Andrea Kimi Antonelli gilt aktuell als eines der größten Talente des Motorsports. 2025 startet er in seine erste Formel 1 Saison mit Mercedes. Vorher bekam unser Reporter Alex Warneke die Gelegenheit gegen den Italiener virtuell zu fahren.
„Wunderkind“, „Mercedes-Messias“, „Der nächste Verstappen“, diese Betitelungen haben wir schon gehört, wenn der italienische Rennfahrer Andrea Kimi Antonelli thematisiert wurde. Der erst 18-Jährige steigt 2025 in die Formel 1 ein und enterbt bei Mercedes keinen geringeren als den Rekordweltmeister Lewis Hamilton.
Eine anspruchsvolle Aufgabe für den Mann, der mit seinem puren Speed in diversen Nachwuchsklassen auf sich aufmerksam gemacht. Die Formel 3 hat er nach Titeln in der Formel 4 und der Formula Regional Europe und Middle East direkt übersprungen und wurde in seinem ersten Jahr in der Formel 2 mit einem strauchelnden Prema Team Sechster.
Die Formel 3 hat er zwar ausgelassen, in der Simracingwelt der Plattform iRacing ist der italienische Nachwuchsstar in sämtlichen Formel-Klassen unterwegs, so auch in der Formel C, eine Klasse, die der Formel 3 gleicht. Dass ich ihn dort am Dienstagabend in einer gemeinsamen Rennsession begegnen werde, hätte ich aber nun wirklich nicht gedacht. Schließlich ist die Strecke, auf der diese Woche gefahren wird, Oschersleben. Doch wie es sich für einen Vollblut Racer gehört will Antonelli auch auf Kursen, die nicht zum Rennkalender der Königsklasse gehören, sich mit anderen Fahrern messen.
Gemeinsam mit 24 anderen Piloten bin ich nun in der gleichen Lobby wie Antonelli unterwegs. Zwar bin ich schon des Öfteren gegen reale Piloten gefahren: Pepe Marti und Tim Tramnitz beispielsweise, die letztes Jahr in der Formel 3 und 2 unterwegs waren, doch gegen einen aktiven Formel-1-Stammfahrer noch nicht.
Als Hobby-Simracer fehlen mir zu den Spitzenpiloten je nach Strecke im Schnitt sieben bis neun Zehntelsekunden pro Runde. Antonelli hat direkt unter Beweis gestellt, dass er auch vor dem Bildschirm das Limit wie nur wenige andere spürt. Voller Motivation in der Nähe Antonellis zu starten konnte ich auf dem ostdeutschen Kurs eine neue Bestzeit in den Asphalt brennen, allerdings nur eine persönliche, die zu meinen Ungunsten auch noch aufgrund von Track Limits aberkannt wurde.
Mit der 1.16,900 wäre ich aus den Top 5 gestartet. Stattdessen stand lediglich eine 1.17,500. Und Antonelli? Der war ohnehin außer Reichweite, sicherte sich mit großem Vorsprung die Pole Position, flog in 1.15,500 über die Strecke. Wie in wenigen Monaten in Realität ist er bereits jetzt in iRacing mit einem Mercedes-Design unterwegs.
Zum Zweikampf gegen den Mann aus Bologna kam es aufgrund meines schlechten Startplatzes und der Mega-Pace Antonellis nicht, das nehme ich schon mal vorweg und doch habe ich das Rennen vor dem Mercedes-Piloten beendet. Am Start musste er sich auf der Außenbahn verteidigen, raste anschließend einsam vorne weg. Nach nur acht Runden blitze die Information auf, dass Antonelli die Lobby verlassen hat.
Mein erster Gedanke war, dass der Heißsporn, der in seinem ersten Formel-1-Training in Monza den Mercedes in die Barriere setzte, ein bisschen zu viel in einer Kurve wollte. Kieselsteine rund um Kurve eins festigten die Vermutung. Doch in der Wiederholung wurde ich eines besseren belehrt. Während er auf einen Vorsprung von zehn Sekunden zusteuerte, stellte er seinen Formel 3 mitten auf Start und Ziel ab und verließ die Lobby.
Möglicherweise war es dem Lockenkopf zu öde, oder es klingelte das Telefon und der Name „Toto“ blendete auf dem Display auf. Bis dahin ließ er sein Talent in jedem Fall aufblitzen. Im Nachhinein habe ich mir natürlich seine Runden genau angeschaut, im Schnitt nimmt er mir schließlich eine gute Sekunde in einem kurzen Oschersleben-Umlauf ab. Jede Kurve nahm er perfekt am Limit, nutzte die gesamte Geometrie der Strecke, kratzte die Kiesbetten und Grasnarben genau da, wo es die Simulation nicht bestrafte und wiederholte das gebetsmühlenartig.
Und das ist eben einer der Kernunterschiede zum durchschnittlichen Otto-Normal-Simracer wie mir. Ich schoss auf Top 10 Kurs nach 15 Runden in der vorletzten Kurve ein paar Zentimeter zu weit raus, erwischte das Kiesbett mit dem Heck und schlug quer in der gegenüberliegenden Bande ein. Immerhin spulte ich ein Drittel mehr als Antonelli ab, doch während er sein Gefährt auf Start/Ziel freiwillig abstellte, stand ich mit gebrochener Hinterradaufhängung da.
Wesentlich mehr Konkurrenz wird er vom 14. bis 16. März bekommen, dann bestreitet sein erstes Formel-1-Rennwochenede in Melbourne. Nach der Machtdemonstration in Oschersleben und satten sieben iRacing Poles in Serie freue ich mich nun umso mehr das „Wunderkind“ in der schnellsten Rennserie der Welt zu sehen…
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