Die 24 Stunden von Le Mans waren auch 2020 wieder ein Highlight. Toyota dominiert das Rennen – erlebt aber auch eine Pleite.
Die 24 Stunden von Le Mans boten wieder Motorsport vom Feinsten: Dramen, Unfälle, Überraschungen, dramatische Wendungen. So lief es in den einzelnen Klassen:
Im Qualifying war das Privatteam Rebellion zwar bis auf sechs Zehntelsekunden dran an Toyota, doch im Rennen hatten die Schweizer keine Chance gegen die 1000-PS-Hybrid-Prototypen bei deren Abschiedsvorstellung. Toyota dominierte Le Mans.
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Spannend war es aber innerhalb des Teams. Das schnellere Auto war eigentlich der Toyota #7. Also das Fahrzeug, das in den vergangenen Jahren schon oft zurückstecken musste, weil auf dem Toyota #8 Fernando Alonso saß.
Die ersten Toyota-Probleme trafen auch das Auto #8 mit Sébastien Buemi, Kazuki Nakajima und Brendon Hartley am Steuer. Ein Defekt am Bremssystem führte zu einer Standzeit von rund zehn Minuten. Das Rennen schien zugunsten des Schwesterautos entschieden. Doch die Nacht wurde zum Alptraum für die #7: Krümmer und Turbolader mussten gewechselt werden. Das dauerte eine halbe Stunde. Das Rennen war verloren.
So gewinnen Buemi und Nakajima zum dritten Mal in Folge in Le Mans – was zuletzt Marco Werner von 2005 bis 2007 gelang. Für Brendon Hartley ist es der zweite Gesamtsieg nach 2017 mit Porsche. Hartley: „Es fühlt sich toll an, aber wir vermissen die Fans, um mit ihnen zu feiern.“
Nakajima sagt: „Wir haben Glück gehabt. Ich freue mich für das Team, das wenigstens ein Auto den Sieg geholt hat. Wir hatten mehrere Probleme. Ich bin froh darüber, was wir geleistet haben.“ Buemi ergänzt: „Wir hatten einen Plattfuß, dann Bremsprobleme. Da denkst du, es ist schon alles verloren. Aber das ist Le Mans und ich bin froh, dass wir es geschafft haben. Wir dürfen jetzt die Trophäe behalten und das war unser Hauptziel.“
Auf den Plätzen zwei und drei: Der Rebellion-Gibson #1 und der zweite Toyota #7.
Für ByKolles war das Rennen ein Desaster. Schnell handelte sich das deutsche Privatteam einen Rückstand von mehreren Runden ein. Nach einem Unfall von Bruno Spengler war das Rennen gelaufen. Dem Kanadier brach vor dem Abflug der Heckflügel ab.
Toyota und ByKolles treten 2021 mit Hypercars statt LMP1-Autos an, Rebellion zieht sich zurück, verkauft ein Auto aber an Alpine, die 2021 von der LMP2 in die LMP1 aufsteigen.
In der LMP2 siegte das United Autosport-Team von Zak Brown, dem Chef von McLaren. Am Steuer: Philip Hanson, Paul di Resta und Filipe Albuquerque. Das Team dominiert derzeit auch die LMP2-Klasse in der europäischen Le-Mans-Serie und die WM, gehörte damit in Le Mans auch zu den Favoriten.
Doch erleichtert wurde ihnen der Sieg, weil Favoriten reihenweise durch Defekte zurückgeworfen wurden. Signatech Alpine, in den vergangenen vier Jahren drei Mal Sieger der LMP2-Klasse, war schon nach einer Runde betroffen und damit aus dem Rennen um den Sieg. Auch G-Drive, DragonSpeed und weitere Teams wurden von Defekten geplagt. Grund der Schwierigkeiten: Elektronikprobleme am 4,2-Liter-V8-Gibson-Motor.
Sophia Flörsch und ihr Damenteam machten einen soliden Job: keine Fehler, gute Pace, am Ende daher Rang 13 insgesamt und Platz neun in der LMP2-Klasse.
In der GT-Pro entwickelte sich das Rennen zu einem Kampf zwischen Ferrari und Aston Martin – mit dem besseren Ende für die James-Bond-Marke. Die siegreichen Fahrer: Alex Lynn, Harry Tricknell und Maxime Martin. Es ist der erste Sieg für Aston Martin in der GT-Pro seit 2017.
Porsche hatte im Rennen um den Sieg keine Chance: Der neue 911 RSR-19 war zu langsam und das Team hatte mit der Servolenkung zu kämpfen.
Im Feld waren zwölf Autos von Ferrari, acht von Porsche, aber die beiden Aston Martins gaben auch in der kleineren GT-Klasse den Ton an. Am Ende setzte sich das Auto von TF Sport mit Jonathan Adam, Charlie Eastwood und Salih Yoluç gegen den Dempsey-Proton-Porsche von Matt Campbell, Christian Ried und Riccardo Pera durch.
LMP1 (und gesamt): Toyota (Kazuki Nakajima, Sébastien Buemi, Brendon Hartley)
LMP2: United Autosport Oreca-Gibson (Phil Hanson, Paul di Resta, Filipe Albuquerque)
GTE-Pro: Aston Martin (Alexander Lynn, Harry Tricknell, Maxime Martin)
GTE-Am: TF Aston Martin (Jonathan Adam, Charlie Eastwood, Salih Yoluç)
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