotta Fraschini. Insgesamt sind 19 Autos in der Topklasse gemeldet. Für die 24h von Le Mans werden weitere Autos (und Hersteller) dazukommen.
Nur mal zum Vergleich: Als Michael Schumacher 1991 in Le Mans unterwegs war, waren in der Spitzenklasse 37 Autos vertreten, von zehn Herstellern: Mazda, Jaguar, Sauber-Mercedes, Porsche, Lancia-Ferrari, Peugeot, Courage-Porsche, Spice-Ford Cosworth, ROC Ford-Cosworth und ALD Ford-Cosworth. Die damalige Gruppe-C-Ära gilt bis heute als die beste Ära der Sportwagen-Historie. Wobei der aktuelle Boom dieser schon nahe kommt.
Alpine weiß um den Namen Schumacher. Offiziell heißt es zwar, dass beide Fahrzeuge gleich behandelt werden. Aber vor dem Auftakt haben die Franzosen die Fahrzeugbesetzung nochmal geändert – auch wegen Schumacher, daraus macht Alpine kein Geheimnis. Schumacher pilotiert jetzt gemeinsam mit Nicolas Lapierre und Matthieu Vaxivière das Auto.
Beide Franzosen haben reichlich Sportwagen-Erfahrung. Lapierre ist 39 Jahre alt und war schon 16 Mal in Le Mans am Start, neun Mal in der Topklasse – für Oreca, Toyota und Alpine. Vier Mal hat er schon einen Klassensieg in Le Mans geholt, allein der Gesamtsieg fehlt ihm noch. Vaxivière fuhr ebenfalls bereits sieben Mal in Le Mans. „Es ist toll, zwei so erfahrene Teamkollegen zu haben. Ich kann viel von ihnen lernen“, weiß Schumacher.
Aber der 24-Jährige ist auch selbstbewusst: „Ich denke, dass auch ich mit meiner Formel-1-Erfahrung dem Team weiterhelfen kann.“ Teamchef Philippe Sinault bestätigt das: „Er bringt einige gute Ideen mit ins Team – und gute Stimmung.“
Apropos Erfahrung: Eingesetzt wird der Alpine-Gibson von Signatech. Das Team ist erfahren und seit 2009 schon bei den 24h von Le Mans dabei. Vier Mal davon auch in der Topklasse, 2009 mit einem Oreca-Courage-Judd, 2010 mit einem Lola Aston Martin sowie 2021 und 2022 mit einem Alpine-Gibson-LMP1.
Philippe Sinault traut Mick Schumacher viel zu: „Er war bei den Testfahrten wie ein Schwamm – seine Ohren waren offen und er hat viele Fragen gestellt.“
Besonders wichtig ist in der Sportwagen-WM die Zusammenarbeit mit den Teamkollegen. In der Formel 1 ist der Stallgefährte der erste, den ein Fahrer schlagen muss. In der Sportwagen-WM ist es genau umgekehrt. Hier geht es darum, die Abstimmung des Autos genau so zu treffen, dass alle drei Fahrer damit möglichst gut zurechtkommen. Notfalls auch mit Kompromissen. „Und das kann er. Das war die große Frage“, erinnert sich Sinault. „Denn, dass er den Speed hatte, das wussten wir. Den haben aber viele Formelfahrer.“
Und dann ist da noch der Verkehr. Denn in Le Mans werden 62 Autos aus drei verschiedenen Klassen fahren – mit riesigen Unterschieden bei Abtrieb und Höchstgeschwindigkeit. Das sei auch das, was Schumacher am meisten Sorgenfalte bereite, sagt er. Aber er freut sich auf die Herausforderung. Trotzdem stellt er klar: „Mein Traum bleibt die Formel 1.“
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