Experten erklären bei AUTO BILD MOTORSPORT und F1-Insider Vettels Probleme mit seinem Ferrari. Und was der Deutsche selbst dazu sagt.
Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost (63) ist kein Freund großer Analysen. Der Ex-Teamchef, Fan und Freund von Ferrari-Pilot Sebastian Vettel (32) rät seinem ehemaligen Schützling vor dem Großen Preis von Singapur gegenüber AUTO BILD MOTORSPORT nur eins: „Er muss einfach wieder Gas geben. Er hat das Fahren nicht verlernt.“
Wenn das denn so einfach wäre. Grund: Der Deutsche, der nach seinem Dreher beim Ferrari-Heimrennen in Monza beim Sieg seines Teamkollegen Charles Leclerc (21) mit der größten Krise seiner Karriere klarkommen muss, kann beim Nachtrennen in Singapur nicht nur auf Teufel komm raus das Gaspedal durchtreten.
Denn er steht nicht nur wegen seines starken Teamkollegen, der im Ferrari-Team als „Everybodys Darling“ gilt, unter Druck. Dabei darf Vettel nicht zu viel riskieren. Erhält er drei weitere Strafpunkte, muss er das nächste Rennen in Sotschi auslassen. So besagt es die Regel des Automobilweltverbands FIA, der ähnlich wie das Kraftfahrt-Bundesamt in Flensburg emsig Strafpunkte für gefährliches Fahren verteilt.
Vettel hat nach seinen drei Punkten von Monza – dort kollidierte er beim Zurückfahren auf die Strecke mit Racing-Point-Pilot Lance Stroll – schon neun. Bei zwölf gibt es die Sperre für das kommende Rennen. Erst am 19. Oktober werden ihm wieder drei Punkte abgezogen, die er 2018 in Austin bekommen hatte.
Vettel hat nach seinen drei Punkten von Monza – dort kollidierte er beim Zurückfahren auf die Strecke mit Racing-Point-Pilot Lance Stroll – schon neun. Bei zwölf gibt es die Sperre für das kommende Rennen. Erst am 19. Oktober werden ihm wieder drei Punkte abgezogen, die er 2018 in Austin bekommen hatte.
Berger: „Schlimmer für Sebastian ist, dass er mit dem Auto nicht so klarkommt, wie er will.“Für seinen Ex-Mentor Gerhard Berger ist das aber nicht das größte Problem. Berger zu ABMS : „Da denkt ein Fahrer nicht dran. Schlimmer für Sebastian ist, dass er mit dem Auto nicht so klarkommt, wie er will. Er fährt mit dem Ferrari, der ihm nicht taugt, ständig am Limit. Da passieren dann halt mal Fehler. Wenn das fehlende Vertrauen erst mal im Kopf drin ist, gibt es kaum noch ein Entrinnen. Er braucht jetzt ein Erfolgserlebnis, dringend!“Ex-Formel-1-Pilot Juan-Pablo Montoya, der als eines der größten Formel-1-Fahrtalente galt, kann sich genau in Vettel hineinversetzen. „
Er hat kein mentales Problem, ganz sicher nicht. Irgendwas am Auto passt ihm nicht. Leclerc liegt der Wagen mehr. Mir ging es 2005 bei McLaren genauso. Das Auto machte einfach nicht, was ich wollte. Mein Teamkollege Kimi Räikkönen dagegen kam mit der Bestie besser klar. Es wurde deshalb meine schlechteste Saison.“
RTL-Experte Christian Danner sieht es ähnlich. Danner: „Die Fehler, die Vettel im Moment macht, passieren unabhängig von Leclerc. Sebastian hat das Problem, dass er dieses Auto nur unter größtem Risiko am Limit bewegen kann, weil ihm immer wieder das Heck ausbrechen kann. Wie in Bahrain, in Montreal und zuletzt in Monza.“
Dass sich ein vierfacher Weltmeister auf ein Auto einstellen muss, sieht der ehemalige Formel-1-Pilot nicht. Danner: „Ich kenne wirklich nur einen einzigen Fahrer, der sich an alles anpassen konnte – egal, welche Reifenmarke, welcher Motor, leere oder volle Tanks, unter- oder übersteuernde Autos. Fernando Alonso konnte alle Probleme umfahren. Bei allen anderen gibt es Befindlichkeiten, über die sie einfach nicht hin wegfahren können. Vettel ist also in guter Gesellschaft.“
Der Münchner traut dem Deutschen aber die Wende zu. „Es wird nicht einfach. Wenn er nicht daran glaube könnte, müsste er aufhören. Aber Vettel ist extrem selbstbewusst, deshalb glaubt er auch an die Wende.“Sagt der Deutsche auch selbst am Donnerstag in Singapur. Vettel: „Ich bin der erste, der seine Fehler zugibt. So etwas passiert und gehört zum Rennfahren dazu, aber es ist kein Desaster und auch nicht die schwierigste Phase meiner Karriere. Solche Phasen gibt es immer mal. Ich habe mich da bisher immer rausgeboxt und werde es auch diesmal schaffen.“
Jedenfalls gehe ihm die Situation nicht zu sehr an die Nieren. „Es ist kein mentales Problem“, so Vettel. „Hier und da hatte ich kein absolutes Vertrauen ins Auto. Aber das verbessert sich genau wie mein Verständnis fürs Auto. Dann geht es nur noch um die Details. Ich bin sicher, dass die Dinge sich regeln werden.“Das Rennen in Singapur wird den ersten Hinweis darauf geben, ob Vettel Recht hat.
*Dieser Artikel ist als Erstes in AUTO BILD MOTORSPORT (ABMS) erschienen.