Die besten Geschichten vom Qualifying zum Großen Preis von Australien. Wie Lewis Hamilton die Journalisten verarschte und warum Red Bull-Boss Helmut Marko sich ärgerte. Teil 3
+++ Hamilton und Mercedes: Vertragsverhandlungen vor der Presse
Lewis Hamilton war nach seiner Poleposition beim Großen Preis von Australien so ausgelassen wie nicht mal nach dem Gewinn seines WM-Titels im Vorjahr. Der Brite platzte in die Presserunde von Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff, hob seinen Arm und schlüpfte in die Rolle des Journalisten. „Lewis Hamilton, Daily Mail“, stellte er sich vor und fragte: „Gibt es Fortschritte bei den Vertragsverhandlungen?“ F1-insider.com hat exklusive Fotos, die zeigen, wie diebisch sich der Champion über seinen gelungenen Witz freute.
Doch es kam noch besser: Nachdem Wolff verdutzt verneinte, nannte Hamilton in einer weiteren Frage unbewusst den Grund dafür, dass er noch immer keinen neuen Kontrakt hat. „Bei der Leistung von heute, gibt’s da keine Gehaltserhöhung?“ Es geht mal wieder um das liebe Geld…
In Hamiltons Presserunde konterte Toto Wolff. Die Frage des Österreichers: „Bei diesem tollen Auto, würden Sie da nicht auf einen Teil Ihres Gehalts verzichten?“ Hamilton schüttelte den Kopf: „Ich habe heute alles rausgequetscht, das muss man erst mal schaffen.“ Eine kleine Spitze in Richtung seines Teamkollegen Nico Rosberg, der keine perfekte Runde erwischte und sechs Zehntelsekunden Rückstand hatte.
Dabei können sich sowohl Toto Wolff als auch Lewis Hamilton freuen. Mercedes fuhr in Melbourne in einer eigenen Liga. Das zweitbeste Team Williams hatte bereits 1,4 Sekunden Rückstand. Die größte Herausforderung für Mercedes scheint in der Tat die Vertragsverlängerung mit Hamilton zu werden. Wolff nach der öffentlichen Vorführung: „Jetzt seht Ihr mal, wie schwierig solche Verhandlungen sind.“
+++ Red Bull vs. Mercedes: Wortduell der Bosse
Mercedes fährt allen davon. Das Spannendste in der Formel 1 sind deshalb die Wortduelle zwischen den beiden Österreich-Ikonen, Red-Bull-Motorsportboss Helmut Marko und Mercedes-F1-Chef Niki Lauda. Marko warf nach dem Qualifying den verbalen Fehdehandschuh in Richtung seines Landsmannes. Der Red Bull-Motorsportchef zu F1-insider.com: „Niki wird ein schönes Jahr haben und versuchen das, was Mercedes da vorne einsam aufführt, irgendwie schönzureden.“ Grund: Die Überlegenheit der Silberpfeile, die nach dem Qualifying in Melbourne deutlich wurde.
1,4 Sekunden war Pole-Mann Lewis Hamilton schneller als der erste nicht Mercedes-Pilot. Für Marko ein deutliches Zeichen, dass sich am Reglement der Formel 1 schnellstens was ändern muss. Damit die Fans sich vor Langweile nicht ganz von der Königsklasse abwenden. Marko desillusioniert: „Die Überlegenheit von Mercedes ist noch stärker geworden. Das heißt, es wird eine relativ fade Saison werden. Als wir vorne waren, haben wir drei, viermal im Jahr Flügel ändern müssen, die zu flexibel waren, und, und und…. Aber gut, dann werden die Einschaltquoten und das Interesse eben weiter runtergehen.“
Markos Rettungsfallschirm: „Wir brauchen wieder attraktives Racing und keine Formel, in der sich die Ingenieure mit Unsummen von Geld ihre eigene Welt schaffen. Wir haben eine Motorformel, die so kompliziert ist, dass man keine Renndistanz mit Vollgas durchfahren kann, weil der Benzinverbrauch oder Motor das nicht aushalten. Wir brauchen wieder wie in den guten alten Zeiten ein Triebwerk mit 1000 PS, das man bis zum Maximum beanspruchen kann. Und wer damit der Beste ist, sollte gewinnen. Der Sieg darf nicht nur über die Ingenieurskunst gehen.“
Bisher war hauptsächlich Mercedes gegen entsprechende Regeländerungen, die die Konkurrenz wieder aufschließen lassen könnten. Lauda zu F1-insider.com angesprochen auf Markos Verbalattacke: „Wir fahren hier Autorennen. Alle haben die gleichen Möglichkeiten. Wenn Marcel Hirscher beim Skifahren allen anderen mit drei Sekunden um die Ohren fährt, werden auch nicht solche blöden Fragen gestellt.“
Dabei geht es bei Markos Vorschlägen nicht nur um fehlende Spannung. Sondern auch ums Sparen – was besonders für die Mittelfeldteams lebensrettend sein kann. Das bestätigt Force-India-Vizeteamchef Bob Fernley gegenüber F1-Insider.com. „Die Motorenkosten würden sich von 20 Millionen Euro auf über die Hälfte reduzieren.“ Und was den Winkanal betrifft, rechnet der Brite vor: „Der Bau kostet 40 Milllionen Euro, der Betrieb in einem Jahr nochmal 15. Pro Jahr!“ Eine Einigung ist aber vorerst nicht in Sicht. Denn auch die Idee, auf den Windkanal zu verzichten, stößt bei Mercedes auf wenig Gegenliebe. Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff: „Für mich ist das ein Witz. Formel 1 ist die Spitze des Motorsports. Wie soll man denn mit diesen Autos fahren, wenn sie in Zukunft direkt vom Computer auf die Rennstrecke kommen?“
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