Zehn Fragen nach dem Formel-1-Europaauftakt in Barcelona – gestellt und beantwortet in der aktuellen Ausgabe der SPORT BILD.
1. Rosberg-Sieg in Barcelona: Wende oder Zwischenhoch?
Nico Rosberg (29) kann doch noch siegen. Warum so plötzlich? „Das Wochenende lief endlich mal perfekt. Und das ist das Resultat“, sagte ein sichtlich erleichterter Mercedes-Pilot. Der Wendepunkt im WM-Kampf, in dem Hamilton mit 111 zu 91 Zählern immer noch die Nase vorn hat? „Es gibt nie endgültige Befreiungsschläge“, warnt Mercedes-Sportchef Toto Wolff. „Ich rechne damit, dass das ab jetzt immer hin und her gehen wird.“ Fakt ist: Hamilton fuhr nicht langsamer, Rosberg erstmals dagegen problemfrei.
2. Wie nervös macht Hamilton seine Niederlage?
Nervös nicht, aber unzufrieden. Der Weltmeister, der nach den ersten vier Rennen vor Selbstbewusstsein und Glückseligkeit nur so strotzte, zeigte erstmals in diesem Jahr sein anderes Gesicht. Auf dem Podium ließ er die Sonnenbrille auf, in der Pressekonferenz spielte er selbst während seiner eigenen Antworten an seiner Uhr herum. „Lewis ist ein schlechter Schauspieler“, sagt Ex-McLaren-Star David Coulthard. „Er zeigt immer, wie er sich gerade fühlt.“ „Jeder redet über den Psychokrieg“, sagt Hamilton selbst, „aber der einzige Psychokrieg tobt in mir. Du selbst kannst dein schlimmster Feind sein.“ Die Parallelität zu 2014 ist verblüffend. Auch im Vorjahr gewann Hamilton vier Rennen in Folge gegen Rosberg, plötzlich drehte der Deutsche das Duell in Monaco.
3. Wann verkündet Mercedes Hamiltons neuen Vertrag?
Wahrscheinlich noch vor dem Großen Preis von Monaco in knapp zwei Wochen. „Es gibt kein Problem“, versichert Teamchef Toto Wolff. Nach Informationen von SPORT BILD steht seit zwei Wochen fest, dass Hamilton bei Mercedes bleibt. Zuletzt hatten Mercedes-F1-Aufsichtsrat Niki Lauda und Wolff den Gehaltspoker von Hamilton abgebügelt. Hamilton stimmte einer Verlängerung bis 2017 inklusive Option für 2018 zu. Jahresverdienst: 35 Millionen Euro. Warum immer noch nichts unterschrieben ist? Wolff: „Ich habe nicht gesagt, dass nichts unterschrieben ist.“
4. Warum herrscht Unruhe bei Ferrari?
Das erinnerte an die teaminterne Politik alter Tage … Am Donnerstag wurde bekannt, dass Logistikchef Massimo Balocchi und der Chefkoch entlassen worden sind. Teammanager Massimo Rivola, ein enger Vertrauter von Vettel, durfte ebenfalls nicht an die Strecke. Offiziell hat Ferrari „persönliche Gründe“ angegeben, doch es soll mehr dahinterstecken. Teamchef Maurizio Arrivabene goss Öl ins Feuer: „Solange James Allison (Technikchef; d. Red.) oder Sebastian Vettel nicht fehlen, ist das für mich kein Thema.“
5. Was haben die Ferrari-Verbesserungen gebracht?
Im Vergleich zu Mercedes gar nichts. Im Gegenteil: „Trotz unseres Updates ist der Rückstand auf die Silberpfeile größer geworden. Das ist besorgniserregend“, resümiert Vettel nach seinem dritten Platz 45 Sekunden hinter Sieger Rosberg. Der Grund: Nach SPORT BILD-Informationen stimmten die Windkanal-Daten, anders als noch im Winter, nicht mit der Realität überein. Pikant: Das war bei Ferrari auch in den Vorjahren eine Schwäche. „Wir sind nicht blind“, sagt Arrivabene, „wir haben sehr wohl gesehen, dass wir allein im letzten Sektor 0,5 Sekunden auf Mercedes verloren haben.“ Allein: Dieser Streckenabschnitt ähnelt dem nächsten Kurs in Monaco.
6. Hat sich Vettel als Nummer eins im Team etabliert?
Definitiv. Vettel hat seinen Teamkollegen Kimi Räikkönen, immerhin Ferraris letzter Weltmeister aus 2007, im Griff. Nicht nur, dass er alle fünf Qualifikationen dieses Jahres gegen den Finnen gewonnen und nur das Rennen in Bahrain hinter ihm beendet hat; er kommt auch besser mit einem schwierig zu fahrenden Auto klar. In Barcelona musste Räikkönen sogar auf das alte Fahrzeug-Paket zurückbauen lassen, weil er sich in dem runderneuerten Auto nicht wohl fühlte.
7. Ist Vettel schon so gut wie Schumi in seinem ersten Ferrari-Jahr?
Besser sogar. Der Heppenheimer gewann in Malaysia gleich sein zweites Rennen im Ferrari, Schumacher musste bis zu seinem siebten GP in Rot warten. Doch die Bilanz droht zu kippen. Schumacher hatte nach fünf Rennen zwar noch keinen Sieg, aber eine Pole-Position. Insgesamt fuhr er viermal von Startplatz eins los, gewann dreimal. Davon ist Vettel im unterlegenen Ferrari (0,8 Sekunden langsamer) derzeit weit entfernt.
8. Wie schafft es Red Bull aus der Renault-Falle?
30 WM-Punkte sind zu wenig für Vettels Ex-Team. Hauptgrund: Der Antrieb ist zu schwach und unzuverlässig, Doch weil Renault nicht genug investieren will, hat Red Bull keine Chance, den Rückstand aufzuholen. Helfen kann nur Audi. Die gesamte Formel 1 wünscht sich den Einstieg des Premiumherstellers. Doch der zögert noch.
9. Kommt Bernie Ecclestone mit seinem Wunsch nach den alten V8-Motoren durch?
Nein. In dieser Woche wollen sich die Formel-1-Macher erneut treffen, um über die Zukunft zu diskutieren. Aber Weltverbands-Präsident Jean Todt will die V6-Hybrid-Turbos behalten: „Man darf nicht nach hinten schauen.“
10. Wann verliert Alonso die Geduld mit McLaren?
Der Ex-Weltmeister steht immer noch ohne WM-Punkt da. Sein McLaren-Honda zickt und lahmt. Dennoch versichert Alonso glaubhaft: „Meine Motivation ist bei diesem neuen Projekt größer als zuletzt bei Ferrari.“