Aston Martin-Star Sebastian Vettel wird nach seinem Auffahrunfall und Platz 15 beim Formel 1 Auftakt in Bahrain scharf kritisiert. Ralf Schumacher glaubt dennoch weiter an ihn.
Die Formel 1 kann grausam sein. Wer gewinnt, ist der Held. Wer verliert, der Loser. Nirgendwo wird Leistung so unter dem Brennglas bewertet wie in der Königsklasse des Motorsports. Das erlebt gerade auch Sebastian Vettel (33). Der Deutsche ist am Tiefpunkt seiner Karriere angelangt.
Statt nach dem Wechsel von Ferrari zu Aston Martin aufzublühen, fuhr der Heppenheimer auch beim Saisonstart in Bahrain weit unter seinem früheren Niveau. Trauriger Höhepunkt: ein Auffahrunfall mit Esteban Ocon.
Seitdem fallen die Experten über Sebastian Vettel her. Nur ein Beispiel: „Ich bin der Ansicht, da muss mental etwas passieren. Vielleicht sollte er einen Esoteriker besuchen, der einen bösen Geist vertreibt oder so etwas“, glaubt Ex-Champion Damon Hill. „Mir kommt es vor, als würde er psychisch auf Zehenspitzen balancieren. Aber Formel 1 ist wie Rugby: Du kannst nicht halbherzig in einen Zweikampf gehen.“
Vettel selbst gibt zu, dass er sich in seiner neuen Honey Ryder noch nicht „zuhause“ fühlt. „Es gibt viele Dinge, die mich bekämpfen, sodass ich mich nicht richtig auf das Fahren konzentrieren kann.“ Was der Deutsche meint? Das will er nicht verraten. Nur soviel: „Es gibt noch so viele Sachen, die den Rhythmus brechen und es ziemlich schwierig machen, das Auto zu spüren oder das zu spüren, was ich brauche, um schnell zu fahren.“ Deshalb operiere er in seinem Aston Martin derzeit noch bei nicht mal bei 50 Prozent, sondern eher „noch unter der Hälfte“.
Laut Ralf Schumacher dürfe sich Vettel davon jetzt nicht demotivieren lassen. Im Gespräch mit F1-Insider.com-Experte Ralf Bach sagte Schumacher bei Sport1. „Er muss jetzt Gas geben. Das Wehleidige muss aufhören, dass er das Auto nicht fühlt. Das interessiert keinen Menschen, immerhin sind wir hier in der Formel 1 und er verdient auch jede Menge Geld.“
Schumi II betont: „Letztendlich ist Sebastian ein erfahrener Rennfahrer und ein mehrfacher Weltmeister. Das Leben ist kein Ponyhof. Seinen Teamkollegen muss er jetzt mal putzen. Der Rest kommt von allein. Auch wenn aus dem Aston Martin dieses Jahr kein Siegerauto mehr wird.“
Schumachers Rat an Vettel. „Er soll sich einfach ins Auto setzen und Spaß haben. Vielleicht sollte er auch mal alle anderen neuen Interessen – er ist ja sehr grün geworden – weglassen, sich anschnallen und einfach nur Spaß beim Fahren haben. Er hat das Talent und kriegt das auch hin. Der Druck von außen ist immens, den muss er ausblenden.“ Wichtig sei beim kommenden Rennen in Imola, endlich mal wieder ein „normales Wochenende“ zu absolvieren.
Schumacher weiter: „Ich verstehe den Frust von Sebastian. Er hat sich das alles anders gewünscht und hatte auch alles andere als ein einfaches Wochenende. Trotzdem muss man die Frage klären, warum er die Distanz zum Vordermann schon mal falsch einschätzt.“
Über den AMR21 sagt der Sky-Experte: „Man kann aus einer Kuh von heute auf morgen keinen Tiger machen. Das Konzept wurde letztes Jahr – ich nenne es mal vorsichtig – vielleicht nicht komplett selbst erarbeitet (Hintergrund: Der Racing Point von 2020 ähnelte stark dem Mercedes; d. Red.). Mercedes hat auch ein Problem und bis da mal was drüben ankommt, werden sie sich gedulden müssen.“
Aston Martin-Teamchef Otmar Szafnauer hat Vettel genau wie Ralf Schumacher jedenfalls noch längst nicht abgeschrieben. „Er fährt jetzt ein völlig anderes Auto als bisher. Es ist einfach noch sehr frisch.“ Auch die Probleme am Auftaktwochenende mit einer Strafe für missachtete gelbe Flaggen hätten dem Hessen nicht gerade geholfen.
Der US-Amerikaner: „Es schien, als hätte nur er die ganzen Probleme abgekriegt. Ich bin aber trotzdem zuversichtlich, dass er die Kurve kriegt. Er fuhr von ganz hinten los und kam gut nach vorne, fühlte sich dann wohl im Auto. Das ist positiv. Sebastian ist auf einem guten Weg.“
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