Am 25. August 1991 ist Michael Schumacher in Spa sein erstes Formel-1-Rennen gefahren. Exklusiv auf F1-Insider.com erinnert sich Ralf Schumacher an den Tag vor 30 Jahren
Herr Schumacher, vor 30 Jahren hat Ihr Bruder in Spa sein Formel-1-Debüt gegeben. Können Sie sich erinnern, wie Sie das damals erlebt haben?
Ralf Schumacher (46): Ich war auf jeden Fall auf der Kartbahn, da bin ich mir ziemlich sicher. Ich weiß aber noch, wie schwer es war, das Geld für Michael zusammen zu bekommen. Da waren einige beteiligt, auch die DEKRA war sehr stark involviert. Aber es hat den Stein ins Rollen gebracht, nicht nur für Michael, sondern für den ganzen Motorsport in Deutschland. Heute vor 30 Jahren, das war ein historischer Tag.
Aber was hat es für Sie bedeutet, dass Ihr großer Bruder auf einmal Formel 1 fährt?
Natürlich war das speziell, aber auf der anderen Seite war es doch sehr weit weg für uns. Der Imbiss war noch voll im Betrieb, unsere Mutter stand hinter der Theke. Den Start habe ich mir sicher noch angeschaut, danach weiß ich nicht mehr, was ich noch machen musste. Unser Vater, da bin ich mir ziemlich sicher, hatte keine Zeit, den Start zu schauen. Er arbeitete an den Leihkarts. Das war halt so. Meine Mutter hat es bestimmt gesehen auf dem kleinen Fernseher in der Ecke. Der war damals noch nicht so groß wie heute, aber ist ja auch lange her.
Wie gingen Ihre Eltern mit der Gefahr um?
Die beiden waren es ja gewohnt – bei uns beiden. Wir hatten auch das Glück, dass wir keine großen Unfälle hatten in den Nachwuchsklassen. Mein Vater war da eh immer recht cool und meinte: Im Grunde kann man auch beim Radfahren einen Unfall haben.
Gehen Sie heute mit Ihrem Sohn David ähnlich um?
Ja. Mit David ist das mittlerweile ganz ähnlich. Ich habe miterlebt, wie Nico Rosberg bei Williams die ersten Tests absolviert hat. Damals habe ich mich gefragt, ob ich das so auch wollen würde? Denn wenn etwas passiert, wirft man sich das sein ganzes Leben lang vor. Davids erste Rennen waren dann auch komisch, das gebe ich zu. Heute ist das nicht mehr so.
Ihr Vater wollte trotzdem, dass Sie lieber Koch werden sollten als Rennfahrer…
Ja, denn mein Vater hat zu der Zeit einfach nicht geglaubt, das Rennfahren eine Zukunft hat. Das war ja auch logisch, denn auch Michaels Karriere war noch ganz am Anfang. Als Michael Werksfahrer bei Mercedes für Sauber wurde, war das gigantisch. Er hatte einen Dienstwagen, unglaublich! Es gab kaum deutsche Rennstars. Dementsprechend hat mein Vater gesagt: „Ralf, bitte tu mir einen Gefallen: Wir haben den kleinen Imbiss, mach lieber Koch, aber hör bitte auf mit der Rennfahrerei. Das wird schwierig mit zwei Jungs!“
Zum Glück haben Sie nicht auf ihn gehört. Ihr Formel-1-Debüt feierten Sie im gleichen Team wie Ihr Bruder, bei Jordan. Sie sagten allerdings auch, Sie haben sich damals nicht alles gefallen lassen. Ein Beispiel bitte!
Zunächst einmal: Eddie und ich können auch heute noch sehr gut miteinander. Man sieht sich nicht mehr so oft, aber wenn wir uns sehen, ist es immer sehr intensiv und macht sehr viel Spaß. Wir haben aber immer ein sehr offenes Wort geführt und Eddie ist jemand, der sehr laut ist, vor allem mit seinem irischen Vokabular. Ich musste damals erstmal lernen, dass man bestimmte Schimpfwörter im Fernsehen nicht sagen kann. Aber so sind wir zwei eben miteinander umgegangen.
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Was haben Sie Eddie Jordan denn 1998 in Spa gesagt, als Sie Ihren Teamkollegen Damon Hill nicht überholen durften und so Ihren ersten Sieg herschenken mussten?
Eddie musste mir damals für eine gewisse Zeit aus dem Weg gehen, sonst hätte es gekracht! Da war ich echt sauer, das gebe ich zu. Aber heute verstehe ich ihn. Ich bin ja mittlerweile auch Teamchef und an seiner Stelle hätte ich die gleiche Entscheidung getroffen. Für ihn war das natürlich unglaublich: Platz eins und zwei. Das muss man einfach mitnehmen, da war es nur mein Pech, dass ich eben gerade auf Platz zwei war.
Ralf Bach, Bianca Garloff
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