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Niki Laudas Feuerunfall am Nürburgring

Niki Lauda

Sein Auto in Flammen, doch Niki Lauda überlebt schwer gezeichnet. Er verarbeitet das Drama schnell, wird wieder Weltmeister: Ein Stoff für Hollywood.

Man dürfte bei Niki Lauda (67) nicht alles so ernst nehmen. Wenn er sauer war, weil man ihm nicht den – wie er meint – „gebührlichen Respekt“ entgegen brachte, kann es schon mal zu Vergleichen der höchsten Art kommen: „Immerhin bin ich sowas wie eine gottähnliche Erscheinung“, kriegt man dann zu hören.

Allein: Auch wenn es Lauda nicht so meinte, glaubte er dran. Denn in seinem Heimatland Österreich war er so was wie ein Gott. Sie behandeln ihn dort so, seit am Nürburgring fast in seinem Ferrari verbrannt ist und Lazarus gleich sechs Wochen später wieder im roten Auto saß.

Über die Katastrophe am 1. August 1976 , die ihn unsterblich machte, weil er sie überlebte, wollte er beim 40-jährigen Jubiläum des Unfalls gar nicht mehr richtig reden, „weil ich das fad find.“ Er tat es natürlich doch.

Sofort kramte er die Geschichte von dem komischen Typen hervor, der kurz vorher ein Autogramm von Lauda wollte. „Da kam doch glatt einer, der hat darauf bestanden, dass ich das Datum neben mein Autogramm schreibe. Frag ich: Warum? Sagt er: Könnte ja das letzte sein.“ Stunden später brannte Lauda lichterloh in seinem Ferrari.Am liebsten berichtete er über die Zeit nach dem Unfall.

Darüber, wie ein Priester ihm den Lebenswillen eingehaucht hat, der ihn vom Wegsterben rettete, als er verbrannt und mit der Lunge voll ätzenden Gasen auf der Intensivstation lag. „Obwohl meine Augen damals verbunden waren, ist es einer der wenigen Momente, an die ich mich sehr gut erinnern kann. Ich lag auf der Intensivstation, schwer gepeinigt durch die Schmerzen, als mich die Krankenschwester fragte, ob ich mir die letzte Ölung wünsche. Ich habe kurz überlegt und mir gedacht, schaden kann mir das nicht. Also habe ich genickt und darauf gewartet, was passiert.“

Der Priester, der kam, dachte, er redete mit einem Bewusstlosen. War Lauda aber nicht: „Ich merkte nur, wie jemand meine Schulter berührte. Aber sonst passierte nichts. Langsam reimte ich mir zusammen, dass der Priester mir ohne ein Wort mit dem Finger die letzte Ölung auf die Schulter gegeben hatte. Ich wurde wütend, weil ich mich fragte, wie das sein konnte? Ich erwartete, dass da jemand kommt, mit mir redet, mich auch tröstet, und dann so etwas. Stillschweigend ist er raus aus dem Zimmer – das hat mich natürlich narrisch gemacht. Ich spürte eine riesige Wut und dachte: Jetzt erst recht, ich lasse mich nicht hängen, ich gebe nicht auf.“

Klar, dass auch Lauda seine eigenen Ansichten über den Mythos Ferrari hat. Nach seinem Unfall am Nürburgring wurde er schnell misstrauisch. Kaum war er nach der Wunderheilung in Monza, wurde er schon offen mit seinem Ersatzmann Carlos Reutemann konfrontiert.  So wie der Priester im Spital ihm den Überlebenswillen einhauchte, sorgte Enzo Ferrari für die spezielle Motivationsspritze im sportlichen Bereich:

„Ich schwor damals zwei Dinge“, sagt Lauda, „ich werde dem Reutemann zeigen, wer der Schnellere ist und ich werde Ferrari verlassen, wenn ich nochmal Weltmeister geworden bin.“

Das war dann 1977. Lauda: „Als ich es Enzo mitteilte, schlachtete er mich in der italienischen Presse. Ich sei Judas, der sich für 30 Salami an die Konkurrenz verkauft hätte, ließ er verlauten.“

Umso erstaunlicher aber typisch für Laudas Zickzack-Kurs im Leben: Dass er später doch noch einmal dem Mythos erlegen war. Luca di Montezemolo, Ziehsohn von Enzo Ferrari, war mittlerweile nach dessen Tod 1988 vom Rennleiter zum Ferrari-Präsidenten aufgestiegen.

Der Landgraf machte Lauda ein Angebot als Ferrari-Berater. Lauda: „Ich stimmte zu und sorgte dafür, dass Jean Todt als Teamchef und drei Jahre später Michael Schumacher als Fahrer verpflichtet wurden.“

Allein: Seine größte Krise hatte Lauda fernab aller Rennstrecken zu bewältigen. Als 1991 die Boeing seiner Lauda Air in Thailand abstürzte und 223 Menschen mit in den Tod riss. Lauda:

„Ich bin sofort zur Unfallstelle geflogen. Man kann nur etwas zu einem Flugzeugabsturz sagen, wenn man weiß, worum es geht. Das war für mich eine klare Entscheidung, auch wenn es fürchterlich war, das alles zu sehen. Die Unfallursache herauszufinden, war für mich der beste Weg, diese schwierige Situation zu meistern. Es hat acht Monate gedauert, ehe ich wusste, dass es die Schubumkehr, also ein technischer Mangel war. Sonst hätte ich sofort zugedreht.“

Am Montag, dem 40. Jahrestag des Unfall am Nürburgring, war der Mann mit dem roten Kapperl zuhause in Wien und hat sich mit seinen Zwillingen Mia und Max beschäftigt. Dazwischen hat er sich um seinen Job als Aufsichtsratschef im Mercedes-Formel-1-Team gekümmert, wahrscheinlich mit seinem Freund Helmut Marko, dem Red-Bull-Motorsportberater telefoniert, und sich erst mal mit ihm über irgendwas gestritten.

Fest steht aber: Im Grunde hat er wie jeden Tag den Tag mit der Einerlei-Einstellung verbracht, die er sich im Laufe der Jahre immer mehr angeeignet hat. An dieser Einstellung konnte man sich stoßen, aber man wird sie vermissen.

*Dieser Artikel ist als Erstes in AUTO BILD MOTORSPORT (ABMS) erschienen.

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