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Vettel: Angreifen statt aufhören

Sebastian Vettel 2019 Spanish GP_v1

„Ich habe noch was zu erledigen“

Sebastian Vettel gibt sich in Spanien kämpferisch – trotz der jüngsten Niederlagen gegen Mercedes gibt er nicht auf, denn er hat ein Ziel vor Augen.

Es sind die Momente, wo keine Kameras stören. Wo viele Menschen auf einen schauen, wo man sich nackt fühlt, in die Enge getrieben und beobachtet. Wo Männer sich ins Auge blicken und eine ehrliche Antwort haben wollen. Deshalb habe ich auf den Augenblick gewartet, als Sebastian Vettel (31) alleine war. Nach den Fernsehinterviews auf dem Weg zurück ins Ferrari-Motorhome.

„Sebastian“, frage ich. „Es gibt Gerüchte, dass du ans Aufhören denkst. Stimmt das?“ Vettel schaut kurz ein wenig irritiert, dann wird sein Blick wieder stechend. „Nein, das stimmt nicht. Ich habe hier noch was zu erledigen.“Ich hatte keine Zweifel. Das war ehrlich. Das kam tief aus seinem Innern. DAS MEINTE ER GENAU SO!

Ich kenne ihn schon zu lange. Oft habe ich ihm eine Frage unter vier Augen gestellt. Nie hat er gelogen. Nur einmal. Suzuka 2014. Aber auch nicht richtig. Ich wusste, dass er schon einen Ferrari-Vertrag unterschrieben hatte. Im Gegensatz zu mir sah er hinter mir einen italienischen Journalisten stehen, der Deutsch konnte. Deshalb wich er damals aus. Nur um sich wenig später bei mir zu entschuldigen: „Sorry, ich konnte nicht die Wahrheit sagen.“


Vettel stand am Donnerstag Rede und Antwort

Kommen wir zur Deutung seiner Worte. Erledigen heißt: Trotz aller nicht gerade positiver Umstände hat er immer noch das eine Ziel vor Augen. Weltmeister mit Ferrari werden. Wie oft, ist es eigentlich egal – es geht um das eine erste Mal.Vettel ist ein Kämpfer. Das war er schon immer. Deshalb lässt er sich auch nicht von den 35 Punkten Rückstand, die er auf Mercedes-WM-Leader Valtteri Bottas nach vier Rennen hat, demotivieren.

„Wir haben eine gute Stimmung bei Ferrari. Ich weiß auch, dass wir ein sehr gutes Auto haben. Wir haben bisher nur nicht das Maximale aus unseren Möglichkeiten herausgeholt.“Soll heißen: „In der ersten Testwoche waren wir vorn, in der zweiten waren wir auf Augenhöhe. Im ersten Rennen lagen wir zurück, im zweiten waren wir leicht voran. Im dritten und vierten Rennen lagen wir wieder zurück, sowohl im Qualifying wie auch im Rennen. Grundsätzlich ist der Abstand zu Mercedes aber sehr gering. Das kann sich schnell zu unseren Gunsten drehen.“

Das soll schon in Spanien passieren. Dort fühlte der Heppenheimer sich bei den Winterteams eins mit dem Auto, das beim Saisonauftakt und danach plötzlich wie ein Fremdkörper für ihn war: „Ich bin deshalb sehr gespannt, ob das Gefühl hier in Spanien wieder zurückkehrt. Ich erinnere mich jedenfalls sehr daran.“

Allein: Dem Zufall überlässt Ferrari nichts. Die Scuderia bringt jetzt schon die erste Ausbaustufe des Motors. „Das ermöglicht uns, stärker zu sein als in den vergangenen Rennen“, begründet Vettel Ferraris Angriff nach vorne.Das Erfolgsrezept klingt dabei ganz simpel: „Es ist ganz einfach: Wir müssen damit anfangen, mehr Punkte zu sammeln. Je später wir damit beginnen, desto schlechter wird es für uns aussehen. Je früher, desto besser.“ Das Wichtigste aber: Er hat das Kämpfen und den Glauben wiederentdeckt. Der schien nach den ersten vier Rennen irgendwo zwischen Pirelli-Reifen und Diffusor etwas verloren gegangen zu sein.

*Dieser Artikel ist als Erstes in AUTO BILD MOTORSPORT (ABMS) erschienen.

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