Kolumne über den WM-Kampf zwischen Red Bull und Mercedes nach Toto Wolffs Aussage: „Das Imperium schlägt zurück“
Der „Krieg der Sterne“ ist in vollem Gange. Formel-1-Regisseur Stefano Domenicali (56), alias Star-Wars-Macher George Lucas, konnte nichts Besseres passieren: Jahrelang gingen die Quoten zurück, weil mit Mercedes und Lewis Hamilton mehr oder weniger feststand, wer das Rennen und am Ende den Titel gewann.
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Jetzt hat Hamilton (36) mit dem Niederländer Max Verstappen (23) einen Gegner, der nicht nur 13 Jahre jünger ist. Er fährt bei Red Bull auch noch in einem anderen Team. Und er wirkt extrem selbstbewusst und fordert den von der Queen mittlerweile zum Ritter geschlagenen Superstar auch verbal heraus. Zwei Zehntel schneller als alle anderen sei er, wenn er im gleichen Auto säße, propagierte der Niederländer am Anfang der Saison selbstbewusst.
Das nervte den Superstar von der Insel. Der Platzhirsch will sich von dem jungen Bock sein Revier nicht streitig machen lassen. Deshalb war die Kollision mit den schmerzhaften Folgen für Verstappen ausgerechnet bei Hamiltons Heimrennen in Silverstone keine Überraschung. Und der Anfang eines Duells, das den Vollgaszirkus aus seinem Dornröschenschlaf erwachen ließ.
Dabei geht es auch um einen Kampf der Systeme. Auf der einen Seite Dauersieger Mercedes, angeführt vom Leitwolf Toto Wolff. Der Wiener gibt dem Team das Gesicht. Er kommt charmant rüber, manchmal als Lausbub, manchmal als knallharter Manager. In der Szene aber wird er eher als Wolf im Schafspelz gesehen. Bezeichnend: In Silverstone verglich er sich ungewollt als Vertreter der dunklen Seite der Macht. „Das Imperium schlägt zurück“, grinste er gut gelaunt in die Kameras. Der Österreicher merkte aber nicht, dass er damit einen großen Teil des Images beschrieb, das ihn und sein Team bei den Red Bull-Anhängern umgibt.
Denn, um im „Krieg der Sterne“-Bild zu bleiben: Auf der anderen Seite versucht der junge Luke Skywalker, alias Max Verstappen, das Imperium zu besiegen. Er war in der Vergangenheit auch nicht der Versuchung erlegen, auf die dunkle Seite der Macht zu wechseln. Obwohl der dunkle Imperator „Darth Sidious“ (alias Wolff) das schon mehrmals versucht hat.
Verstappens Jedi-Mentor, sein „Obi Wan Kenobi“, ist im wahren Formel-1-Leben Red Bull-Motorsportberater Helmut Marko. In der Tat ähnelt der Grazer Obi Wan Kenobi-Darsteller Sir Alec Guiness in Aussehen und Ausstrahlung. Der Motorsportchef von Red Bull redet im Gegensatz zu Wolff immer Klartext. Er lacht nur selten, er wirkt eisern und hart, hat aber am Ende ein großes Herz. Der studierte Jurist macht und machte auch nie ein Hehl daraus, was er von dem Imperium hält: Nicht viel!
Lewis Hamilton bekam das Image seines Rennstalls direkt nach seiner Pole Position in Budapest zu spüren. Unter Buhrufen musste er Interviews auf der Zielgeraden geben. Zugegeben, die pfeifenden Jedi-Anhänger auf der Haupttribüne trugen zum größten Teil orange und waren aus Verstappens Heimat angereist. Aber hätten sie ihn auch ausgebuht, wenn das Imperium in Silverstone nicht so brutal zugeschlagen hätte? Wohl kaum.
Die Ereignisse auf dem Hungaroring eskalierten dann. Ungewollt zerstörte Wolffs und Hamiltons Hauptgehilfe Valtteri Bottas das Rennen beider Jedi-Ritter von Red Bull mit einer Fehleinschätzung beim Start. Skywalkers Gehilfe Sergio Perez wurde abgeschossen, er selbst konnte mit einem kaum noch fahrbaren Auto noch Neunter werden – vorausgesetzt, die Disqualifikation vom unabhängigen „Freiheitskämpfer Han Solo“ alias Sebastian Vettel wird bestätigt.
Übrigens: Die Rolle von Darth Vader ist noch unbesetzt. Aber auf beiden Seiten der Mächte bieten sich Protagonisten an.
Fest steht: Luke Skywalker Verstappen geht punktemäßig als klarer Verlierer der beiden letzten Rennen in die Sommerpause, dafür aber als klarer moralischer Sieger. Der psychologische Aspekt scheint im Moment auf seiner Seite.
Fest steht aber auch: Das Duell wird noch schärfer werden. Einknicken wird keiner. Am wenigsten Max Verstappen. Die Fans weltweit wird es freuen. Und sie sind gespannt, wie der „Krieg der Sterne“ weitergeht. Der Film „Das Imperium schlägt zurück“ ist jetzt zu Ende. Kann sein, dass der dritte Teil heißt wie in der Kinofassung: „Die Rückkehr der Jedi-Ritter.“ Die Verstappen-Jünger hoffen darauf.
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