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Lokalmatador Nikita Mazepin: Schumi-Fan und Schumi-Gegner

Formel 1 Nikita Mazepin Spanien GP 2021 Haas

Nikita Mazepin. Credit: LAT / Haas

Formel 1. Nikita Mazepin geht in den GP Russland in Sotschi als Lokalmatador. Dabei zeigt der Haas-Teamkollege von Mick Schumacher immer wieder zwei Gesichter.

Es hat nur wenige Rennen gedauert, dann hatte er seinen Ruf weg: Nachdem Nikita Mazepin (22) ein paar Mal anderen Fahrern im Weg stand und sogar seinen Teamkollegen in die Mauer drücken wollte, war der Stempel aufgedrückt. Spätestens seit jenem harten Abwehrmanöver gegen Mick Schumacher (22) gilt er als Bad Boy der Formel 1. Diverse Dreher und Ausritte taten ihr Übriges: Aus Mazepin wurde „MazeSpin“. 

Heute fährt der Russe in Sotschi am Schwarzen Meer sein erstes Heimrennen in der Königsklasse. Und pünktlich zum Auftritt vor eigenem Publikum kramt er sein anderes Ich hervor. Nach einem Netflix-Dreh zu Hause lud er auch Mick Schumacher nach Moskau ein. „Ich habe Mick erzählt, dass wir bei meinem Haus gefilmt haben“, berichtet Mazepin, „und dass er jederzeit willkommen ist und wir dann gemeinsam Spaß haben können.“ 

Fest steht mittlerweile: Nikita Dmitrijewitsch Mazepin kann auch anders. Wenn er redet, ist er weltgewandt, spricht perfektes Englisch, kann sich einwandfrei artikulieren. Seinem Vater Dmitri gehört der russische Chemiekonzern Uralchem. Mit Uralkali finanziert der Oligarch das Rennauto seines Sohnes, der seinem Herrn Papa eines Tages in dessen Fußstapfen folgen will. Neben der Formel 1 absolviert Mazepin junior ein Studium an der berühmten Lomonosov-Universität in Moskau. Es gibt keinen anderen Formel-1-Fahrer, der quasi nebenbei noch studiert. 

Mick Schumacher und Nikita Mazepin. Credit: LAT/Haas

Woher kommt also sein Ruf, zu aggressiv zu sein? Der kompromisslose Fahrstil begleitet ihn durch seine Karriere. „Ich fuhr so schon im Kart“, sagt er. „Ich bewege mich immer innerhalb der Regeln, aber es geht darum, stets ganz nah ans Limit zu gehen. Ich war noch nie leicht zu überholen. Wir kämpfen um jeden Platz, jede Zehntelsekunde, jeden Zentimeter – da muss man immer das Maximum aus sich und dem Auto rausholen.“

Die Gegner sehen das selbstredend anders. Schon in der Formel 2 drängte der WM-Letzte Konkurrenten gerne mal brutal ab. Einmal fuhr er im Parc Fermée ein Positionsschild und beinahe noch Sieger Yuki Tsunoda um. Auch Mick Schumacher wurde dieses Jahr nicht nur in Baku blockiert, sondern auch in Zandvoort Richtung Boxenmauer geschickt.

Mazepin: „Als Rennfahrer hast du eine Persönlichkeit neben der Rennstecke und eine darauf. Dein Wettbewerbs-Gen will, dass du vorne bist. Mick und ich wollen beide unser Duell gewinnen und das beste Ergebnis holen. Am Ende hilft es dem Team, denn wir treiben gegenseitig an und haben trotzdem Respekt voreinander.“ 

Dabei ist es für den jungen Russen etwas Besonderes, an der Seite des Deutschen zu fahren. Denn dessen Vater Michael Schumacher war auch sein Idol. Konkret auf den Rekordchampion angesprochen gab er Anfang des Jahres zu: „Ich möchte sehr vorsichtig sein mit dieser Antwort, aber seit ich ein Kind war, habe ich die Erfolge der größten Fahrer verfolgt. Und der Pilot, den Sie genannt haben, war dabei auch mein Vorbild.“

Mazepin sieht in Mick auch Michael Schumacher

Jetzt spickt er bei Schumacher junior nach dessen Stärken. „Mick ist talentiert, schnell und stammt aus einer Rennfahrerfamilie, deshalb gibt es einiges, was ich mir abschauen kann. Aber wir pushen uns beide zu besseren Leistungen.“

Das gilt sowohl fürs Cockpit als auch den Fitnessraum. Denn auch Mazepin weiß, wie ein kommender Weltmeister seinen Körper fürs Rennauto stählt. In den Nachwuchsformeln wurde er von Nico Rosbergs Ex-Physiotherapeut Daniel Schlösser trainiert. „Daher kann ich auch ein deutsches Wort“, lacht er und fragt: „Alles klar?“

Allein: Auf dem Weg in die Formel 1 blieb der große Erfolg aus, obwohl der Vater immer wieder Millionen in die Karriere seines Sohnes pumpte. Mit einem ausrangierten Weltmeister-Mercedes durfte er ein Jahr lang auf den Rennstrecken Europas testen. In der Formel 3 kaufte Mazepin senior mit Hitech sogar ein eigenes Team, in dem der Sohnemann 2016 20. wurde, während Teamkollege George Russell auf Rang drei landete. Es war ein Jahr, in dem der Blondschopf auch durch schlechtes Benehmen neben der Piste auffiel. Seinem Teamkollegen Callum Illott verpasste er einmal sogar ein blaues Auge. Grund: Er fühlte sich im Training behindert. 

Doch spätestens seit seinem Fauxpas im Dezember 2020 gibt sich der Haas-Pilot geläutert. Damals wurde auf seinem Instagram-Account ein Video hochgeladen, auf dem der Russe einer Frau an den Busen fasste. „Das war ein sehr schwarzer Tag für mich“, sagt er heute. „Mittlerweile sehe ich es als Chance an, um zu lernen, wie ich mich verhalten muss, damit ich mich als Mensch verbessern und generell vorankommen kann.“

Nikita Mazepin – der Lokalmatador von Sotschi ist ein Mann mit zwei Gesichtern. 

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