In Daytona beginnt die Sportwagensaison. Porsche geht erstmals mit dem 963 an den Start. Doch im Heck faucht ein alter Bekannter.
An diesem Wochenende ist es soweit: Der neue Porsche 963 feiert seine offizielle Rennpremiere in Daytona. Schon die Typenbezeichnung macht deutlich, welchen Weg der Sportwagen-Hersteller aus Stuttgart mit dem Porsche 963 verfolgt: Das neue, im Rennbetrieb rund 500 kW (680 PS) starke Auto für die Topklassen Hypercar (FIA WEC) und GTP (IMSA) soll die erfolgreiche Geschichte des Porsche 962 fortschreiben.
Das legendäre Modell aus Gruppe-C-Zeiten schaffte in den Jahren 1986 und 1987 etwas Einzigartiges: In beiden Saisons fuhren die Autos in Le Mans, Sebring und Daytona zum Gesamterfolg. Bei allen drei Rennen ist Porsche Rekordsieger. Je 18 Triumphe stehen bei den US-Langstrecken-Klassikern zu Buche, in Le Mans sind es gar 19 Erfolge. Gesamtsieg Nummer 20 soll im Juni folgen, wenn das französische 24-Stunden-Rennen seinen 100. Geburtstag feiert.
Dabei entscheiden Details wie Rennstrategie, Boxenstopps oder die Helden am Steuer über Sieg und Niederlage, denn eine Balance of Performance bringt die Rennwagen von Porsche, BMW, Cadillac und Acura auf ein Niveau. „Das Reglement gibt uns ein Performance-Fenster vor“, erklärt Christian Eifrig, Technischer Leiter des Porsche 963. „Das Fahrzeug muss bezüglich Abtrieb und Rundenzeiten in einem vom Regelwerk vorgeschriebenen Leistungsbereich liegen. Nur so ist es den Verantwortlichen später möglich, die Autos verschiedener Hersteller per Balance of Performance anzugleichen.“ Faktoren wie Mindestgewicht, Höchstdrehzahl oder Energie pro Stint bringen die LMDh-Autos auf ein gemeinsames Performanceniveau.
Während das Reglement die Hybridkomponenten sowie das Getriebe als kosteneffiziente Einheitsbauteile festschreibt, gewährt es bei der Wahl des Verbrennungsmotors viele Freiheiten. Im Prinzip gilt: Das Aggregat muss eine Leistung von 520 kW (707 PS) generieren können und inklusive der Peripherie ein Mindestgewicht von 180 Kilogramm auf die Waage bringen. Die Wahl fiel auf den 4,6-Liter-Motor aus dem Porsche 918 Spyder.
Dieser Supersportwagen mit Hybridantrieb debütierte Anfang September 2013. Kurz zuvor gelang es mit ihm als erstem Seriensportwagen die Nürburgring-Nordschleife in weniger als sieben Minuten zu umrunden. „Der Motor besitzt eine flache Kurbelwelle und ist sehr kurzhubig ausgelegt“, erläutert Motorchef Stefan Moser. „Damit können wir ihn sehr tief einbauen, wodurch er einen tiefen Schwerpunkt und optimale Anlenkpunkte der Aufhängung am Getriebe ermöglicht. Der Motor stellte im 918 zwar kein tragendes Element dar, aber er bringt eine verhältnismäßig hohe Grundsteifigkeit mit – auch das kommt uns sehr entgegen.“
Im Porsche 918 Spyder arbeitet das hocheffiziente Aggregat als Saugmotor ohne Aufladung. Im neuen LMDh-Prototypen faucht es in Kombination mit zwei Turboladern des niederländischen Herstellers Van der Lee, die den Umgebungsdruck um lediglich 0,3 bar erhöhen. Die Lader sind auf der „heißen Seite“ verbaut, also in der 90 Grad weiten Öffnung der V-Geometrie. „Das Gute dabei: Der Motor bewahrt seine Grundcharakteristik als Sauger und spricht sehr direkt auf Gaspedalbefehle an. Der relativ geringe Ladedruck baut sich schnell auf, ein sogenanntes Turboloch entfällt“, erklärt Moser.
Die Standardkomponenten des elektrischen Boost-Systems stammen von den Herstellern Bosch (Motor-Generator-Einheit, Elektronik sowie Software) und Williams Advanced Engineering (Hochvolt-Batterie). Die sogenannte Motor Generator Unit (MGU), die für Leistungsabgabe und Rekuperation an der Hinterachse während der Bremsphasen verantwortlich zeichnet, agiert in direktem Zusammenspiel mit dem Standard-Getriebe von Xtrac.
Die MGU ist in der Getriebeglocke zwischen Verbrennungsmotor und Schalteinheit verbaut. Die gesamte Elektrik des Hybrids arbeitet mit einer Spannung von maximal 800 Volt. Die Einheitsbatterie speichert eine nutzbare Energie von 1,35 kWh, die in Beschleunigungsphasen jederzeit abgerufen werden darf. Eine Leistung von 30 bis 50 kW (40 bis 68 PS) steht für kurze Zeiträume zur Verfügung, ändert aber nichts an der Gesamtleistung des Antriebsstrangs. Setzt der Schub der MGU ein, wird die Power des über 8.000 Touren (je nach Einstufung) drehenden Verbrenners automatisch abgesenkt. Das Reglement schreibt die Leistungsabgabe präzise vor.
Für die Historienkenner unter den Motorsportfans: Der 4,6-Liter große V8-Biturbo hat seine Wurzeln eigentlich im Aggregat des RS Spyder. Der offene Sportwagen gewann in den Händen des damaligen Kundenteams Penske zwischen 2006 und 2008 alle Titel in der LMP2-Klasse der damaligen American Le Mans Series. Damals hatte der Motor in den auffällig gelb-rot lackierten Prototypen einen Hubraum von 3,4 Litern. Jetzt ist er wieder zurück in Daytona…
Länge/Breite/Höhe: 5.100/2.000/1.060 mm
Radstand: 3.148 mm
Mindestgewicht: 1.030 kg
Höchstgeschwindigkeit: >330 km/h
Bauform: V8-Motor
Hubraum: 4.593 ccm
Aufladung: 2 Turbolader
Bankwinkel: 90 Grad
Bohrung: 96 mm
Hub: 81 mm
Leistung: > 515 kW (700 PS)
Drehzahl: > 8.000 U/min
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